Cover-Bild Unsere Hälfte des Himmels
9,99
inkl. MwSt
  • Verlag: Knaur Taschenbuch
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: Generationenroman
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 448
  • Ersterscheinung: 10.01.2017
  • ISBN: 9783426519011
Clarissa Linden

Unsere Hälfte des Himmels

Roman
Ein großer Schicksals-Roman über 2 Frauen und ihren Traum vom Fliegen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts und über eine dramatische Mutter-Tochter-Beziehung.
Frankfurt in den 30er Jahren: Johanna und Amelie sind dicke Freundinnen, die eine gemeinsame Sehnsucht verbindet: Sie wollen Pilotinnen werden und den Himmel erobern. Doch dieser Traum scheint im Deutschland der Nazi-Zeit unmöglich zu sein. Trotzdem halten beide zunächst an ihm fest – bis Amelie sich in Johannas Fluglehrer verliebt. Ein folgenschwerer Verrat trennt die beiden Freundinnen schließlich für immer.
Kassel in den 70er Jahren: Amelies Tochter Lieselotte, die zu ihrer Mutter stets eine sehr distanzierte Beziehung hatte, wird plötzlich mit deren aufregender Vergangenheit konfrontiert. Allmählich lernt sie eine Amelie kennen, die sie hinter der kühlen Fassade niemals vermutet hätte – und ihr wird klar, dass diese Erkenntnis ihr eigenes Leben verändern wird.

Historisch fundiert, dramatisch und mitreißend: Ein Roman über ungelebte Träume, Frauen-Freundschaft und die erste Beziehung im Leben einer Frau – die zu ihrer Mutter

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.01.2017

Die Himmelsstürmerinnen

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Der neue Roman von Clarissa Linden hat zwei Kernthemen: Frauen als Pilotinnen und die Frauenbewgeung der 70-iger. Aber auch das Thema Freundschaft und Mutter/Tochter-Beziehung stehen im Vordergrund. In ...

Der neue Roman von Clarissa Linden hat zwei Kernthemen: Frauen als Pilotinnen und die Frauenbewgeung der 70-iger. Aber auch das Thema Freundschaft und Mutter/Tochter-Beziehung stehen im Vordergrund. In zwei unterschiedlichen Zeitebenen erzählt die Autorin von Lieselotte und ihrer Mutter Amelie.

Während Lieselotte Anfang der 1970-iger in einer unglücklichen Ehe "gefangen" ist, erleidet ihre Mutter einen schweren Autounfall. Das Verhältnis der Beiden war eher unterkühlt, da Amelie ihrer Tochter nicht viel Beachtung schenkte. Liebe und Aufmerksamkeit erhielt sie nur von ihrer Großmutter Luise. Als Lieselotte die Nachricht erhält, dass ihre Mutter Amelie im Koma liegt, reist sie nach Frankfurt. Dort quartiert sie sich kurzfristig in ihrer Wohnung, was ihrem Mann Eduard gar nicht recht ist. Bald schon stellt sie fest, dass die junge Studentin Marga, die in der Wohnung gegenüber wohnt, ein ganz anderes Bild von ihrer Mutter hat. Und dann scheint Amelie auch noch ein Mitglied der "Himmelsstürmerinnen" zu sein, einer Gruppe von Frauen, die sich dem Fliegen verschrieben haben. Lieselotte macht sich auf die Suche nach der Vergangenheit und lernt eine ganz andere Frau kennen, als die, die sie meint zu kennen....

Im Vergangenheitsstrang lernen wir Amelie als junges Mädchen kennen, die gerne Segelfliegerin werden möchte. Nur in der Luft fühlt sie sich frei und gemeinsam mit ihren Freundinnen sind sie die "Himmelsstürmerinnen". Doch 1935 stehen bereits alle Zeichen auf Sturm und für Frauen wird es immer schwerer überhaupt einen Beruf zu ergreifen, denn die "richtige deutsche Frau" ist Ehefrau, Hausfrau und Mutter vieler arischer Kinder.

"Wie du schon gesagt hast: Frauen müssen sich entscheiden, was ihnen wichtiger ist. Männer können alles haben. Männer müssen sich nie gegen etwas entscheiden" - Seite 251

Doch Amelie und ihre beste Freundin Hanni geben ihre Träume nicht so schnell auf. Nichts soll ihren gemeinsamen Weg als Freundinnen und Fliegerinnen trennen. Doch dann verliebt sich Amelie in Felix von Bissingen....

Wie bei fast allen Büchern, die in zwei Zeitstränge geteilt sind, hat mir auch hier wieder der Part in der Vergangenheit besser gefallen.

Amelie ist eine junge Frau, die es nicht leicht hat, aber ihren großen Traum leben möchte. Ihre Mutter Luise unterstützt sie dabei. Amelie steht jedoch immer im Schatten der willensstarken Johanna, ihrer besten Freundin. Diese setzt alles daran ihr gemeinsames Ziel zu erreichen und schreckt dabei auch nicht vor unlauteren Mitteln zurück....
Die Freundschaft zwischen Hanni und Amelie nimmt großen Raum in der Handlung ein. Hanni war für mich zwar kein angenehmer Charakter, aber ich hatte sie sehr lebendig vor Augen. Sie ist verwöhnt und egozentrisch, fokusiert sich alleine auf ihren großen Wunsch und zerstört dabei alles um sich herum. Ihr nahm ich die Liebe zum Segelfliegen ab, bei Amelie hatte ich allerdings nicht immer das Gefühl. Leider geht die Geschichte rund um die Fliegerei im Laufe des Romans zugunsten der Liebesgeschichte verloren. Das fand ich sehr schade! Auch die politischen Ereignisse sind nur kurz angerissen und hier hätte ich gerne etwas mehr Hintergrundinformationen dazu gehabt.

Lieselotte entspricht den damaligen Frauenbild. Sie ist nicht viel mehr als die Haushälterin ihres Mannes und versucht ihm alles recht zu machen. Dabei stellt sie alle ihre Bedürfnisse zurück. Erst durch den Unfall ihrer Mutter und der Gleichgültigkeit ihres Mannes gegenüber dem Geschehen, scheint Lieselotte aufzuwachen.
Mit Marga haben wir eine selbstbewusste Studentin, die Lieselotte zu helfen versucht, endlich auf ihren eigenen zwei Beinen zu stehen. Hier verbindet die Autorin gekonnt das Thema Frauenbewegung in den Siebziger Jahren in den Roman mit ein. Es geht um das Recht der Abtreibung (Mein Körper gehört mir!) und auch Scheidungen werden immer öfter zum Thema. Diese Passagen haben mir gut gefallen und zeigen auf, was sich im letzten Jahrhundert punkto Gleichberechtigung alles getan (oder nicht getan) hat.
So richtig überzeugt von Lieselottes Wandlung war ich allerdings nicht. Sie bleibt mir zu lasch und selbst die Recherchen über die Vergangenheit ihrer Mutter gibt sie in fremde Hände.

Ein bewegender Roman mit sehr interessanten Themen, der mich allerdings nicht auf allen Ebenen vollkommen überzeugt hat. Auch die obligatorische Katze durfte wieder nicht fehlen und findet mit "Cat Balou", der Katze von Marga, ihren Einsatz =).
Sehr empfehlen kann ich Clarissa Lindens Roman "Ich warte auf dich, jeden Tag" meine Rezi, den ich wirklich großartig fand!

Schreibstil:
Der Schreibstil von Clarissa Linden alias Christiane Lind ist wahnsinnig gut zu lesen, flüssig und bildgewaltig. Bei ihr rauscht man immer durch die Handlung und möchte gar nicht aufhören zu lesen, egal unter welchen Namen oder über welche Themen sie schreibt.
Zu Beginn des Romans gibt es eine kleine Personenliste, unter den Kapitelüberschriften des Stranges aus der Vergangenheit stehen Zitate bekannter Fliegerinnen.

Fazit:
Ein bewegender Roman mit sehr interessanten Themen, der mich allerdings nicht auf allen Ebenen vollkommen überzeugen konnte. Vielschichtig und wunderbar zu lesen!

Veröffentlicht am 06.01.2017

Unseree Hälfte des Himmels

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Unsere Hälfte des Himmels, von Clarissa Linden

Cover:
Passt sehr gut zum Buch.

Inhalt:
Deutschland in den 30er Jahren, die Nazizeit wirft ihre Schatten voraus.
Die Frauen gehören ins Haus und müssen ...

Unsere Hälfte des Himmels, von Clarissa Linden

Cover:
Passt sehr gut zum Buch.

Inhalt:
Deutschland in den 30er Jahren, die Nazizeit wirft ihre Schatten voraus.
Die Frauen gehören ins Haus und müssen Kinder bekommen.
Da haben es die beiden Freundinnen Johanna und Amelie schwer, ihr Traum ist das Fliegen. Und mit Mut und Zielstrebigkeit schaffen sie es auch ganz weit.
Doch dann verliebt sich Amelie und Johanna fühlt sich verraten und lässt sich zu einem folgenscheren Verrat verleiten.

Deutschland in den 70er Jahren, die Frauen müssen immer noch für viele Rechte kämpfen. Es gibt noch den §218, oder z.B. die Tatsache, dass Männer ihren Frauen das Arbeiten verbieten können.
Liselotte, die Tochter von Amelie, hatte nie ein gutes Verhältnis zu ihrer Mutter und ist quasi in die Ehe geflohen, sie erkennt dass sie unzufrieden und unglücklich ist.
Genau in dieser Zeit hat Amelie einen schweren Unfall und liegt im Koma im Krankenhaus. Plötzlich wird Liselotte mit Amelies Vergangenheit konfrontiert und sie erfährt Dinge die sie nie für möglich gehalten hätte.
Dadurch verändert sie sich auch selber, wird stärker und sieht nur ihr Leben in einem ganz anderen Licht.

Meine Meinung:
Mit dem Schreibstil hab ich so meine Schwierigkeiten gehabt, so das erste Drittel brauchte ich um richtig in die Geschichte hineinzuwachsen. Mir kam alles recht „gestelzt“ oder „gekünstelt“ vor, vor allem in der Gegenwart, also in den 70er Jahren. Liselottes Verhalten kam mir oft unglaubwürdig, unlogisch und konstruiert vor. Z.B. Liselotte eher die zurückhaltende, hausbackene Frau, freundet sich von jetzt auf nachher mit der jüngeren Nachbarin Marga an, und diese besorgt ihr eine Arbeit, (obwohl Liselotte doch für die im Koma liegende Mutter da sein will) und Liselotte hat natürlich alle passenden Papiere bei sich?

Was mich auch etwas gestört hat waren die „künstlich erzeugten Chliffhänger“, gerade an der spannendsten Stelle hörte das jeweilige Kapitel auf und leider wurde der Faden dann nicht an dieser Stelle irgendwann wieder aufgenommen, sondern später. Z.B. beim Treffen der verfeindeten Freundinnen: sie trafen sich und dann war Ende, und später heißt es dann nur:…‘.der schreckliche Streit der dem Treffen gefolgt war‘, und gerad hier wären die Emotionen, die Worte, wie schlimm dieser Streit war, so wichtig gewesen. Ich weiß dass solche Chliffhänger oft als Stilmittel angewendet werden um Spannung zu erzeugen, für mich ist es hier aber übertrieben.

Aber nachdem diese erste Hürde überwunden ist, gewinnt das Buch an Intensität und Emotionen. Vor allem die Geschehnisse um die Freundschaft von Johanna und Amelie ihr harter Kampf ums Fliegen in der Nazizeit und dann die Liebe, die Amelie quasi dazwischenkommt und Johanna somit ein Drama auslöst, das wir uns heute gar nicht mehr vorstellen können.

Wir als Leser stehen über den Dingen und erfahren quasi so nach und nach was sich in beiden Zeiten abspielt. Wir können viel früher ahnen warum das Verhältnis von Amelie und Liselotte so geworden ist wie es ist.
Wir bangen und zittern mit Amelie in der Vergangenheit und wir sehen die Entwicklung die Liselotte in der Gegenwart macht.
Beides sind Situationen die mir Gänsehaut beim Lesen gemacht haben.

Autorin:
Clarissa Linden ist promovierte Soziologin. Die Geschichte der Frauenbewegung und die Aufarbeitung des Nationalsozialismus waren und sind ihre Themen, zu denen sie für diesen Roman intensiv recherchiert hat.

Mein Fazit:
Eine unglaubliche Geschichte über starke Frauen, die sich ihren Weg erkämpfen und doch nicht über ihren Schatten springen können?
Ein Schicksals-Roman, der zeigt, dass Worte die einmal gesagt wurden, nicht mehr zurückgenommen und ungeschehen gemacht werden können.
Ein unbedachter Moment alles zerstören kann.
Die Geschichte erhält von mir 5 Sterne, für den Schreibstil ziehe ich einen ab,
also gute 4 Sterne.

Veröffentlicht am 07.04.2017

Die Geschichte von zwei Frauen

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„Unsere Hälfte des Himmels“ ist ein Roman von Clarissa Linden und im Januar 2017 im Knaur Verlag erschienen.

Anfang der 70iger Jahre erfährt Liselotte, dass ihre Mutter, die einige Kilometer entfernt ...

„Unsere Hälfte des Himmels“ ist ein Roman von Clarissa Linden und im Januar 2017 im Knaur Verlag erschienen.

Anfang der 70iger Jahre erfährt Liselotte, dass ihre Mutter, die einige Kilometer entfernt wohnt, einen schweren Autounfall hatte und jetzt im Koma liegt. Ohne die Unterstützung ihres Mannes Eduard fährt sie alleine nach Frankfurt zu ihrer Mutter, obwohl sie zu dieser keine gute Beziehung aufbauen konnte. Sie zieht in die Wohnung der Mutter und erfährt dort einige Dinge von Ihrer Mutter, die ihr komplett neu sind. Es ist 1935. Ihre Mutter Amelie und deren Freundin Hanni lieben das Fliegen, und haben sich geschworen, alles dafür zu tun. Doch dann lernt Amelie den Fluglehrer von Hanni kennen und verliebt sich in ihn…

Das Buch spielt, wie schon erwähnt, in zwei Zeiten. Einmal in 1935 bei Amelie und Hanni und dann 1971 bei der Tochter Lieselotte. Die Kapitel der 30iger Jahre fangen immer mit einem Zitat einer Fliegerin an. Das Buch hat von Anfang an einen schönen Schreibstil. Die Autorin hat geschickt Dinge aus den jeweiligen Jahrzenten mit eingebunden. Da ich in den 80igern geboren wurde, musste ich ab und zu mal nachschlagen. Aber so habe ich wieder was dazu gelernt.

Inhaltlich geht es um die Stellung der Frauen in den jeweiligen Zeiten. Lieselotte wird von ihrem Mann unterdrückt und ihre Mutter lebte in der Zeit der Nazis, wo man aufpassen musste was man sagt. So hat jede Zeit in diesem Buch ihre eigene Geschichte, die durch die Beziehung von Mutter und Tochter verknüpft ist.

Was mich ein wenig gestört hat, war der Spannungsaufbau. In den einzelnen Kapiteln war er wirklich gut, so dass zum Ende der Kapital irgendwas passiert ist, wo man schnell wissen wollte wie es weiter geht. Leider ging es dann meistens in der anderen Zeit weiter und wenn man in die Zeit zurück kam wurde das Thema nur noch mal ganz kurz angerissen. Das fand ich sehr schade. Das Buch hat mir aber trotzdem gut gefallen, so dass ich 3 Sterne vergeben kann.

Veröffentlicht am 15.02.2017

Ich wurde nicht richtig warm mit dem Buch ...

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Dank der flüssigen Schreibweise bin ich durch diesen Roman geflogen, im wahrsten Sinne des Wortes. Komischerweise wurde ich mit den Protagonistinnen nicht wirklich warm. Ihre Geschichte hat mich nicht ...

Dank der flüssigen Schreibweise bin ich durch diesen Roman geflogen, im wahrsten Sinne des Wortes. Komischerweise wurde ich mit den Protagonistinnen nicht wirklich warm. Ihre Geschichte hat mich nicht richtig berührt. Ich empfand Amelie als Mutter sehr selbstsüchtig, wenn sie sicher vieles auch aus Trauer getan hat. Dass ihre Mutter Louise dem Kind nicht wenigstens etwas über ihren Vater und ihre Vergangenheit erzählt hat, kreide ich ihr an. Durch dieses Versteckspiel entwickelt sich Lieselotte zu einer verhuschten jungen Frau, die so viel mehr aus ihrem jungen Leben hätte machen können.

Zutiefst enttäuscht und erschüttert war ich über Johannas Verhalten, mehr sei an dieser Stelle nicht verraten. Wie gesagt, alles in allem war es eine nette Geschichte, die natürlich auch einiges an Wissen über die Fliegerei vermittelt. Ich vergebe eine Note im mittleren Bereich.

Veröffentlicht am 08.01.2017

Die Himmelsstürmerinnen gerieten leider ins Trudeln

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Frankfurt 1935: Die Studentin Hanni und ihre beste Freundin Amelie haben einen großen Traum - sie sind Sportfliegerinnen, wollen aber ihr Hobby zum Beruf machen. In Berlin gibt es einen Flugzeugbauer, ...

Frankfurt 1935: Die Studentin Hanni und ihre beste Freundin Amelie haben einen großen Traum - sie sind Sportfliegerinnen, wollen aber ihr Hobby zum Beruf machen. In Berlin gibt es einen Flugzeugbauer, der auch Frauen zu Testpilotinnen ausbildet, sie bewerben sich und träumen von einer Karriere in Berlin. Doch dann verliebt sich Amelie in Hannis Fluglehrer Felix und alle hochfliegenden Träume werden plötzlich in Frage gestellt.
Kassel 1971: Lieselotte führt ein ruhiges Leben: Ihre Ehe mit Eduard plätschert im gemeinsamen Alltagstrott vor sich hin, sie führt den Haushalt und umsorgt ihren Ehemann. Doch dann bekommt sie schlimme Nachrichten aus Frankfurt, ihre Mutter Amelie hatte einen Autounfall und liegt im Koma. Obwohl das Verhältnis zwischen Mutter und Tochter sehr kühl ist, steht es für Lieselotte außer Frage, dass sie sofort ihre Sachen packt und nach Hause fährt, um ihrer Mutter beizustehen. Sie will diese Gelegenheit auch nutzen, um ihr Leben und ihre Ehe zu hinterfragen.

Eigentlich fand ich den Einstieg in dieses Buch sehr vielversprechend, die Geschichte hatte durchaus Potenzial. Leider ist die Umsetzung in meinen Augen wenig geglückt, ich musste mich streckenweise zum Weiterlesen förmlich aufraffen.

Das lag zum einen daran, dass die beiden Zeitebenen in meinen Augen nicht besonders gut verknüpft sind. Die Abschnitte zu den Jahren 1935 und 1971 umfassen jeweils mehrere Kapitel und ergeben so sehr lange Passagen, die nur in dem einen oder dem anderen Zeitstrang spielen. Dadurch wird man aber viel zu lange aus dem Geschehen um die jeweils andere Protagonistin herausgerissen, so dass das Interesse daran fast verloren geht und ich an diesen Stellen auch immer versucht war, das Buch für längere Zeit zur Seite zu legen.
Zum anderen hatte ich den Eindruck, dass die Autorin hier einfach zu viel wollte: Frauen in der Fliegerei, (Widerstand in der) Nazizeit, Frauenbild im Dritten Reich, Frauenbewegung in den 70ern. Alle Themen werden irgendwie angerissen, aber keines wirklich ausgeführt, weil die Romanze zwischen Felix und Amelie in den Vordergrund tritt. Unter dem Strich gibt es also leider bei keinem Thema irgendwelchen Erkenntnisgewinn auf der Seite des Lesers. Mich hatte das Thema der Fliegerinnen gereizt, das aber leider insgesamt nur auf enttäuschend wenigen Seiten im Fokus steht.

Auch die Figurenzeichnung konnte mich nicht überzeugen, die Protagonistinnen Amelie und Lieselotte verhalten sich in der Regel wenig nachvollziehbar. Amelie habe ich an keiner Stelle zugetraut, dass sie genug Biss gehabt hätte, um ihre Träume von der Fliegerei wirklich in die Tat umzusetzen. Sie läuft im Grunde immer nur ihrer Freundin Hanni hinterher und geht jeder Konfrontation oder Entscheidung aus dem Weg. Manchmal fragte ich mich sogar, ob das Fliegen überhaupt ihr Traum war, oder vielleicht doch nur Hannis. Und Lieselotte ist so phlegmatisch, dass ich ihr am liebsten in den Hintern getreten hätte, sogar die Nachforschungen zu ihrer Familiengeschichte werden an eine Geschichtsstudentin outgesourct, Lieselottes "Leistung" besteht dann darin, dass sie sich nach Wochen endlich aufrafft, sogar mal einen Blick in die zusammengetragenen Unterlagen zu werfen. Insofern ist auch ihre spätere Entwicklung hin zu neuen Ufern und einem unabhängigen Leben nicht glaubhaft.
Die Nebenfiguren sind recht stereotyp: Eduard, der gleichgültige Ehemann, der eigentlich nur geheiratet hat, um eine Haushälterin zu haben. Marga, die aufmüpfige Studentin, die Amelies harte Schale geknackt hat. Die gelangweilte alte Nachbarin, die mit Argusaugen über die Kehrwoche und die Lebensgewohnheiten der anderen Hausbewohner wacht - und so weiter. Am gelungensten war vielleicht Margas Kater Cat Ballou mit seiner Vorliebe für Gehacktes.

Wer Lust auf eine tragische Liebesgeschichte hat, hat an diesem Buch möglicherweise seine Freude. Ich hatte leider etwas anderes erwartet, eher ein Zeitporträt mit einem zielgerichteten Fokus auf die Frauen in der Fliegerei. Daher fällt bei mir "Unsere Hälfte des Himmels" eher in die Kategorie: kann man schon mal lesen, aber man verpasst wohl nichts, wenn man dieses Buch auslässt.