"Was will eine FRau eigentlich?" - "Man könnte mal eine fragen..."
"Effi liest - und zwar am liebsten Bücher, die für eine Tochter aus gutem Hause als unschicklich gelten. Effi niest - und zwar vor allem dann, wenn der junge Arzt Max in der Nähe ist." - aus dem Einbandtext.
1894: ...
"Effi liest - und zwar am liebsten Bücher, die für eine Tochter aus gutem Hause als unschicklich gelten. Effi niest - und zwar vor allem dann, wenn der junge Arzt Max in der Nähe ist." - aus dem Einbandtext.
1894: Effi stammt aus gutem Hause und wie sich das gehört besucht sie eine Schule, auf der sie auf ihr Leben als Ehefrau vorbereitet wird. Eines Tages findet sie ein geheimnisvolle Buch am Flussufer, doch noch bevor sie darin lesen kann, wird sie erwischt und fliegt von der Schule. Im Zug nachhause nach Berlin lernt sie den jungen Mediziner Max kennen, mit dem sie sich hervorragend unterhält. Zurück in im Hause ihres Vaters entwickelt sie Plan B: Sie möchte studieren, denn sie ist wissbegierig und möchte mehr über die Welt und den Menschen erfahren. Sie trifft eine Abmachung mit ihrem Vater, der aber auch beinhaltet, dass Tante Auguste sich im Haus einnistet und sie in die vornehme Frauenwelt einführt. Kompromissbereit und motiviert legt Effi los, stößt aber schnell an ihre Grenzen. Außerdem ist sie noch nicht über das Buch hinweg, dessen Inhalt sie nach wie vor brennend interessiert. Und dann ist da auch noch Max...
Mir hat das Buch richtig gut gefallen. Die Protagonistin fand ich klasse und auch authentisch, da sie mit ihrer Haltung und ihrem Wissen in ihrer Zeit gefangen ist. Die Aspekte zur Ungleichbehandlung von Frauen sind historisch korrekt, was beim Lesen noch mehr Kopfschütteln aufkommen lässt, weil es einfach so banal klingt. Was man an Effis Verhalten belächeln kann, muss man jedoch auch gleichzeitig hinterfragen, denn auch wenn uns Leser*innen vieles überholt vorkommt, bedeutet das nicht, dass Frauen im 21. Jahrhundert nicht ähnliches erleben, wenn auch auf andere Art und Weise.
Sprachlich gibt es nichts auszusetzen und Anna Moretti legt einen flotten Stil vor, der nur an ein, zwei kleinen Stellen etwas Länge hatte. Etwas schade fand ich es, dass ich hinsichtlich der Handlung schon zwei Dinge sehr früh erahnt habe; da hätte ich mir etwas mehr Rätselei gewünscht um mehr Spannung zu erleben.
Dennoch habe ich jede Seite des Buches genossen, denn die Geschichte um Effi ist sehr kurzweilig und humorvoll. Besonders hervorheben möchte ich zuletzt die Aufmachung des Buches: Das Cover ist wunderbar illustriert und ebenso die erste und letzte Seite des Buches. Und auch den Schutzumschlag finde ich richtig toll, denn es kommt nur selten vor, dass Verlages auf Prägungen auf Hochglanz verzichten und auf normales, raues Papier setzen. Danke, lieber Bastei Lübbe Verlag - gerne mehr davon