Die Spannung hält sich nicht durchgehend
Anthony McCarten schreibt in seinem neuen Roman "Going Zero" über ein wichtiges Thema, das uns alle betrifft, das wir meist akzeptieren oder ignorieren und worüber wir vermutlich viel zu wenig wissen. ...
Anthony McCarten schreibt in seinem neuen Roman "Going Zero" über ein wichtiges Thema, das uns alle betrifft, das wir meist akzeptieren oder ignorieren und worüber wir vermutlich viel zu wenig wissen. Denn der Roman bespricht die Überwachung durch elektronische Geräte und soziale Medien, den gläsernen Menschen, zu dem wir geworden sind, bei dem jeder Schritt vorhersagbar ist, und die ständige Überwachung nahezu aller öffentlichen Plätze durch Kameras.
"Going Zero" wird abwechselnd aus verschiedenen Perspektiven erzählt, wobei die zwei Hauptstränge, Kaitlyn Day und Cy Baxter, nicht unterschiedlicher sein können. Cy Baxter ist das Superhirn hinter Fusion, dessen Betatest die Leser:innen verfolgen - brillantes Superhirn, der seine Emotionen nicht unter Kontrolle hat und dem andere Menschen egal sind - ein perfekter Antagonist, denn es gibt nichts an ihm, das man mögen könnte. Kaitlyn Day, auch Zero 10, ist dafür die typische graue Maus, die Bibliothekarin, die keine negativen Eigenschaften hat und nur gegen den bösen großen Wolf ankommen möchte. Die Charaktere sind also eine Schwarz-Weiß-Zeichnung von Feinsten, es soll kein Zweifel aufkommen, wer gut und wer böse ist und zum wem die Leser:innen halten sollen.
Ganz so einfach wollte es sich der Autor dann doch nicht machen, denn zu diesen handlungstragenden Figuren kommt eine hochkomplexe Handlung, die ein paar Mal zu oft abbiegt, um schließlich am Ziel anzukommen.
Insgesamt also ein Roman, der seine Stärken hat (das wichtige Thema) und auch mitreißen kann (die meiste Zeit), der aber auch in der "Verteilung der Komplexität" etwas daneben gegriffen hat. Charaktere können ruhig grau sein, überlasst es den Leser:innen diese einzuschätzen! Vor allem bei diesem Thema gibt es so unterschiedliche Meinungen, dass es noch wichtiger ist, dass sie nicht durch Sympathien und Antipathien bereits vorgebeben ist! Dafür kann die Handlung durchaus geradliniger sein. Es braucht nicht immer eine Handlung, die ich erst nach dem dritten Mal lesen komplett verstehen kann!
"Going Zero" ist eine durchaus gelungene Unterhaltung, die auch Mehrwert hat. Leider wird einem kritische Denken erspart, dafür muss man eben bei der Handlung mitdenken, damit man diese verstehen kann.