Rezension „Die Flut“ von Arno Strobel
Inhalt:
Ein Serienmörder treibt sein Unwesen auf Amrum. Er überwältigt Paare und betäubt sie. Die Frau buddelt er bis zum Kopf in den Sand ein. Den Mann fesselt er an einem Pfahl in der Nähe – mit Blickrichtung zu seiner Frau. Dann wartet er auf die Flut… und lässt den Mann zusehen, wie seine Frau ertrinkt.
Cover und Klappentext:
Cover und Klappentext sind in gewohnter Strobel-Manier super und lassen es einfach nicht zu, das Buch nicht zu kaufen. Wirklich toll, finde ich den Wiedererkennungswert von Arno Strobel – Büchern. Immer schwarz mit schlichtem aber prägnantem Motiv, auf allen Büchern eine identische Schriftart, wechselnde Schriftfarben… toll!
Stil und Storyaufbau:
Das Buch wird aus mehreren Perspektiven erzählt. Es gibt den neutralen Erzähler, der die Geschehnisse und Gefühle der Hauptfiguren wiedergibt und es gibt den Ich-Erzähler, der in diesem Fall der Serienmörder ist.
Der neutrale Erzählstrang berichtet über zwei Pärchen, die auf Amrum Urlaub machen und über die ermittelnden Kommissare der Polizei.
Die verschiedenen Erzählstränge lassen das komplette Buch über keine Langeweile zu.
Charaktere:
Andreas und Martina – diesem Ehepaar gehört das Strandhaus, in dem die Paare Urlaub machen. Andreas ist etwas eigen. Er hält sich für sehr schlau, baggert die Frau des anderen Urlaubers an und hat schon lange keinen Spaß mehr in seiner Ehe… Martina ist die geborene Oberzicke, bzw. ob sie schon so geboren wurde ist eher fragwürdig. Anscheinend hatte sie auch mal bessere Tage. Auf jeden Fall schafft sie es sehr gut, schlechte Stimmung zu verbreiten.
Julia und Michael – sind das komplette Gegenteil der beiden und das andere Paar im Strandhaus: sie sind noch verliebt ineinander. Michael ist Andreas Kollege. Er lässt seinen Intellekt aber nicht so heraushängen, wie Andreas das gern tut. Er ist ruhig und besonnen – manchmal für seine Freundin Julia zu sehr. Julia ist ein kleines Energiebündel, leidenschaftlich, ehrlich, schnell auf 180, …
Die beiden Kommissare der Kripo Flensburg Harmsen und Diedrichsen sind ebenfalls seeehr gegensätzlich. Harmsen ist ein richtiger Haudegen und schießt sich schnell auf einen Verdächtigen ein. Seine Verbissenheit ist regelrecht spürbar. Diedrichsen dagegen ist der "gute Cop" - stets höflich und bemüht die Wogen zu glätten.
Besonders die bereits angesprochenen Täten-Perspektiven in der Geschichte haben es mir aber angetan. Wir wissen lange Zeit nicht, warum der Täter mordet. Wir wissen nur, dass er etwas für ihn sehr wichtiges herausfinden möchte. Seine Sicht auf die Dinge ist oft ziemlich befremdlich… aber durchaus interessant.
In anderen Rezensionen habe ich oft gelesen, dass die Figuren ihnen zu überspitzt seien und zu klischeehaft. Ja, da ist durchaus etwas dran. Es stört mich persönlich im vorliegenden Fall jedoch gar nicht, sondern macht das gewisse „Etwas“ aus.
Fazit:
Ich habe lange mitgerätselt, wer der Täter ist. Ich habe meine Meinung ständig überworfen. In jedem Kapitel hatte ich ein anderes komisches Gefühl… im Endeffekt verhalten sich meines Erachtens einfach mehrere Leute verdächtig oder passen in das „Täterklischee“. Was soll ich sagen. Ich lag total daneben. Das Ende hat mich sooo überraschend getroffen, dass ich kurze Zeit ja erst beleidigt war und das Buch sauer zur Seite gelegt habe. Sauer auf Arno Strobel, der mich echt vollkommen an der Nase herumgeführt hat. Nach ein paar Minuten, in denen ich diese Erkenntnis verdauen musste, war ich jedoch versöhnt. Deswegen lese ich ja gern Thriller! Das Buch ist seitdem mein „Lieblingsstrobel“.
5 von 5 Sternen!