Mit Biographien werde ich nicht warm
Jahrzehntelang hat Arno Geiger ein Doppelleben geführt. Jetzt erzählt er davon mit großer Offenheit. Wie er Dinge tat, die andere unterlassen. Wie gewunden, schmerzhaft und überraschend Lebenswege sein ...
Jahrzehntelang hat Arno Geiger ein Doppelleben geführt. Jetzt erzählt er davon mit großer Offenheit. Wie er Dinge tat, die andere unterlassen. Wie gewunden, schmerzhaft und überraschend Lebenswege sein können, auch der Weg zur großen Liebe. Wie er als Schriftsteller gegen eine Mauer rannte, bevor der Erfolg kam. Und von der wachsenden Sorge um die Eltern. Ein Buch voller Lebens- und Straßenerfahrung, voller Menschenkenntnis, Liebe und Trauer.
Meine persönlichen Leseeindrücke
Biographien zählen nicht zu meiner Lieblingslektüre, genauso wenig wie Poesie. Auch mit Erzählbänden tue ich mich schwer und als ich, überglücklich, das Buch von Arno Geiger gewonnen hatte, war mir nicht ganz so bewusst, dass es kein Roman ist.
Nun denn, Arno Geiger kann man immer lesen!
„Das glückliche Geheimnis“ ist ein intimes Buch, das haben Biographien so an sich. Trotzdem bin ich erstaunt, wieviel Zugang zu seinem privaten Reich er dem Fremden gewährt.
Wie anderen schon in ihren Buchbesprechungen geschrieben haben, fand ich seine Erzählungen rund um die Verwertung von weggeworfenem Papier in seinen unterschiedlichen Formaten im gesellschaftlichen Wandel amüsant zu lesen. Das glückliche Geheimnis ist somit gelüftet und ein Geschäftsmodell dazu!
Ich habe auch die Passagen, in denen es um seinen schriftstellerischen Werdegang ging, aufmerksam verfolgt. Es ist wie so oft im Leben, ohne das Quäntchen Glück geht es halt nicht. Beachtlich ist immerhin seine trotzige Hingabe zu Schriftstellerei, das kann bei weitem nicht jeder und ich bin froh, dass er es geschafft hat. Seine Romane stehen in meinem Bücherregal, wohin sich nun auch dieses Exemplar gesellen wird.
Eine nicht unerhebliche Anzahl von Seiten widmet Arno Geiger seinem Vater und lenkt dabei meine Gedanken auf seinen großen Erfolg „Der König in seinem Exil“, ein Buch, das mich immer noch berührt. Es sind Abschnitte, die ich besonders mag. Die große Zuneigung, die der Schriftsteller zu seinem Vater hatte, wird nochmals mit herzlicher Wärme in Worte gefasst. Das ist sehr schön.
Und dann nistet sich in mir so ein Gedanke ein: Ist es vielleicht ein Abschied? Manches liest sich wie Revue passieren lassen. Das stimmt mich nachdenklich. Er hat ein Geheimnis erzählt und die Geschichte zu Ende gebracht, der Vorhang ist gefallen.
Fazit
„Das glückliche Geheimnis“ von Arno Geiger hat viele Leser begeistert. Für mich, sagen wir so, hätte er aus seiner Biographie wieder einen großen Roman zaubern können. Ich nehme also das zu Papier Gebrachte zur Kenntnis und weiß nun über ihn Bescheid. Mit Biographien, wie ich oben schon erwähnt habe, werde ich einfach nicht warm.