Schwierige Zeiten in Paris
1944 – Paris ist befreit; die Zeiten bleiben schwierig. Man weiß nicht, wem man nun trauen kann. Nicht alle, die mit den Nazis gerne verbunden waren, sind identifiziert. So wird Jean Ricolet, ein junger ...
1944 – Paris ist befreit; die Zeiten bleiben schwierig. Man weiß nicht, wem man nun trauen kann. Nicht alle, die mit den Nazis gerne verbunden waren, sind identifiziert. So wird Jean Ricolet, ein junger Inspektor aus dem Süden, nach Paris beordert, um dort die Polizeiarbeit zu unterstützen. Die Kunststudentin Pauline Drucat, Spionin der Résistance, musste als Expertin für die Nazis arbeiten. Aufgrund eines Mordes, welcher in Verbindung mit der Kunstszene zu stehen scheint, treffen Jean und Pauline aufeinander und begeben sich sowohl gemeinsam, als auch getrennt auf Spurensuche.
Im Rahmen dieses Kriminalromans lerne ich zunächst die Gegebenheiten in Paris zu jener Zeit und nach und nach die Biographien der Haupt-Protagonisten näher kennen. Die historischen Umstände erscheinen mir gut recherchiert; hinsichtlich der Kunstgeschichte wurde hier offensichtlich künstlerische Freiheit angewendet. Sprachlich ist der Text gut zu verfolgen. Michelle Cordier möchte scheinbar etwas französisches Flair einbinden, indem ab und an entsprechendes Vokabular zum Einsatz kommt, was mir zu bemüht erscheint und auch nicht konsequent stattfindet.
Im Grunde ist dieses Buch schon ein Kriminalroman, wobei es mehrere Handlungsstränge und Nebenschauplätze gibt, die an der einen oder anderen Stelle einem alternativen Genre Gewicht verleihen. Für mich kommt auch nicht wirklich Spannung auf, was natürlich auch daran liegen könnte, dass ich dieses Buch im Rahmen einer Leserunde (Lesejury Bastei-Lübbe-Verlag) in mehreren Abschnitten gelesen habe. Im Finale kommt irgendwie alles holterdiepolter zusammen, unerwartete Wendungen überschlagen sich und ein logischer Ausgang wird mir verwehrt. Für mich war das in dieser Ansammlung zu viel und erweckte den Eindruck, das Buch sollte nun endlich fertig sein.
Grundsätzlich hätte dieser Plot ein Potential für einen grundsoliden, historischen, richtig guten Kriminalroman geboten; eine Möglichkeit die m. E. verschenkt worden ist. Dadurch verliert dieses in den ersten zwei Dritteln doch gute Buch sehr. Vielleicht wollte die Autorin zu viel auf einmal; weniger hätte ich begrüßt.
Ein unterhaltsamer, mittelmäßiger Kriminalroman der – sofern man nicht in die Tiefe geht – eine angenehme Lektüre für zwischendurch darstellt.
Michelle Cordier, Die Toten von Paris, Taschenbuch, Kriminalroman, Bastei Lübbe Verlag, 9,99 €, 336 Seiten, Erscheinungstermin 25.05.2018