+Rezensionsexemplar+
Ich muss ja ehrlich sein und sagen, dass ich dieses Buch wahrscheinlich nie von selbst in die Hand genommen hätte, hätte ich es in einem Buchladen liegen sehen. Zuallererst sticht Dornengrab durch sein wirklich sehr düster gehaltenes Cover ins Auge. Dann sieht man unter dem Titel noch Historische Mysterynovelle und spätestens da wäre ich ganz raus gewesen. Denn historische Romane und dergleichen wird man in meinem Bücherregal vergeblich suchen.
Aber Aikaterini Mara Schlösser hat mich so lieb angeschrieben und gefragt ob ich ein Rezensionsexemplar ihres Buches haben möchte. Da konnte ich nicht nein sagen. Und warum nicht einmal neue Sachen ausprobieren und dadurch seinen Horizont erweitern?
Der Inhalt der Novelle ist schnell erzählt. Hartmuth lebt in Worms im Jahre 1371 und hat sich aus der Gosse frei gekämpft. Er führt ein Leben in Wohlstand, das droht zerstört zu werden. Deshalb hat er vor einigen Tagen seine Geliebte getötet. Diese aber scheint ihn aus dem Jenseits heraus zu verfolgen und in ihr Grab locken zu wollen.
„Und was, wenn es echt ist?
Wenn Elsslins Geist ihm nachjagte? Sie ihn aus Rache in den Wahnsinn treiben wollte?“ S. 73
Das Cover spricht mich wirklich nicht sehr an, aber es weist auf eine düstere Geschichte hin. Nachdem ich die Novelle beendet hatte, musste ich zugeben, dass das Cover aber sehr gut zum Inhalt passt. Nicht nur, die Frau, die mit der Rose in der Hand abgebildet ist passt wunderbar, sondern auch diese düstere Stimmung, die das Cover vermittelt. Denn die Geschichte von Hartmuth ist wirklich alles andere als rosig.
Durch den Schreibstil von Aikaterini wird die düstere Atmosphäre des späten 14. Jahrhunderts sehr gut übertragen. Alles ist dreckig und das Leben ist hart. Die meisten Menschen haben nichts bis gar nichts und jedem einzelnen wird viel abverlangt.
Der Fokus liegt die ganze Zeit auf Hartmuth, der den Leser in der Ich-Perspektive durch die Handlung führt. Bei einer Länge von nur 112 Seiten sind die Nebencharaktere natürlich, und auch leider, nicht tiefgründig ausgebaut, sondern werden nur am Rande erwähnt. Auch in Hartmuths Leben und Gefühlswelt erhält man nur einen kleinen Einblick, der aber für den kurzen Abschnitt der Handlung vollkommen ausreicht.
„Nichts auf dieser Welt, keine noch so große Liebe, kein noch so großer Schmerz, konnte diese Rose wieder erblühen lassen.“ S. 101
Hartmuth hat schon früh den Entschluss gefasst, dass er sein Leben nicht im Elend verbringen möchte und hat sich seine Stärken zunutze gemacht um in eine Kaufmannsfamilie einzuheiraten. Ich habe ihn als sehr verbitterten Charakter kennen gelernt, der vergessen hat, woher er kommt. Dadurch hat sich eine grausame Ader bei ihm entwickelt. Ohne Skrupel hat er seiner schönen Geliebten das Leben genommen, da sie ihr Geheimnis auffliegen lassen wollte.
Als dem Protagonisten nach und nach immer mehr unerklärliche Dinge geschehen, kommt man als Leser doch ins Grübeln und ein wenig hat es mich auch gegruselt.
Fazit:
Diese Novelle ist ein guter, wenn auch kurzer, Einblick in die Gefühlswelt eines verlorenen Mannes, der anscheinend vom Geist seiner toten Geliebten heimgesucht wird. Für jeden, der gerne mal einen Hauch von Mystery schnuppern möchte. Von mir gibt es dafür 4 Schmetterlinge.