Meine Meinung
Einleitung
Seitdem ich Rika von Rikas Bookshelf kenne, habe ich überlegt, dieses Buch zu lesen. Und nun, da ich wahrscheinlich in der Schule ein anderes Buch mit der gleichen "Black lives matter"-Thematik vorstellen werde, dachte ich mir, dass ich es endlich mal lesen könnte. Schließlich kommt auch die Verfilmung im Januar zu uns nach Deutschland - und ich habe vor, sie zu schauen! Außerdem ist diese Thematik gerade in Zeiten von Trump wirklich wichtig.
Cover, Haptik, Playlists & Co.
Das Cover passt wie die Faust aufs Auge. Es passt perfekt zu der Thematik und wirkt schlicht, aber eindringlich. In der Innenklappe des Umschlages ist noch einmal ein ausführlicherer Klappentext sowie noch andere Meinungen und eine Autorenbiografie gedruckt. Das Papier ist übrigens angenehm dick und riecht wie frisch gedruckt! Zum Verständnis des Slang hat die Autorin auch noch ein Glossar mit den wichtigsten Begriffen geschrieben. Außerdem befindet sich noch ein Zitat von John Green auf dem Cover - ob es genauso "umwerfend und brillant" ist, wie er meint, erfahrt ihr, wenn ihr weiter lest :)
Kurze Zusammenfassung des Anfanges (SPOILER)
Starr geht auf eine Privatschule außerhalb ihres Viertels. Auf dieser hat sie auch weiße Freunde, die sie sich aber nicht traut, in ihr Viertel mit zu nehmen. Die Freunde aus ihrem Viertel stellt sie ebenfalls ihren Schulkameraden nicht vor, weil sie Angst hat, jemand würde die wahre Starr erkennen. Schließlich gibt es zwei Starrs: Die, die sich in der Schule anpasst und unauffällig ist und die, die auf Rap steht und Rassismus hasst. Diese zwei Starrs treffen aufeinander, als ein weißer Polizist vor ihren Augen ihren besten Freund Khalil ermordet, weil dieser dachte, er hätte eine Waffe, obwohl es nur eine beschissene Haarbürste war. Nun muss sie sich entscheiden: Gibt sie offen zu, dass sie die Zeugin ist und wehrt sich gegen das System? Oder schweigt sie, aus Angst vor den Auswirkungen? Als sie bei der Polizei und der Grand Jury eine Aussage gemacht hat, muss sie eine Entscheidung treffen...
Gleichzeitig gibt es Probleme innerhalb der Gangs im Viertel, als der Drogenboss King sogar auf der Beerdigung von Khalil auftaucht. Ist Khalil etwa ein Drogendealer gewesen? Wurde er zurecht erschossen? Und last but not least verheimlicht Starr ihre Beziehung mit dem weißen Klassenkameraden Chris. Wird sie irgendwann zu ihm stehen können? Und wie werden sich die Unruhen im Viertel wegen Khalil entwickeln? Die Wichtigste Frage ist ja wohl: Wird Khalils Mörder angeklagt?
Das erfahrt ihr, wenn ihr dieses Buch, dass übrigens den Deutschen Jugendliteraturpreis bekommen hat, lest!
Das Wichtigste: Schreibstil, Plot und Charaktere
Der Schreibstil ist wirklich gut. Man fliegt durch die Seiten und kann sehr gut wieder einsteigen. Das einzige, was ich an ihm bemängeln muss, ist, dass er mich emotional nicht erreicht hat - außer bei einer Szene, als jemand beerdigt wurde. Ansonsten schreibt Angie Thomas aus Starrs Ich - Perspektive. Auch, wenn das Thema wirklich schwierig ist, finde ich es sehr gut, dass sie es angesprochen und so stark thematisiert hat. Zu dem Punkt, wie die Autorin mit der heftigen Thematik umgeht, kommen wir gleich aber noch.
Zu den Charakteren muss ich erwähnen, dass sie wirklich gut ausgearbeitet und sehr unterschiedlich sind. Da die meisten schwarz sind, taucht man sehr in die Kultur und die Bräuche der Afroamerikaner ein - ebenso in den Rassenkonflikt.
Die 16-jährige Starr besitzt zwei Persönlichkeiten: die Schul-Starr, die immer zurückhaltend und unauffällig ist; und die Ghetto-Starr, die Der Prinz von Bel-Air, Drake und die afroamerikanischen Bräuche liebt. Sie ist heimlich mit Chris zusammen.
Khalil hat plötzlich nagelneue und teure Klamotten an, obwohl er noch zur Highschool geht und nicht arbeitet. Er ist Starrs bester Freund, teilt ihre Harry-Potter-Leidenschaft und war ihr erster Schwarm.
Seven ist Starrs großer (Halb-) Bruder, der total überfürsorglich ist. Er ist relativ gut in der Schule, hat aber Probleme mit seiner Mom.
Sekani ist Starrs kleiner Bruder, der von nichts weiß und mit seinen neun Jahren noch relativ unschuldig ist.
Momma erklärt sich glaube ich von selbst. Sie sieht auch Seven als ihren Sohn an, obwohl dieser aus einer Affäre von Big Mav stammt.
Big Mav ist der Vater von Starr, Seven und Sekani. Er hat wegen King schon einmal unschuldig im Gefängnis gesessen und führt mittlerweile den familieneigenen Lebensmittelladen.
Onkel Carlos ist ein Polizist und der Bruder von Momma, der sich in der Zeit, wo Big Mav im Gefängnis war, um seine Kinder gekümmert hat. Nach wie vor behandelt er Starr als seine eigene Tochter.
Chris ist Starrs heimlicher Boyfriend, nur leider hat er einen großen Fehler gemacht. Mal schauen, ob sie ihm das verzeiht...
Kenya ist Starrs Freundin innerhalb des Ghetto-Viertels. Ihr Vater ist King, und ihr Halbbruder auch Seven. Nicht selten sieht man sie dank ihres Vaters mit blauen Flecken herumlaufen.
Maya ist Starrs Freudin innerhalb der Schule. Die beiden sind seid Jahren befreundet und lassen sich seit Jahren die Gemeinheiten von Hailey gefallen.
Hailey ist die dritte im Bunde neben Maya und Starr. Sie ist eher die Gruppenanführerin, die alles zu sagen haben will und auch vor rassistischen Witzen nicht zurück schreckt.
DeVante wird von King gejagt, weil er ihm Geld schuldet. Außerdem ist er Mayas Schwarm.
King ist der Anführer der King Lords-Gang im Viertel. Er ist brutal und moralisch im Arsch, auch gegenüber seiner Frau und seinen Töchtern, und lässt die Mitglieder der Gang Drogen verkaufen. Außerdem hat er Big Mav ausgenutzt, da dieser anstatt ihm ins Gefängnis gegangen ist.
Die Thematik rund um die "Black lives matter" - Bewegung ist leider sehr aktuell. Man sollte meinen, dass Gleichberechtigung von Schwarzen dank Dr. Martin Luther King jr. kein Problem mehr wäre, aber leider scheint unsere Gesellschaft besonders seit der Präsidentschaft von Trump einen Schritt rückwärts gemacht zu haben. Wobei wir doch direkt davor den ersten schwarzen Präsidenten hatten! Wo ist dieser Fortschritt denn hin? Sonst hätte Angie Thomas diese Thematik gar nicht ansprechen müssen. Aber wie sie es dargestellt hat, war wirklich genial.
Man erlebt ja diesen Prozess von einem Tod eines Schwarzen durch einen Weißen bis hin zu der Entscheidung, ob der Weiße angeklagt ist, mit. Dadurch entstehen besonders, wenn man es aus Starrs Seite liest, für einen Weißen wie mich, Schuldgefühle. Man denkt darüber nach, ob man jemals jemanden mit einer anderen Hautfarbe benachteiligt hat. Man denkt darüber nach, warum Menschen aus ihren Fehlern nie lernen. Dieses Buch regt wirklich zum Nachdenken an, besonders an dem Punkt, als Starr entscheiden muss, ob sie den Polizisten öffentlich anprangert und eine Zeugenaussage macht oder aus Angst schweigt.
Neben der genannten Thematik geht es auch viel um den Zwiespalt zwischen dem Leben eines Weißen und einer Schwarzen, was man an Starrs Zerrissenheit bemerkt hat. Sie verhält sich weißen gegenüber komplett anders als schwarzen, und hat Angst vor ihrem Vater, falls er erfahren sollte, dass sie einen weißen Freund hat.
Und dann beschreibt Angie Thomas die Kultur der Afroamerikaner auch noch so treffend. Ich muss zugeben, dass ich mit der Kultur nicht wirklich "warm geworden" bin. Rap und Gangs sind einfach nicht meine Welt, aber es hat mich überrascht, welche Bräuche es gibt und wie viele Schwarze beinahe gezwungen werden, Drogendealer zu werden, weil sie keine Jobs finden, da Weiße bevorzugt werden.
Alles in einem bin ich wirklich extrem gespannt auf die Verfilmung, die im Januar zu uns in die Kinos kommt und bisher in den USA als sehr gut befunden wurde. Und bald erscheint ja auch schon das nächste Buch von Angie Thomas, wenn ich mich richtig erinnere, war das im März...
Fazit
Angie Thomas' Debüt überzeugt mich mit einem angenehmen Schreibstil, individuellen Charakteren und einer erschreckend guten Herangehensweise an die aktuelle Thematik rund um die "Black lives matter" - Bewegung. Ich bin schon sehr gespannt auf die Verfilmung dieses Buchschmökers und werde mir das neue Buch der Autorin, das im März erscheint, definitiv kaufen!
Zitat
Die Wahrheit wirft einen Schatten über unsere Küche. Leute wie wir werden in solchen Situationen zu Hashtags, aber Gerechtigkeit kriegen sie kaum einmal. Trotzdem glaube ich, dass wir alle auf dieses eine Mal warten, dieses eine Mal, bei dem es gerecht ausgeht. Vielleicht wird es das diesmal.
- Starr auf S. 71/72 -