Ein spannender Roman, basierend auf einer wahren Geschichte
Worum geht’s?
Klara hatte in jungen Jahren ein bewegtes Leben zu Zeiten des Nationalsozialismus. Doch nicht alles, was sie getan und erlebt hatte, macht sie stolz. Es gibt Geheimnisse, die sie bislang ...
Worum geht’s?
Klara hatte in jungen Jahren ein bewegtes Leben zu Zeiten des Nationalsozialismus. Doch nicht alles, was sie getan und erlebt hatte, macht sie stolz. Es gibt Geheimnisse, die sie bislang niemandem anvertraut hat. Jetzt, mit über 90 Jahren ist sie blind und denkt zurück an die Zeit. Und sie beginnt, ihr Leben auf Tonband zu sprechen.
Meine Meinung:
Mit „Die karierten Mädchen“ (DuMont Buchverlage GmbH & Co. KG, August 2022) startet Alexa Henning von Lange in ihre Romantrilogie um Klara und Gustav. Die Geschichte beruht auf dem wahren Leben ihrer eigenen Großmutter, die 130 Tonbandkassetten vollgesprochen hat. Da jedoch laut der Autorin auf den Kassetten einige Dinge ihres Erachtens weggelassen wurden, hat sie diese um die historischen Begebenheiten ergänzt.
Im Mittelpunkt des Romans steht Klara. Sie ist 93 Jahre alt und blind, als sie an ihr Leben zurückdenkt. Ihren 4 Kindern hat sie nie viel über ihre Vergangenheit erzählt und aus einer spontanen Eingebung heraus beginnt sie, ihr Leben auf Tonband aufzusprechen. Dass es sich hierbei um eine wahre Geschichte handelt, finde ich besonders spannend. Meine Oma hat selbst nie viel von dieser Zeit und ihrer Flucht erzählt. Die Bilder müssen einfach zu schrecklich gewesen sein, um sie wieder hervorzurufen. Daher finde ich es umso spannender, dass die Autorin die Erlebnisse ihrer Oma zu Papier bringt. Dabei behandelt sie einige interessante geschichtliche Themen. In diesem ersten Teil noch nicht den Krieg selbst, aber den Stand der Frauen im Naziregime. Nachdem diese zuvor angefangen hatten, selbstständig zu werden und Berufe zu ergreifen, sollten sie nun wieder zurück an den Herd, „nur“ eine Mutterrolle einnehmen und sich dem Mann unterordnen. Wie das Regime nach und nach auch auf die Erziehungsheime Einfluss genommen hat. Dann hat die Autorin die Anfänge der Verfolgung der Juden wieder lebendig gemacht, Szenen, die in ihrer Deutlichkeit besonders grausam vor meinen Augen erschienen sind. Und das Wegsehen der Menschen, teils sicher aus nicht sehen wollen, teils aber auch aus Angst, selbst angeprangert zu werden und keinen Platz mehr in der Gesellschaft zu finden.
Sehr berührend fand ich auch, wie sich Klara Tolla angenommen hat und sich von ihr trennen musste. Besonders in Bezug auf diese Geschichte bin ich schon sehr gespannt auf den zweiten Teil der Trilogie. Die Autorin hat die 1920er-1935er wirklich authentisch dargestellt. Auch die Geschichte, wie Klara und Gustav sich kennengelernt haben, hat mir gut gefallen. Und die anderen Charaktere, allen voran Klaras Kollegin und Freundin Susanne, waren einfach nur toll. Das Buch war erhellend aber auch erschreckend. Emotional im Guten wie im Schlechten. Und zu wissen, dass eine wahre Geschichte dahintersteckt, bringt einem alle Bilder und Gefühle aus dem Buch noch näher. Ich kann es nicht erwarten, dass der zweite Teil erscheint, weil ich unbedingt wissen möchte, wie Klaras Weg weitergeht, was mit Tolla ist und wie sie alle den 2. Weltkrieg erleben und überleben werden!
Fazit:
„Die karierten Mädchen“ von Alexa Henning von Lange ist der erste Teil ihrer Trilogie um Klara und Gustav. Klara ist eine junge Frau, die mehr durch Zufall die Leitung eines Erziehungsheims übernimmt, das dann in die Hände des Naziregimes fällt und das sie, um nicht aufzufallen, offiziell in deren Sinn weiterführt, obwohl sie selbst gegen das Regime ist und ein jüdisches Ziehkind hat. Im Mittelpunkt steht die Liebesgeschichte von Klara und Gustav, doch diese wird getrübt durch die Verfolgung der Juden, die ersten Deportationen und das Erstarken der Nationalsozialisten in Deutschland. Klara und Gustav treten der Partei bei, um zu überleben und in der Gesellschaft anerkannt zu sein. Die Autorin stellt die Geschehnisse dieser Zeit in ihren beschriebenen Szenerien so lebendig dar, dass es einem richtig kalt wird, so grausam war es damals. Und wenn man dann im Hinterkopf behält, dass alles auf der wahren Geschichte der Großmutter der Autorin basiert, in die sie ein paar geschichtliche Ereignisse mit eingebaut hat, wird einem noch kälter ums Herz. Mit ihrem Roman hat mich die Autorin mitgenommen in eine Zeit des Wandels und auch eine Zeit des Schreckens. In eine Zeit der Liebe, der Mutterliebe und in eine Zeit des Verlusts. Und ich bin schon sehr gespannt, wohin uns der zweite Teil führen wird!
5 Sterne von mir für diese eindrucksvolle und unter die Haut gehende Lebensgeschichte von Klara!