„Ich renne so schnell, wie ich mich an der Hoffnung festhalte, meine Gedanken und Gefühle abhängen zu können.“
(Julian in Was wir uns versprechen)
Worum geht’s?
Alicia weiß schon lange, dass sie die toxische Beziehung zu ihrem Freund Timon beenden muss. Aber wie hält man durch, wenn der andere Part dir ständig das Gefühl gibt, alleine nichts wert zu sein? Julian hingegen ist das komplette Gegenteil: Er ist fürsorglich, zuvorkommend und unheimlich feinfühlig. Ein echter Freund eben. Nur leider ohne Boyfriend Potenzial, wie Alicia ihm ziemlich schnell klarmacht. Während Julian es satthat, dass Frauen sich lieber auf Bad Boys einlassen, als mit ihm auszugehen, stellt Alicia sich erstmalig die Frage: Wie kann es so verdammt schwierig sein, sich lieben zu lassen?
Was wir uns versprechen ist Band 3 der „Light in the dark“-Reihe. Das Buch ist in sich geschlossen. Vorkenntnisse sind nicht nötig, aber hilfreich. Es sind Spoiler zu Band 1 und enthalten.
Schreibstil und inhaltliche Hinweise
Das Buch ist in der Ich-Perspektive von Alicia und Julian geschrieben. Das Buch beinhaltet sexuellen Content und potenziell triggernde Thematiken.
Meine Meinung
Bereits in Band 1 habe ich mich Hals über Kopf in Alicia und die Thematik um sie und ihre toxische Beziehung verliebt, weswegen ich unglaublich enttäuscht war, dass Band 2 nicht über sie ging. Lustigerweise habe ich Band 2 dann wiederum unglaublich geliebt und bin mit entsprechend hohen Erwartungen endlich zu Alicias Geschichte gekommen – und wurde sodann enttäuscht.
Bereits der Start war irgendwie holprig und durcheinander. Ich habe ein wenig gebraucht, in das Buch reinzufinden. Alicia ist geprägt durch ihre toxische Beziehung mit Timon, das Gefühl nie gut genug zu sein und dem Problem, dass Timon ihr sämtliche Freuden zunichte macht. Lustigerweise fand ich, dass man in Band 1 viel mehr Gefühl für die toxische Dynamik der beiden bekommen hat, während es mir hier zu kurz kam. Andererseits geht es in diesem Teil ja auch darum, dass sich Alicia von Timon löst und ihre eigene Stärke, ihren eigenen Wert wiederfinden soll. Das geschieht auf mehreren Ebenen, denn nicht nur in der Beziehung, sonderlich auch beruflich warten Veränderungen auf Alicia. Sie hat einen Praktikumsplatz in einer renommierten Werbeagentur, muss aber auch hier leider feststellen, dass einige Sachen nicht so sind, wie sie scheinen. Die Thematik um Alicias beruflichen Werdegang fand ich durcheinander, teilweise nicht so greifbar und dabei irgendwie auch komplett offensichtlich. Leider hatte ich das Gefühl, dass es ein Dauerthema war, was aber gleichzeitig dafür nicht viel Aufmerksamkeit bekommen hat. Insgesamt hatte ich mit Alicia, ihren Gedanken, ihrer Sprunghaftigkeit und irgendwie auch einer gewissen Form von Naivität so meine Probleme, auch da es für mich teilweise im Widerspruch zu den Vorbänden stand, wo ich sie als deutlich stärker und reflektierter erlebt habe.
Abholen konnte mich dafür Julian aber sehr. Als männlicher Protagonist bekommt er viel Raum und seine eigene Geschichte. Er stottert, möchte aber als Lehrer arbeiten. Man begleitet ihn an die Schule, wo man merkt, wie grausam Kinder sind, aber wo Julian auch zeigt, wie offenherzig und beobachtend er ist. Die Geschichte um Julian und den „bösen“ Schüler fand ich gut gelungen, wenn auch etwas konstruiert. Aber ich mochte die Entwicklung, die Botschaft und Julians Bestreben, etwas zu verbessern, sehr. Julian leidet zudem sehr unter seinem Vater, der für das Stottern gar kein Verständnis hat. Ich fand Julians Handlungsstrang so viel ergreifender und bedrückender als Alicias, womit ich nicht gerechnet hätte.
Julian und Alicia haben für mich irgendwie nicht wirklich funktioniert zusammen. Man erfährt, dass beide als Kinder Freunde waren und erhält jede Menge Briefe der beiden, aber in der Gegenwart springt der Funke nicht über. Zufällig treffen sie sich nach zehn Jahren wieder, Insta-Love mit ein bisschen „wir möchten die Freundschaft nicht zerstören“. Dieses Gedankenhinundher hat es mir schwer gemacht, gerade auch nach der ewigen Freundschaftspause. Ich habe das Problem nicht verstanden, ich habe Alicia nicht verstanden und Julians „ja gut, dann muss ich jetzt offenbar ein Bad Boy werden“-Ausflug hat auch nicht gepasst. Insgesamt ist es so, dass die Geschichte dahinplätschert, sprunghaft ist und ich bei vielen Punkten das Gefühl hatte, es wurde angerissen, aber nie wirklich vollendens thematisiert. So erhält man jede Menge durchaus gewichtige Thematiken, aber wenig Input. So war das Buch, auf das ich mich am meisten gefreut habe, am Ende eine nette Geschichte für Nebenbei, aber sie wird leider nicht nachhaltig in meinem Kopf bleiben. Dafür fehlte zu viel.
Mein Fazit
Was wir uns versprechen ist ein Roman voller gewichtiger Themen, die aber leider nur angeschnitten werden. Die Liebesgeschichte konnte mich nicht abholen, ich habe auch das Grundproblem nicht verstanden, wieso sich beide so schwer tun. Ich bin vielleicht auch mit zu hohen Erwartungen an das Buch herangegangen.
[Diese Rezension basiert auf einem vom Verlag oder vom Autor überlassenen Rezensionsexemplar. Meine Meinung wurde hiervon nicht beeinflusst.]