sehr verstörend und absolut untypisch für die Autorin
Lowen Ashleigh, eine mäßig erfolgreiche Thriller-Autorin bekommt den Auftrag, die gefeierten Psychothriller von Verity Crawford weiterzuschreiben. Diese ist seit einem Unfall nicht mehr ansprechbar und ...
Lowen Ashleigh, eine mäßig erfolgreiche Thriller-Autorin bekommt den Auftrag, die gefeierten Psychothriller von Verity Crawford weiterzuschreiben. Diese ist seit einem Unfall nicht mehr ansprechbar und muss gepflegt werden.
Also zieht Lowen zu Verity, ihrem Mann Jeremy und ihrem Sohn Crew aufs Land, um dort Veritys Notizen zu sichten und mit dem Schreiben zu beginnen.
Doch alles entwickelt sich ganz anders als gedacht, sie fühlt sich immer mehr zu Jeremy hingezogen und in Veritys Unterlagen stößt sie auf ein Geheimnis, das alles verändern wird…
Hui, ich saß gerade geschlagene 5 Minuten vor dem beendeten Buch und habe mich gefragt: Was war das denn bitte? Ich kenne Colleen Hoover nun schon von unzähligen Werken und habe mit einem ähnlichen Buch gerechnet, wie ich es gewohnt war: viel Gefühl, Romantik, Herzschmerz und Drama, aber nicht damit.
Ich bin entsetzt, angewidert, verstört, fasziniert, das Buch war unglaublich. Die Geschichte wird von Lowen erzählt, aber es gibt immer wieder Kapitel, die Verity in ihre Autobiografie geschrieben hat, die Lowen irgendwann findet.
Darin wird Unglaubliches beschrieben, verstörend real und detailliert, mir hat sich der Magen umgedreht, ich kann nicht nachvollziehen, wie man so etwas auch nur denken, geschweige denn tun kann.
Die Liebesgeschichte zwischen Lowen und Jeremy bekommt nicht so viel Raum, wie ich erwartet hatte, und auch nicht so viel, wie sie meiner Meinung nach verdient hätte. Es passiert alles furchtbar schnell, ein bisschen mehr Zeit hätte der Geschichte gut getan.
Die Charaktere an sich sind ganz okay, aber keine Meisterleistung.
Verity wird als das personifizierte Böse beschrieben: kalt, berechnend, manipulativ, emotionslos, egoistisch, aber immer wieder blitzt auch etwas durch, das sich menschlich macht, was umso unheimlicher ist.
Ich hätte sie gerne als Schuldige im Gedächtnis behalten und sicher damit, dass sie verdient hat, was sie bekommen hat. Aber das Ende hält eine Überraschung bereit, die alles zuvor Gelesene in einem anderen Licht darstellen könnte.
Klar, wahrscheinlich alles gelogen, aber ein kleiner Zweifel bleibt doch und sorgt dafür, dass man das Buch nicht so schnell vergisst.
Über Lowen erfährt man nicht so wahnsinnig viel, die eigentliche Hauptfigur des Romans ist Verity.
Lowen bleibt eindimensional und blass, scheint immer das richtige zu sagen oder zu tun, das war nicht wirklich spannend. Es gab ein paar Versuche, ihre eine eigene Persönlichkeit zu verleihen, aber die waren meiner Meinung nach nicht besonders gelungen. Sie ist extrem zurückgezogen, ihre Vergangenheit wird tragischer geschildert, als dass ich es für authentisch halten könnte, ihre Schlafwandlerei hat gar nichts mit der Geschichte zu tun und hat mich eher irritiert.
Ich finde, viele Probleme werden gar nicht angesprochen. Crew müsste eigentlich ein zutiefst traumatisiertes Kind sein, aber er verhält sich ganz normal, wehrt sich auch nicht gegen Lowen, die ihm eigentlich wie ein Eindringling in seine Familie vorkommen müsste.
Jeremy wehrt sich halbherzig gegen Lowen, gibt aber recht schnell auf. Er hat außer der bedingungslosen Liebe zu seinen Kindern und Sex mit seiner Frau nicht viel zu der Geschichte beizutragen.
Ich bin ein bisschen zwiegespalten, was das Buch angeht. Ich habe es an einem Nachmittag ausgelesen und konnte es nicht weglegen, was aber nicht unbedingt an Jeremy und Lowen lag.
Ich wollte mehr über Verity wissen, in ihren kranken Geist eintauchen.
Die Autorin beschreibt es ziemlich treffen: es ist wie bei einem Unfall, man will wegsehen und kann es nicht. Bei Verity kann man nicht fassen, wie krank ein einzelner Mensch sein kann, aber dennoch will man wissen, wie es weitergeht.
Das ist kein typischer Colleen-Hoover-Roman, wer mit einer romantischen Geschichte voller Gefühle rechnet, ist hier falsch. Ich gebe daher eine eingeschränkte Leseempfehlung.