Im Berlin der späten 20er Jahre arbeitet Irma Weckmüller als Verkäuferin im KaDeWe und sorgt allein für sich und ihre Schwester Martha. Doch Irmas Leben ändert sich grundlegend, als sie den charmanten Arzt Erich Bragenheim kennenlernt. Sie fühlt sich sofort zu ihm hingezogen und kann ihr Glück kaum fassen, als Erich ihre Gefühle erwidert. Zwischen den beiden entwickelt sich eine innige und tiefe Liebe. Doch mit dem Aufkommen des Nationalsozialismus sind sie schon bald großer Gefahr ausgesetzt, denn Erich ist Jude.
Nach dem Krieg: Erich wurde ermordet, Irma bleibt allein zurück. Doch sie ist noch immer entschlossen, seine Frau zu werden …
„Wo Du nicht bist“ ist ein historischer Roman nach einer wahren Begebenheit von der in Hamburg lebenden Autorin Anke Gebert.
Irmgard – genannt Irma – Weckmüller führt ein einfaches Leben und arbeitet ...
„Wo Du nicht bist“ ist ein historischer Roman nach einer wahren Begebenheit von der in Hamburg lebenden Autorin Anke Gebert.
Irmgard – genannt Irma – Weckmüller führt ein einfaches Leben und arbeitet als Verkäuferin in Berlin im KaDeWe. Mit ihrem Einkommen finanziert sie ihr Leben und das ihrer Schwester Martha, die nach einer Vergewaltigung ein Kind bekommen hat. Als Irma Erich Bragenheim – zu dem sie sich direkt hingezogen fühlt und der ihre Gefühle erwidert - kennenlernt, ändert sich ihr Leben. Durch den Arzt lernt sie das Leben in den höheren gesellschaftlichen Kreisen kennen. Aber der Krieg und die Tatsache, dass Erich Jude ist, beendet schon bald ihr Glück. Erich wird ermordet und Irma ist allein. Obwohl Erich tot ist, bleibt Irma fest entschlossen ihr Eheversprechen einzulösen.
Irma ist eine unglaublich starke Frau, die zu ihrer Liebe steht, für ihre Liebe kämpft und ihr Ziel nicht aus den Augen verliert. Ihre Gedanken und Gefühle werden nachvollziehbar beschrieben. Obwohl sich alle um sie herum von ihr abwenden – Freunde, Kollegen und sogar ihre Schwester – steht sie zu Erich. Ihre Energie, die sie an den Tag legt, um Erich nach seinem Tod zu heiraten ist beeindruckend und bewundernswert. Erich ist ein charmanter und liebenswerter Mensch, der dem Naziregime zum Opfer gefallen ist. Martha, für die Irma so viel getan hat, entwickelt sich zu einer egoistischen Frau, die sich dem System / der Gesellschaft unterordnet.
Die Ereignisse der Zeit und wie sich die Menschen durch den Nationalsozialismus haben beeinflussen lassen, sind immer wieder erschreckend und werden hier authentisch und nachvollziehbar geschildert.
Sehr gelungen fand ich den Beginn des Buches mit einem Auszug aus der Operette „Das Land des Lächelns“, dem Text der Arie „Dein ist mein ganzes Herz“. Die Idee einzelne Zeilen des Textes als Kapitelüberschrift zu verwenden, gefiel mir einfach gut.
Mit ihrem Nachwort, historischen Dokumenten, Fotos von Irmgard Weckmüller und Erich Bragenheim hat die Autorin ihr Buch gelungen abgerundet. „Wo Du nicht bist“ ist kein unterhaltsamer Roman, sondern ein historisches Buch, das für mich eines meiner Jahreshighlights war.
Berlin in den 20er Jahren: Irma Weckmüller hatte es bisher alles andere als leicht in ihrem jungen Leben. Der Vater ist im ersten Weltkrieg verstorben, die Mutter hat diesen Verlust nie verkraftet und ...
Berlin in den 20er Jahren: Irma Weckmüller hatte es bisher alles andere als leicht in ihrem jungen Leben. Der Vater ist im ersten Weltkrieg verstorben, die Mutter hat diesen Verlust nie verkraftet und sich das Leben genommen. Irma kümmert sich aufopferungsvoll um ihre kleine Schwester Martha, erarbeitet sich einen attraktiven Job im KaDeWe und verdient nebenher noch etwas Geld mit Nähen. Eines Tages lernt sie den charmanten Gynäkologen Erich Bragenheim kennen, der ihr immer offensichtlichere Avancen macht. Zunächst hält sich Irma – auch zuliebe ihrer Schwester – zurück, doch die Anziehung überwiegt: Irma und Erich werden ein Paar, verleben eine unheimlich liebevolle glückliche Zeit miteinander und planen ihre Hochzeit. Doch Erich ist Jude und die NSDAP wird immer mächtiger in Deutschland, so dass bald auch Irma in Gefahr gerät. Eines Tages wird Erich ins Konzentrationslager verschleppt und kommt dort ums Leben. Dieser Schicksalsschlag droht Irma zu zerbrechen, bis sie einen Plan fasst, der ihr wieder den alten Lebensmut und Kampfeswillen zurückgibt: Trotz allem möchte sie an ihrem Versprechen festhalten und Erichs Frau werden!
Bereits das Cover zu „Wo du nicht bist“ strahlt für mich pure Nostalgie und etwas Schwermut aus. Die Farbgebung gefällt mir sehr gut, das Motiv ist mehr als passend. Ich mag es, dass man die Gesichter des Paares nicht sieht, da dies meine Phantasie nur eingeschränkt hätte und den wahren Personen sowieso nicht gerecht geworden wäre. Ich war bereits beim Betrachten des Covers sofort in der richtigen Stimmung für die Story und habe mich direkt in die damalige Zeit zurückversetzt gefühlt. Unterstrichen wird das noch durch die passende Haptik, der Papiereinband ist absolut stimmig zur Geschichte des Buches.
Dieses startet mit dem Text „Dein ist mein ganzes Herz“ von Fritz Löhner-Beda, welcher bereits eine schwermütige Atmosphäre verbreitet und im folgenden Geschehen noch eine große Rolle spielen wird. Absolut toll finde ich deshalb, dass auf diesen auch am Ende des Buches noch einmal näher eingegangen wird und seine historischen Hintergründe sowie die der zugehörigen Personen erläutert werden.
Bereits der Prolog vor dem eigentlichen Beginn des Buches weckt beklemmende Gefühle in mir und deutet darauf hin, dass es sich um eine Geschichte ohne Happy End handeln wird. Bereits hier musste ich schlucken, vor dem Hintergrund, dass die Geschichte auf einer wahren Begebenheit basiert war dieser Einstieg bereits sehr berührend. So ein bisschen in der richtigen, melancholischen Stimmung muss man als Leser deshalb schon sein, es wird schnell klar dass das Schicksal der Protagonisten grausam werden wird. Dann jedoch zieht einen das Buch vollständig in seinen Bann und geht so tief unter die Haut, dass man es nicht so schnell vergessen kann.
Während des Hauptteiles des Buches wechseln sich Szenen aus unterschiedlichen Jahren ab, der Großteil wird jedoch chronologisch erzählt. Da alle Kapitel aber mit Jahreszahlen überschrieben sind fällt die Einordnung nicht schwer, auch wenn die Sprünge zwischen 1932 zu 1945 recht groß sind und man als Leser teilweise gefordert ist, zwischen Irmas Erinnerung und ihrer Gegenwart zu unterscheiden. Der Kontrast zwischen ihren Erlebnissen wird dadurch aber noch deutlicher. Die einzelnen Kapitel sind sehr lang und in einem nüchtern-sachlichen Schreibstil verfasst. Trotz dieser eher unemotionalen und vielmehr berichtenden Erzählweise war ich gefühlsmäßig sehr involviert. Ich glaube, dieser Stil ist genau richtig, um das Unerträgliche erträglich zu halten und den Leser auf das damals Geschehene anstatt auf seine eigenen Emotionen zu fokussieren. Am Ende des Buches findet man noch interessante Informationen über die wahren Hintergründe der Geschichte und wie es zur Entstehung des Buches kam. Außerdem Abbildungen historischer Dokumente wie der offiziellen Heiratsurkunde des Paares und Fotos der beiden, die mir die Tränen in die Augen getrieben haben.
Die Geschichte der zwei unterschiedlichen Schwestern wird anschaulich beschrieben, der Leser lernt Irma und Martha in all ihren Facetten sowie ihre gemeinsame Vergangenheit kennen. Irma ist eine starke Persönlichkeit, der man im Leben bisher noch nichts geschenkt hat. Sie musste von klein auf Verantwortung übernehmen und kümmert sich aufopferungsvoll um ihre jüngere Schwester Martha und später auch um deren Sohn Max. Im Gegensatz zu ihrer Schwester wirkt sie fast schon als „Heilige“, die fleißig, begabt und empathisch ist. Martha hingegen ist missgünstig und behandelt Irma oft ungerecht. Das erste Aufeinandertreffen mit Erich und die passend für die damalige Zeit langsame Annäherung werden sehr realitätsnah und gefühlvoll beschrieben. Gerne hätte ich aus Sympathie zu den beiden Protagonisten noch mehr Details aus der unbeschwerten Zeit gelesen, verstehe aber, dass bei diesem Buch der Fokus (leider) nicht auf den glücklichen Tagen liegt. Ich bin so traurig, dass die gemeinsame Zeit so kurz geschildert wurde, denn bereits in den Vorkriegsjahren wird der schleichende Judenhass in vielen kleinen Zwischentönen deutlich. Nach Erichs Tod zieht sich Irma in sich selbst zurück, bis sie für sich den Entschluss fasst, eine postmortale Eheschließung durchführen zu lassen. Die Veränderung, die ab diesem Punkt mit ihr einhergeht wird sehr deutlich, ihre Hartnäckigkeit und ihr ungebrochener Wille sind bewundernswert. Auf dem Weg dorthin erfährt sie zahlreiche Demütigungen, aber durch ihre unbändige Willenskraft setzt sie letztendlich ihr Ziel um – ein sehr ergreifendes, emotionales und stimmiges Ende.
Was besonders hervorzuheben ist, ist die damalige Atmosphäre, die Anke Gebert wie keine zweite heraufzubeschwören vermag. Durch ihren bildhaft-beschreibenden Stil wird der Alltag der Protagonisten plastisch, als Leser habe ich mich sofort in das Berlin der damaligen Zeit hineinversetzt gefühlt. Ich liebe dieses authentische Zeit- und Lokalkolorit! Anschaulich und ungeschönt beschrieben wird auch die Nachkriegszeit mit den Entbehrungen und dem täglichen Kampf ums Überleben nach 1945. Auch der Einblick in ein mit bis dato unbekanntes Kapitel der deutschen Justizgeschichte war sehr faszinierend, ich habe noch niemals von einer postmortalen Heirat gehört und konnte mir bisher auch noch nicht vorstellen, dass dies überhaupt möglich ist.
Bücher, die auf einer wahren Begebenheit beruhen, ergreifen mich immer besonders. „Wo du nicht bist“ hat mich allerdings noch nachhaltig berührt und beschäftigt. Zwar wird gleich am Anfang klar, dass das Buch kein "leichter" Stoff ist, aber dennoch fiebert man mit Irma und Erich mit und hofft bis zum Schluss auf ein anderes Ende. Ich bin sehr fasziniert von Irmas Lebens- und Liebesgeschichte und immer wieder aufs Neue darüber erschüttert, zu welch grausamen Handeln Menschen fähig sind. Das Buch ist ein Plädoyer für die Macht der Liebe und gegen die Ungerechtigkeit und Unmenschlichkeit des Nationalsozialismus, das den Leser erschüttert, berührt und nachdenklich zurücklässt.
Stell dir vor, du findest völlig unverhofft die Liebe deines Lebens, ihr baut euch zusammen ein Leben auf, wollt heiraten, die Welt ist schön. Doch plötzlich verändert sich die politische Lage in deinem ...
Stell dir vor, du findest völlig unverhofft die Liebe deines Lebens, ihr baut euch zusammen ein Leben auf, wollt heiraten, die Welt ist schön. Doch plötzlich verändert sich die politische Lage in deinem Heimatland und eure Beziehung darf vor dem Gesetz nicht mehr existieren. Deine große Liebe wird als Mensch zweiter Klasse gesehen, du wirst beleidigt, weil du dich mit ihm eingelassen hast, wirst drangsaliert, nur weil du liebst. Was tust du? Ziehst du dich aus der Beziehung zurück und hoffst, eines Tages jemanden anderen zu finden, den du lieben kannst oder gehst du gegen alle Widerstände an und kämpfst um den Menschen, der dir alles bedeutet?
Vor diese Entscheidung sieht sich auch Irmgard Weckmüller gestellt.
Ihr Leben war von Anfang an alles andere als leicht. Ihr Vater fällt im ersten Weltkrieg, ihre Mutter nimmt sich kurze Zeit später deshalb das Leben und lässt Irma und ihre Schwester allein zurück. Beide sind noch Kinder und sollen eigentlich ins Waisenhaus, doch die Nachbarsfrau greift ein und zieht die beiden Mädchen (wenn auch nicht ganz uneigennützig) groß.
Die Mädchen werden erwachsen und finden Arbeit, Irma im chicen KaDeWe und Martha in Diensten einer wohlhabenden Familie. Leider ist Marthas Arbeitgeber ein Schuft und vergreift sich mehrmals an ihr. Dabei wird sie schwanger, will das Kind aber nicht behalten. Irma tut einen Arzt auf, der ungewollte Schwangerschaften unterbricht: Dr. Erich Bragenheim. Schon beim ersten Aufeinandertreffen mit Erich fühlt sich Irma augenblicklich zu ihm hingezogen, und der Arzt erwidert ihre Gefühle. Es dauert einige Zeit, doch die beiden werden ein Paar und hegen eine unendliche Liebe füreinander. Sie wollen heiraten und ihr Leben miteinander verbringen, doch die Machtergreifung Hitlers wirft ihre Schatten auf die Idylle, denn Erich ist Jude.
Die Geschichte von Irma und Erich ist sehr ergreifend, vor allem, weil Irma nicht aufhört, um ihre große Liebe zu kämpfen, ganz gleich, welche Schikanen die Nazis ihr zuteil werden lassen. Auch nach Erichs Tod und kämpft Irma weiter, nämlich dass ihre Liebe vor dem Gesetz endlich anerkannt wird: Sie will Erich noch posthum heiraten. Dafür nimmt sie wiederum viel Ärger auf sich, hält aber Diffamierungen sowie die Schikanen der Bürokratie stand.
Wenn man bedenkt, dass die Geschichte auf wahren Begebenheiten beruht, dass es Irmgard Weckmüller und Erich Bragenheim wirklich gab und das Irma tatsächlich darum gekämpft hat, dass ihre Ehe mit Erich anerkannt wird, obwohl dieser viele Jahre zuvor gestorben ist, dann leidet man noch viel mehr mit den Protagonisten. Auch am Ende des Buches zu lesen, dass Erich einen Stolperstein bekommen hat, hat mich sehr berührt. Ja, "Wo du nicht bist" geht generell sehr ans Herz. Und an die Nieren. Und sollte unbedingt gelesen werden.
Irma Weckmüller lebt mit ihrer Schwester Martha im Wedding. Sie arbeitet als Verkäuferin im KaDeWe. Durch Zufall lernt sie 1929 den gut situierten, jüdischen Arzt Erich Bragenheim kennen. Trotz der sozialen ...
Irma Weckmüller lebt mit ihrer Schwester Martha im Wedding. Sie arbeitet als Verkäuferin im KaDeWe. Durch Zufall lernt sie 1929 den gut situierten, jüdischen Arzt Erich Bragenheim kennen. Trotz der sozialen Unterschiede verlieben sich die beiden und beschließen zu heiraten - gegen den Widerstand der Schwester und trotz des zunehmenden Antisemitismus in der Bevölkerung. Die Nürnberger Rassengesetze verhindern in letzter Sekunde die Eheschließung. Erich wird in Ausschwitz ermordet. Irma überlebt das Dritte Reich und hat nur ein Ziel : Erichs Frau zu werden.
Das Buch, das auf einer wahren Begebenheit beruht, hat mich sehr bewegt. Mit dazu beigetragen hat der eher nüchterne Erzählstil, durch den die Autorin vermeidet, dass aus diese tragischen Geschichte ein kitschiger Liebesroman wird. Irma wird durch ihren Rechtsanwalt aufgefordert, ihre Beziehung zu Erich zu schildern. Ich war dabei, wie sie sich kennenlernen und durfte das langsame Wachsen der Zuneigung miterleben - Momente des Glücks und der Vorfreude auf ein gemeinsames Leben. Dann ändert sich die Stimmung. Irma erinnert sich an die Anfeindungen der Kollegen und vermeintlicher Freunde bis hin zum Tag von Erichs Festnahme. Auch nach Ende des Krieges hofft sie auf seine Rückkehr, sucht ihn im zerstörten Berlin. Dieser Abschnitt zählt zu meinen Lieblingsstellen und hat mir feuchte Augen beschert. Irmas Erfahrungen bei der Suche nach einem Rechtsanwalt, der sie unterstützt, fand ich unglaublich und abstoßend, zeigen sie doch überdeutlich, dass der Antisemitismus den Krieg überlebt hat. Ich habe Irma für ihre bedingungslose Liebe und die Beharrlichkeit, mit der sie ihr Ziel verfolgt bewundert. Gleichzeitig blieb sie mir durch ihre an Besessenheit grenzende Treue auch fremd.
Dennoch kann ich das Buch nur weiter empfehlen . Es ist absolut lesenswert und zeigt an Hand dieser wahren Geschichte das menschenverachtende und grausame Gesicht des Nationalsozialismus.
Um es gleich vorwegzunehmen: Dieser Roman ist ein tief berührendes Drama voller Untaten und Greuel, aber auch voller Liebe und Hingebung, ohne dabei stets den Funken Hoffnung aufzugeben. Gebert erzählt ...
Um es gleich vorwegzunehmen: Dieser Roman ist ein tief berührendes Drama voller Untaten und Greuel, aber auch voller Liebe und Hingebung, ohne dabei stets den Funken Hoffnung aufzugeben. Gebert erzählt die Geschichte einer Liebe zur Zeit der Naziherrschaft. Sie beruht auf Tatsachen und Dokumenten, die an manchen Passagen der Dramaturgie wegen prima fiktionalisiert wurde.
Berlin der 1920er Jahre. Irma arbeitet als Verkäuferin im KaDeWe. Wegen des frühen Verlusts ihrer Eltern sorgt sie für ihre jüngere Schwester Martha. Sie haben es nicht leicht. Doch als Martha von ihrem Arbeitgeber schwanger wird, kommt es noch härter. Der gibt zwar Geld für einen Schwangerschaftsabbruch. Doch letztendlich mag Martha das Kind nicht beseitigen lassen. Irma kümmert sich, sie sucht einen Arzt für alles und findet den hoch angesehenen Gynäkologen Dr. Erich Bragenheim, einen Juden. Er steht den Schwestern uneigennützig mit seinem Wissen und Taten zur Verfügung. Er hilft bei der Entbindung und auch danach der jungen Mutter. Matha aber weiß von nun an aber mit ihrem Kind nichts anzufangen. Wieder ist es Irma, die sich um Martha und dessen Sohn kümmert, unterstützt von Erich. Denn es kommt zur großen Liebe zwischen der Verkäuferin und dem Arzt.
Der Roman beginnt in den Trümmern von Berlin mit der Suche nach Erich. Anke Gebert setzt sehr geschickt die tatsächlichen Gegebenheiten mittels Rückblenden in das aktuelle Nachkriegsgeschehen ein. Nach und nach erschließt sich dem Leser, was seit der Kindheit von Irma und Martha passiert ist.
Anhand des Schicksals von Erich und seinen Freunden und Verwandten wird die Ächtung der jüdischen Bevölkerung, die bis dahin einfach nur Deutsche waren, hautnah beschrieben. Das spart nicht die Verrohung der deutschen Bevölkerung und ihre Dummheit, wie sie heute noch existiert, aus u nd hällt die Erinnerung an die Greueltaten während der Naziherrschaft wach.
Die länger währenden, erzählenden Passagen werden aufgelockert durch aktuelle Handlungen und Dialoge in der Gegenwart, die Zeit nach dem Krieg. In der Handlung der Nachkriegszeit legt die Autorin den Spannungsbogen, der am Ende aufgelöst wird. Auch wenn diese Auflösung bereits in einem abgebildteen Dokument am Ende vorweg genommen wird, liest man das letzte Kapitel mit vollem Interesse und wird emotional tief berührt.
Die Fotos am Ende sind ein netter Zusatz, der mich aber nicht davon abgehalten hat, mein eigenes Bild im Kopf von den Figuren entstehen zu lassen.
Ein sehr empfehlenswerter Roman, der an das Theaterstück und den Spielfilm »Professor Mamlock« von Friedrich Wolf erinnert.