Über verpasste Chancen und neues Glück
Alain, Stanislas, Sebastien, Frederic, Pierre, JBM und Berangere hatten große Träume im Paris der 80er Jahre! Sie wollten mit ihrer Band [i]Hologrammes[/i] berühmt werden und die Konzertsäle auf der ganzen ...
Alain, Stanislas, Sebastien, Frederic, Pierre, JBM und Berangere hatten große Träume im Paris der 80er Jahre! Sie wollten mit ihrer Band [i]Hologrammes[/i] berühmt werden und die Konzertsäle auf der ganzen Welt erobern. Doch es kam anders.
Nachdem auf ihre Bewerbung bei einer großen Plattenfirma nie eine Antwort kam, zerfielen ihre Träume langsam zu Staub und sie gingen auseinander.
Den meisten von ihnen begegnen wir mehr als dreißig Jahre später wieder, als sich nämlich etwas Unerhörtes ereignet: Alain, inzwischen ein einigermaßen desillusionierter Arzt, im täglichen Einerlei steckengeblieben, erhält nämlich, sehr verspätet, die Antwort jener Plattenfirma, die die Band zu Probeaufnahmen eingeladen hatte! Wie konnte das geschehen?
Nun, der Brief war ganz banal auf der Poststation verlorengegangen - um nach langen Jahren bei Umbaumaßnahmen doch noch aufzutauchen. Von Stund an ist für Alain nichts mehr so, wie es war. Er erinnert sich alter Zeiten, alter Träume - und beschließt, die Freunde von einst aufzusuchen, um sein Wissen um die vertanen Möglichkeiten mit ihnen zu teilen.
Aber auch für die anderen Bandmitglieder ist die Zeit nicht stehengeblieben, - und auf seiner Reise in die Vergangenheit erlebt Alain nicht nur manch Unerwartetes, sondern er darf am Ende sogar feststellen, dass trotz aller vermeintlich verpasster Chancen das Leben noch immer gut ist für Überraschungen, die sein eigenes und das Leben seiner Freunde von damals in neue Bahnen lenken werden...
"Laurains Humor und sein Sinn für Melancholie sind unvergleichlich. Wäre der Roman nicht so komisch, würde man schluchzen ob all der verpassten Möglichkeiten". So äußert sich "Le Figaro" zu dem Roman des Franzosen Alain Laurain.
Nachdem ich die Geschichte zum ersten Mal gelesen hatte, stellte ich fest, dass ich "Le Figaros" Einschätzung zunächst nicht teilen konnte, zumal ich sie ganz und gar nicht komisch und auch nicht melancholisch fand. Ich mutmaße, dass der Grund dafür in der Art und Weise zu suchen ist, auf die französische Autoren Romane schreiben, und dass mir ihr Charme nicht leicht zugängig ist. Auch mit den Protagonisten konnte ich nur wenig anfangen, sowohl ihre Verhaltensweisen als auch ihre Lebensart erschienen mir fremd, sperrig, unverständlich und überhaupt nicht nachvollziehbar.
Doch begann, weit nach der Hälfte des Buches, der Schleier sich zu lichten und ich bekam ein Gefühl für die Geschichte. So entschloss ich mich, sie ein zweites Mal zu lesen - und siehe da, ich war plötzlich eingefangen in dem Gespinst von zerborstenen Träumen, das Alain Laurain hier gewebt hat, mit federleichter Hand, mit feinem Humor, der, wie ich mutmaße, typisch französisch ist und, ja, mit eben jener, von "Le Figaro" zitierten Melancholie.
Die vorher verschwommenen Akteure nahmen Kontur an, ließen mich ihre Sehnsüchte, ihre Trauer, ihren Lebensüberdruss und Zynismus, aber auch ihren Pragmatismus spüren, mit denen sie nach dem Ende ihres Traums von Ruhm und Ehre entweder scheiterten oder aber ein ganz anderes Leben aufgebaut haben, in dem die meisten von ihnen am Ende des Romans auch zuhause sind.
Eine irreale Geschichte? Ganz bestimmt! Ein Roman mit märchenhaften Zügen über Scheitern, Verzagen, Aufgeben und Weitermachen - über dem eine ganz bestimmte Melodie schwebt, die nämlich des einen Liedes, das Alain sein Leben lang verfolgt hat und das der Band zum Welterfolg hätte verhelfen können!
Oder vielleicht doch nicht! Dies herauszufinden bleibt jedem Leser des Buches, das vielleicht erst auf den zweiten Blick, aber dann um so nachdrücklicher verzaubert, selbst überlassen....