Der fantastische Roman „Treacle Walker – Der Wanderheiler“ stammt aus der Feder von Alan Garner. Dieses lediglich 154 Seiten starkes Büchlein weiß dennoch mit seiner ganz besonderen Art zu überzeugen, wenn man sich auf dieses einlässt.
Klappentext:
Als der junge Joseph diesem Ruf vor seinem Fenster folgt, findet er vor seiner Tür einen fahrenden Händler mit dem Namen Treacle Walker, sowie seinen Karren, auf dem er mit eine Kiste voller mysteriöser Gegenstände durch die englischen Lande zieht. Und so beginnt ein phantastisches Abenteuer voller magischer Begegnungen. Joseph Coppock, ein kleiner Junge, lebt allein in einem alten Haus an einer Eisenbahnstrecke im Nordwesten Englands. Er hat ein schwachsichtiges Auge, liest gerne Comics und spielt mit Murmeln, vor allem mit seinem heißgeliebten Bucker. Eines Tages taucht ein Lumpensammler namens Treacle Walker auf, der ein leeres Töpfchen allheilender Medizin und einen Reibstein gegen Josephs alten Schlafanzug und den Knochen einer Lammschulter eintauscht, woraufhin zwischen den beiden eine außergewöhnmliche Freundschaft entsteht. Treacle Walker bringt Mythen, Magie, Wunder und jene Geschichten, die wir für uns selbst erfinden. Eine bemerkenswerte Erkundung des Vergehens der Zeit und ihrer Auswirkung auf einen in sich gekehrten Jungen, der versucht, sich einen Reim auf die Welt um ihn herum zu machen.
Ich persönlich habe noch kein Buch von Alan Garner gelesen. Aber der Klappentext zu diesem Werk klang so vielversprechend, sodass ich mich ohne große Erwartungen, aber dennoch mit Hoffnungen an dieses Werk herangewagt habe.
Der Schreibstil von Garner ist recht poetisch und bildhaft. Gekonnt schafft es der Autor, mit wenigen Worten ein Bild entstehen zu lassen. Ich konnte mich in dieser Geschichte fallen lassen und habe den poetischen Stil sehr genossen. Nicht immer ergibt alles auf den ersten Blick einen tieferen Sinn, manche Szenen muss man Revue passieren lassen, sie klingen nach. Seite für Seite gelangt der Leser tiefer in die Story hinein- Bild für Bild bzw. Szene für Szene setzt sich die Geschichte zusammen und wie ein Puzzle ergeben diese einen Sinn. Dieses dünne Büchlein ist wie ein Rätsel, welches man erst lösen muss. Und dennoch werden nicht alle Fäden aufgelöst, nicht jedes Fragezeichen ist am Ende aufgeklärt. Die Grenzen zwischen Fiktion und Realität sind hier fließend und nicht immer war ich mir als Leser sicher, wie ich diese Szene einordnen musste. Aber am Ende ergeben diese größtenteils mehr Sinn. Man merkt dem Buch sehr gut an, wie Garner gekonnt mit der Sprache spielt und wieviel Freude es ihm bereitet, in kleine Worte oder kurze Sequenzen eine tiefere Bedeutung zu legen.
Positiv möchte ich auch die Dialoge erwähnen. Diese waren etwas sehr Besonderes. Hier merkt man dem Buch an, wie der Autor gekonnt mit den Worten spielt. Nur wenige Worte können essentiell sein. Die Wichtigkeit ist nicht immer auf den ersten Blick erkennbar. Manchmal muss man hier zwischen den Zeilen lesen und nicht immer ergibt sich sofort der Sinn. Die Dialoge sind stellenweise sehr poetisch und oftmals hilft es, diese ein zweites Mal zu lesen.
Auch die Charaktere waren vielversprechend. Man lernt Joseph, welcher größtenteils nur Joe genannt wird, ganz gut kennen, wobei es mir jedoch schwerfällt, sein Alter einzuschätzen. Er lebt alleine in einem Haus und genießt in seinem Alltag gerne mal ein Comicbuch. Joe sieht auf einem schlecht, seine Wahrnehmung ist hier verschoben. Dies bringt die Geschichte ins Rollen. Schon zu Beginn des Buches lernen wir Treacle Walker kennen, einen Wanderheiler. Dieses tätigt Tauschgeschäfte. Dieser ist ein recht interessanter Charakter, welcher die Story belebt. Allgemein fand ich die Interaktionen zwischen den Charakteren sehr interessant und gebannt habe ich den Dialogen zwischen diesen mitverfolgt.
Insgesamt konnte mich der Autor Alan Garner mit seinem fantastischen Werk „Treacle Walker – Der Wanderheiler“ gut unterhalten. Dieses dünne Büchlein ist ziemlich poetisch und oftmals muss man eine Szene Revue passieren lassen. Wer sich auf diesen besonderen Stil einlässt, kann seine Freude an dem Werk haben. Von mir gibt es hierfür 4 Sterne.