Faszinierende Geschichte über Vidocq
Zugegebenermaßen, ich bin öfters mal ein Coveropfer. Und so kam es auch, dass ich das Buch „Der Detektiv von Paris: Das abenteuerliche Leben des Francois Vidocq“ von Walter Hansen mitnehmen musste. Das ...
Zugegebenermaßen, ich bin öfters mal ein Coveropfer. Und so kam es auch, dass ich das Buch „Der Detektiv von Paris: Das abenteuerliche Leben des Francois Vidocq“ von Walter Hansen mitnehmen musste. Das Cover ist in wunderbaren rötlichen, bläulichen, beige und lila Tönen gehalten, was sehr stimmig wirkt. Bei Vidocq habe ich zwar einen Mann vor Augen, der etwas verruchter und verlebter aufgrund seiner Erfahrungen aussieht, statt diesem jüngeren Menschlein, aber es ist doch irgendwie passend. Denn wir erfahren viel über Vidocq, wie er zu dem wurde, was er schlussendlich war: Ein gerissener Ermittler, der die Polizeiarbeit revolutioniert hat.
Vidocq wird als drittes Kind eines Bäckers geboren. Als er bei seinem Vater eine Kiste mit vielen Münzen entdeckt, ist er frustriert. Schließlich ist die Familie am Hungern, die Mutter ständig krank. In seinem Frust über diese Ungerechtigkeit erzählt er einem Verbrecher über diese Kiste. Der Verbrecher wittert seine Chance, setzt Vidocq unter Druck und plant mit ihm einen Überfall auf die Bäckerei. Vidocq flüchtet, sein schlechtes Gewissen über den geglückten Coup plagt ihn zu sehr gegenüber seiner Familie. Es kommt, wie es kommen muss: Vidocq kommt vom Regen in die Traufe. Ein Verbrechen folgt dem nächsten, und unser Hauptakteur wandert ins Gefängnis, um dann spektakulär zu flüchten. Schlussendlich kann er von 25 erfolgreichen Ausbrüchen berichten. Beim letzten Versuch hat er die Schnauze gestrichen voll, er will dem Verbrecherdasein abdanken.
So bittet er den Polizeidirektor, für ihn ein gutes Wort beim Ministerium für ihn einzulegen, und ihn als Polizisten einzustellen. Vidocq legt seinen Plan vor, der die Polizeiarbeit revolutionieren könnte – wenn, ja wenn das Ministerium und der Polizeidirektor mitmachen. Gesagt, getan, alle Partein sind dabei. Denn Paris ist die Hauptstadt der Verbrechen. Und so räumt Vidocq erst undercover, anschließend öffentlich die Verbrecherunterwelt auf. Und erwischt so vieler seiner ehemaligen verruchten Kollegen. Die Unterwelt hat Angst vor seinen Methoden, geheime Razzien haben schon so manchen Verbrecher ausgehoben, der sich so sicher wähnte. Der Status der Sicherheit hat sich geändert. Die einst ängstliche Bevölkerung fühlt sich wieder sicherer, während die Verbrecher ihre einstige Sicherheit verloren haben.
Walter Hansen hat meines Erachtens ganz gut recherchiert. Besonders gefallen hat mir die Einbindung französischer Geschichte gefallen. So finden französische Könige ihren Platz eben so wie die Bauernkriege. Zwischendrin unser Vidocq, der ebenso Geschichte geschrieben hat. Er war der Gründer der Sûreté national in Frankreich, die die Verbrecherjagd kriminalpolizeilich verfogt hat. Mit neuen Prozessen, Ideen und Strukturierung hat Vidocq die damalige Polizeiarbeit revolutioniert.
Zugegebenerweise kenne ich Vidocq bisher nur aus dem Film „Vidocq“ mit Gerard Depardieu. An diesen Film habe ich doch immer mal wieder denken müssen, als ich das Buch gelesen habe. Damals hat mich diese Filmproduktion allein wegen der Tricktechnik sehr fasziniert. Jedoch war für mich Vidocq schlicht und ergreifend eine Fantasiefigur, vielleicht basierend auf ein paar Fakten. Aber das Vidocq Universum ist größer als gedacht, und sein Einfluss auf die Geschichte weit aus stärker als gedacht. Das hat mir gut gefallen.
Insgesamt ein gelungenes Buch! jedoch habe ich eine Bitte an die Leser, die nichts mit blutigen Szenen anfangen können. Manch Urteil wird durch die Guillotine vollstreckt, und die Gefängnisse sind Anfang des 19. Jahrhunderts auch nicht mit Reinlichkeit gespickt. Es kann etwas unappetitlich werden