Über die wahre Bedeutung von Schönheit.
"Wenn ich ihn nicht so lieb gehabt hätte, würde es auch nicht so unsäglich wehtun."
Von "Making Faces" hatte ich zum Erscheinungsdatum vor ca. 1-2 Jahren bereits die ersten paar Seiten gelesen, das Buch ...
"Wenn ich ihn nicht so lieb gehabt hätte, würde es auch nicht so unsäglich wehtun."
Von "Making Faces" hatte ich zum Erscheinungsdatum vor ca. 1-2 Jahren bereits die ersten paar Seiten gelesen, das Buch dann aber doch nicht gekauft. Seitdem sind mir diese Seiten im Gedächtnis geblieben, bis die Geschichte dann doch eingezogen ist. Und sie ist so viel mehr als erwartet!
Die Handlung zieht sich über mehrere Jahre und wird abwechselnd hauptsächlich von Fern und Ambrose erzählt. Von der High School bis hin zum Erwachsenenleben begleitet man die beiden durch sämtliche Challenges, die das Leben so zu bieten hat. Ernste Themen sind somit u.a. die Ereignisse rund um 9/11, Krieg, Trauer, Verlust und Häusliche Gewalt. Die Erlebnisse der Charaktere gingen mir sehr nah, wenn auch nicht so nah, dass ich ihren Schmerz mitgefühlt habe. Das ist auch vermutlich mein Hauptkritikpunkt, für den ich einen Stern abziehe. Durch die unheimliche Fülle an Haupt- und Nebencharakteren (Was ja auch etwas Positives hat, die Geschichte wirkte dadurch rund und lebendig), die Schicksalsschläge und die vielen Handlungsjahre konnte ich mit den Personen nicht so sehr mitfühlen, wie ich gewollt hätte.
Was hierbei vielleicht auch eine Rolle spielt und ich anfangs etwas gewöhnungsbedürftig fand, war die wenige wörtliche Rede. Der Großteil der Handlung besteht aus Gedanken, Gefühlen und berichtenden Taten, was einen ja eigentlich an die Charaktere bindet. Mir war das Ganze aber zu passiv, zu unterdrückt. Da hätte ich mir ein paar Highlights gewünscht, die die Handlung aktiv durchbrochen hätten.
Die Geschichte an sich ist trotzdem immer noch sehr emotional. Fern und Ambrose sind beide Charaktere, die ihre Päckchen zu tragen haben. Fern fühlt sich nicht wahrgenommen, da sie nicht besonders hübsch zu sein scheint und viel im Schatten ihrer Freundin Rita steht. Ambrose hingegen ist das SInnbild von Männlichkeit und Begierde (okay, etwas übertrieben), hat jedoch Sorge, dem Druck und den Erwartungen an ihn irgendwann nicht mehr standhalten zu können. Bis ein Ereignis alles verändert und beide quasi die Rollen tauschen. Ich will gar nicht zu viel spoilern, aber mir hat besonders die Mischung gefallen aus tiefgründigen Gesprächen zwischen Fern und Ambrose und der Darstellung von Schönheit. Dass sie nicht nur von innen kommt und doch dafür sorgt, dass wir auf Leute erstmalig aufmerksam werden. Trotzdem ist Verhalten und Einstellung genauso wichtig. Ich kann es nicht genau beschreiben, aber die Autorin Amy Harmon hat sich wunderbar mit innerer und äußerer Schönheit auseinandergesetzt und sorgt alleine dadurch dafür, dass das Buch wirklich lesenswert ist.
"Making Faces" - ein scheinbar unscheinbaren Titel, welcher aber so viel Bedeutung besitzt; genau das gleiche könnte man über Fern sagen. Die Kapitel des Buches sind genauso bewusst gewählt, was dem Leser aber erst am Ende klar wird - dann geht man zurück und staunt, wie gut die Puzzleteile zusammenpassen. Ich vergebe 4/5 Sterne - so schnell lässt einen die Geschichte nicht los!