Stark, Stärker, Windstärke 17
Meine Meinung und Inhalt
Nachdem mich Caroline Wahl's Debüt "22 Bahnen" bereits völlig überzeugen konnte aufgrund der Story, der Emotionalität und des Schreibstils, kann ich nur behaupten, dass die Autorin ...
Meine Meinung und Inhalt
Nachdem mich Caroline Wahl's Debüt "22 Bahnen" bereits völlig überzeugen konnte aufgrund der Story, der Emotionalität und des Schreibstils, kann ich nur behaupten, dass die Autorin mit "Windstärke 17" noch eines oben drauf gelegt hat. Eine tolle Fortsetzung der Handlung, diesmal Protagonistin Ida im Fokus.
Packend und ergreifend berichet Sie, wie Ida ihr Zuhause verlässt, mit nichts bei sich, außer dem alten, verschrammten Hartschalenkoffer ihrer Mutter, ein paar Lieblingsklamotten und ihrem MacBook.
""Ich denke an die volle Wohnung, die ich zurücklasse, an die hässli-
chen Möbel, an meine Kiste mit Bildern, an meine Bücher, an Ma-
mas Kleiderschrank, an ihre Klamotten in ihrem Kleiderschrank,
an ihre Klamotten, die so lebendig nach ihr riechen, dass die Frau,
der sie gehören, eigentlich nicht tot sein kann, nicht tot sein darf." (ZITAT)
Es ist wahrscheinlich ein Abschied für immer von der Kleinstadt, in der sie ihr ganzes bisheriges Leben verbracht hat. Im Abschiednehmen ist Ida richtig schlecht; sie hat es vor zwei Monaten nicht einmal auf die Beerdigung ihrer Mutter geschafft. Am Bahnhof sucht sie sich den Zug aus, der am weitesten wegfährt – auf keinen Fall will sie zu ihrer Schwester Tilda nach Hamburg –, und landet auf Rügen. Ohne Plan, nur mit einem großen Klumpen aus Wut, Trauer und Schuld im Bauch, streift sie über die Ostseeinsel.
"Vielleicht ist das die langfristige Lösung meiner Schlafprobleme: zwei Tage wach bleiben, bis die
betäubende Müdigkeit einfach stärker ist als die lauten Gedanken in meinem Kopf, die mich nicht einschlafen lassen wollen, die mir
Bilder zeigen, die ich vergessen will, die Geschichten erzählen, die ich vergraben will, und die mich vor allem anbrüllen, dass ich es
versaut habe, dass ich mehr hätte tun müssen." (ZITAT)
Man bekommt Angst um diese Ida, die so hart mit sich selbst ist, die erst Hilfe findet, als sie zusammenbricht und ein älteres Ehepaar - Knut, den örtlichen Kneipenbesitzer und seine Frau Marianne - die Ida kurzerhand bei sich aufnehmen. Eine Ersatzfamilie, wo sie ungewohnte Geborgenheit und Liebe erhält.
Auf einmal ist alles ein bisschen leichter, erträglicher in Idas Leben.
Bis ihre Welt kurz darauf wieder aus den Angeln gehoben wird.
CAROLINE WAHL wurde 1995 in Mainz geboren und wuchs in der Nähe von Heidelberg auf. Sie hat Germanistik in Tübingen und Deutsche Literatur in Berlin studiert. Danach arbeitete sie in mehreren Verlagen. 2023 erschien ihr Debütroman ›22 Bahnen‹ bei DuMont, für den sie mit dem Ulla-Hahn-Autorenpreis, dem Grimmelshausen-Förderpreis und dem Buchpreis Familienroman der Stiftung Ravensburger Verlag ausgezeichnet wurde. Außerdem wurde ›22 Bahnen‹ Lieblingsbuch der Unabhängigen 2023. Caroline Wahl lebt in Rostock.