Cover-Bild Underground Railroad
(55)
  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
24,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Hanser, Carl
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 352
  • Ersterscheinung: 21.08.2017
  • ISBN: 9783446256552
Colson Whitehead

Underground Railroad

Roman. Pulitzer-Preis 2017
Nikolaus Stingl (Übersetzer)

Colson Whiteheads Bestseller über eines der dunkelsten Kapitel der Geschichte Amerikas – ausgezeichnet mit dem Pulitzer Preis 2017 und bei Amazon Prime unter der Regie von Academy-Award-Gewinner Barry Jenkins

Cora ist nur eine von unzähligen Schwarzen, die auf den Baumwollplantagen Georgias schlimmer als Tiere behandelt werden. Alle träumen von der Flucht – doch wie und wohin? Da hört Cora von der Underground Railroad, einem geheimen Fluchtnetzwerk für Sklaven. Über eine Falltür gelangt sie in den Untergrund und es beginnt eine atemberaubende Reise, auf der sie Leichendieben, Kopfgeldjägern, obskuren Ärzten, aber auch heldenhaften Bahnhofswärtern begegnet. Jeder Staat, den sie durchquert, hat andere Gesetze, andere Gefahren. Wartet am Ende wirklich die Freiheit? Colson Whiteheads Roman ist eine virtuose Abrechnung damit, was es bedeutete und immer noch bedeutet, schwarz zu sein in Amerika.

Weitere Formate

Dieses Produkt bei deinem lokalen Buchhändler bestellen

Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 06.09.2017

Schonungslos und kritisch

0

Inhalt:
In "Underground Railroad" erzählt Colson Whitehead die Geschichte der jungen Cora auf der Flucht hinaus aus der Sklaverei in Richtung Norden. Auf der Randall-Plantage aufgewachsen, ist sie jeden ...

Inhalt:
In "Underground Railroad" erzählt Colson Whitehead die Geschichte der jungen Cora auf der Flucht hinaus aus der Sklaverei in Richtung Norden. Auf der Randall-Plantage aufgewachsen, ist sie jeden Tag der Gewalt und Willkür der Plantagenbesitzer und Leidensgenossen ausgesetzt. Doch eines Tages kommt Caesar zu ihr und bittet sie mit ihr zu flüchten. Nichts ahnend was ihr bevor steht, entschließt Cora sich dazu ihn zu begleiten und somit in die Fußstapfen ihrer Mutter zu treten. Dabei trifft sie immer wieder auf Menschen, die ihr helfen, aber auch auf solche, die es nicht gut mit ihr meinen. Doch sie wird auch Passagierin eines Zuges, der sie in eine Zukunft in Freiheit zu transportieren vermag.

Cover und Aufmachung:
Ein auf den ersten Blick so wunderschönes Cover mit einer sehr passenden Schriftauswahl, welches ein Hingucker in jeder Buchhandlung werden wird. Doch schaut man es genauer an, zeigt es ein einfaches kleines Holzhaus, möglicherweise auf einer der Plantagen. Der Sternenhimmel könnte für die dunkeln Zeiten Amerikas stehen, aber womöglich sollte man den endlosen Himmel und die hellen Sterne besser als ein Symbol für Freiheit und eine aussichtsreiche Zukunft betrachten, welche Cora bevorstehen könnte. Vielleicht aber auch nur als eine Nacht, in der eine junge Frau all ihren Mut aufbringt und sich zur Flucht entscheidet.
Ich empfinde das Cover, als auch den Satz als sehr gelungen.

Meine Meinung:
In "Underground Railroad" berichtet Colson Whitehead schonungslos, was Cora auf ihrer Flucht zustößt und auch, was ihr in ihrer Vergangenheit widerfahren ist. Er beschönigt nichts und spricht neben der Versklavung der farbigen Menschen, auch den Mord und die Vertreibung der Ureinwohner an. All seine Worte sind so gewählt, dass man sie auch in die heutige Zeit übertragen kann, womit er offen Kritik an der derzeitigen Situation und der Vergangenheit der Vereinigten Staaten ausübt.
Als Metapher für das als "Underground Railroad" bezeichnete Hilfsnetzwerk, welches real existierte, lässt er seine Protagonistin mit einem Zug von Station zu Station reisen. Und jede dieser Stationen hält ganz neue Eindrücke und Gefahren für Cora bereit.
Zwischen den Staaten-Kapiteln sind immer wieder Kapitel über verschiedene Personen angebracht. Anfangs war dies verwirrend, doch im Nachhinein betrachtet, fügen diese sich gut in die Geschichte ein.
Whitehead hat einen sehr besonderen, einprägsamen, doch ebenfalls anspruchsvollen Schreibstil, wodurch immer ein paar Seiten nötig waren, um diesem wieder folgen zu können.
Der Mittelteil war eher zähflüssiger und kann wohl als Ruhe vor dem Storm bezeichnet werden, denn die letzen einhundert Seiten sind noch einmal sehr nervenaufreibend, vor allem das Ende ist aufwühlend und emotional.
Das Buch erinnert an einen Bericht. Es enthält überwiegend Schilderungen und wenig Gesprochenes zwischen den Charakteren. Teilweise zogen sich Absätze damit doch sehr in die Länge. Dies gleicht Whitehead mit seinem bereits erwähnten Schreibstil und seinem großartigen Sprachgefühl aus und scheint immer die richtigen, vor allem tiefgründigen, Worte zu finden. Sowohl für Kritik...
"Geraubte Körper bearbeiteten geraubtes Land" (S. 138)
...als auch für hoffnungsvolle Szenen.
"Mag sein, dass wir den Weg durch den Wald nicht kennen, aber wir können einander aufhelfen, wenn wir hinfallen, und wir werden gemeinsam ankommen." (S. 327)
Noch nie habe ich in einen Buch so viele Stellen markiert, die mich berührt und nachdenklich gemacht haben.
Colson Whitehead hat mit seinem Buch einen gut recherchierten, mit viel eigener Kreativität angereicherten, gesellschaftskritischen Roman verfasst.

Fazit:
Hemmungslos erzählt Whitehead von der Flucht der jungen Cora, übt Kritik am Staat und begeistert mit seiner Wortwahl. Ein gelungener Roman der nachwirkt und beschäftigt. Das Buch erhält von mir 4,5 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 30.08.2017

von wegen "home of the brave and land of the free"

0

In „Underground Railroad“ erzählt Colson Whitehead die Geschichte der Flucht der Sklavin Cora von der Randall Farm in Georgia - und die Geschichte der niederschmetternden Umstände, die in der Mitte des ...

In „Underground Railroad“ erzählt Colson Whitehead die Geschichte der Flucht der Sklavin Cora von der Randall Farm in Georgia - und die Geschichte der niederschmetternden Umstände, die in der Mitte des 19. Jahrhunderts die schwarze Bevölkerung Amerikas in den rassistischen Fängen der Sklaverei hielten.

Gegliedert in zwölf Kapitel, abwechselnd nach einer Person und einem amerikanischen Staat betitelt, öffnet das letzte Kapitel als „Der Norden“ die Enge der bisherigen Romanstruktur. Whitehead hat seinen Roman durchkomponiert und seinem Anliegen Form und Struktur des Romans unterworfen – aber auch die historische Wirklichkeit. Coras Geschichte wird chronologisch in den geographisch betitelten Kapiteln erzählt, dagegen berichten die nach Personen benannten Kapitel eben deren Geschichten in der nötigen Kürze und mit dem notwendigen Vorlauf: Man erfährt von Coras Großmutter und ihrer der Vorgeschichte auf Randalls Farm. Man lernt die Motivationen des Sklavenjägers Ridgeway kennen oder des Mediziners Stevens. Ethels und Caesars geheime Wünsche und Antriebsgründe werden in den jeweiligen Kapiteln berichtet und ganz zum Schluss das Schicksal von Coras Mutter Mabel, dessen Pointe so wenig überrascht, wie sie dennoch als Clou funktioniert.

Flucht aus Georgia

Cora flieht vor der Gewalt und Willkür, der sie als Sklavin ihrem Besitzer unterworfen ist, weil sie Hoffnung hat: Zum einen gelang schon einer Sklavin vor ihr die Flucht, ihrer Mutter Mabel nämlich, wohingegen alle anderen Fluchten in blutiger Bestrafung geendet hatten; zum anderen hofft sie auf Hilfe durch die „Underground Railroad“, einer Menschenschmuggelinstitution, die im Untergrund wirkt, um Sklaven zu helfen, den rettenden Norden Amerikas zu erreichen, wo sie frei sein können. Es ist ausgerechnet der Sklavenjäger Ridgeway, der als Erster die Existenz dieser Untergrundbahn erwähnt (S. 53). Cora wird von Caesar zur Flucht angestiftet, mit dem sie die Tunnels der Underground Railroad nutzt, um nach South Carolina zu fliehen. Sie wird vom Stationsvorsteher in Georgia aufgefordert, bei der Fahrt aus dem Fenster zu sehen: „Wenn man sehen will, was es mit diesem Land auf sich hat, dann muss man auf die Schiene. Schaut hinaus […] und ihr werdet das wahre Gesicht Amerikas sehen.“ (S. 85)

Der goldene Käfig South Carolinas

Bisher war das wahre Gesicht Amerikas für Cora die Plantage der Randalls in Georgia. Die Erniedrigungen, die harte Arbeit, die Rechtlosigkeit, die Willkür und die Gewalt. Nun sieht sie das Gesicht South Carolinas, wo es keine Sklaverei gibt. Cora arbeitet als Hausmädchen, dann in einem Museum. In einem lebendigen Diorama stellt sie das Leben der Schwarzen dar: im afrikanischen Karl, bei der quälenden Überfahrt und als Plantagensklavin im amerikanischen Süden. In diesem Museum wird die Unwürdigkeit ihres Daseins gespiegelt und verzerrt. Cora begreift, dass sie hier in einem von Weißen erdachten Konstrukt von Wahrheit mitwirkt, das mit der Realität auf der anderen Seite nichts zu tun hat. „Die Wirklichkeit war eine wechselnde Auslage in einem Schaufenster, von menschlicher Hand verfälscht“. (S. 137) Das ist mit der Wahrheit freilich immer so, ganz unabhängig von der Rassenfrage. Cora aber wird durch ihre Museumserfahrung deutlich auf ein Grundprinzip der amerikanischen Gesellschaft gestoßen: Schwarze wie Weiße sind von anderen Kontinenten hierher gekommen, wobei die Weißen sich das Land und die Menschen aus Afrika einfach genommen haben, und das Unrecht der Neuen Welt lässt sich in dem Satz zusammenfassen: „Geraubte Menschen bearbeiten geraubtes Land“ (S. 138). Noch etwas Anderes lernt Cora: dass nämlich die Hilfsbereitschaft der Weißen in South Carolina keineswegs einem Muster der Sklavenbefreiung oder gar einem Weg in die Gleichberechtigung folgt. Im Gegenteil: Der Paternalismus der Weißen - hier veranschaulicht in der Gestalt von Dr. Stevens und einem Sterilisationsprogramm - führt zu einer Bevormundung der Schwarzen, die ebenfalls von tiefgehender Verachtung geprägt ist und nicht vom Gedanken der Menschenbrüderlichkeit. Zwar ist Cora hier freier, aber der noch lange nicht frei. Der Käfig in South Carolina ist nur subtiler und weniger gewalttätig, aber genauso existentiell (indem die Zukunft der Schwarzen durch die Unfähigkeit zur Nachkommenschaft beseitigt wird).

Rassistischer Terror in North Carolina und Tennessee

Der Sklavenjäger Ridgeway taucht wieder auf, und Cora muss durch den Untergrund erneut fliehen. Sie gelangt allerdings in die Sackgasse North Carolinas, wo die Station geschlossen ist und die Geflüchtete auf dem Dachboden des Stationsvorstehers Martin und seiner Gattin Ethel viele Wochen verbringen muss. Da ihr Versteck mitten in der Stadt ist, kann Cora beobachten, wie North Carolinas neue Rassengesetze die Schwarzen vollständig entrechtet und vernichtet haben. Eine Allee der Toten zieht sich bis zum Horizont, und jeden Samstag feiert sich der weiße Mob beim gemeinschaftlichen Lynchen der doch noch innerhalb der Grenzen aufgegriffenen Schwarzen. Die beklemmende Atmosphäre in diesem Bundesstaat ist von den faschistoiden Regulatoren und einer Kultur des Denunziantentums geprägt. Auch von hier kommt Cora hinfort, in den Ketten des Ridgeways, in das benachbarte Tennessee. Hier hat ein Buschfeuer, das ein Funke nur entzündet hat, das halb Land in Schutt und Asche gelegt. Das Feuer folgte der zwangsweisen Vertreibung der indianischen Ureinwohner aus Tennessee, die auf dem „Pfad der Tränen“ 1838/39 zu Tausenden vertrieben und in den Tod gedrängt wurden. Inmitten dieser Wüste aus Asche und Sand lenkt nicht Äußeres von dem Dialog zwischen Ridgeway und Cora ab.

Ridgway und Cora – der amerikanische Imperativ

Sklavenjäger und gejagte Sklavin führen mehrere Gespräche über die amerikanische Gesellschaft, das Selbstverständnis des weißen Mannes und die Ausweglosigkeit von Coras Hoffnung auf ein besseres Leben als Schwarze. Dieser Dialog ist das Herz des Romans, insbesondere was die rassistische Logik Amerikas betrifft. Hier offenbart Whitehead die tief zielende Kritik seines Romans an Amerika und seiner Gesellschaft, die auf einem Gründungsfundament fußt, das von Raubtieren errichtet wurde, dem Gesetz Amerikas. „Es bedeutet, dass man sich nimmt, was einem gehört, sein Eigentum, alles, was man dazu erklärt.“ (S. 254) Das sei der „amerikanische Imperativ“ (S. 255), das Gesetz einer Gesellschaft von Weißen für eine Welt in der alles möglich ist – wenn man weiß ist. Coras Kommentar: „Ich muss mal aufs Klo.“

Ridgeway als Vertreter der weißen Machthaber (des Südens) verdeutlicht die Ausweglosigkeit der Flucht für Cora. Selbst später, in Indiana, wo Ridgeway und Cora erneut aufeinandertreffen, wird deutlich, dass es für die Schwarzen in dieser Zeit und in dieser Welt kein Miteinander geben kann. „Als gäbe es auf der Welt keine Orte, wohin man sich flüchten konnte, sondern nur solche, die man fliehen musste (S. 295). Der kluge, aufgeklärte, gebildete Schwarze mit Erfolg ist eine Gefahr für den Weißen, erklärt Ridgeway, weshalb der Weiße den Aufstieg der Schwarzen nie dulden werde. „Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbar nicht gefällt“, schreibt Schiller in „Wilhelm Tell“. Und so ergeht es den Schwarzen in einer durch und durch rassistischen Welt, in der ein „Weltkrieg zwischen Schwarz und Weiß“ tobt. Denn vor der eigenen Hautfarbe kann man nicht fliehen.

Das ist der gegenwärtige Ansatz von Whiteheads Kritik an der amerikanischen Gesellschaft, in der noch immer der verderbte Kern der Anfangsjahre steckt. Der Gründungsmythos als „Heimat der Tapferen und Land der Freien“ hat die schwarzen Sklaven nicht einbezogen. Selbst wenn die (1813 gedichtete) amerikanische Hymne singt:

And the star-spangled banner
in triumph shall wave
O’er the land of the free
and the home of the brave!

Das Land der Freien muss sich wacker anstrengen um das Land der Freien zu bleiben, wenn schon die Gründungslegende eine Illusion ist. „Und auch Amerika ist eine Illusion, die größte von allen.“, sagt der Bürgerrechtler Lander in Indiana (S. 326).

Deshalb ist der Rat des Stationsvorstehers in Georgia, auf der Fahrt mit der Underground Railroad aus dem Fenster zu sehen, um das wahre Gesicht Amerikas zu sehen, ein sarkastischer Scherz, „[…] von Anfang an ein Witz. Auf ihren Fahrten herrschte vor den Fenstern nur Dunkelheit, und dort würde auch immer nur Dunkelheit herrschen.“ (S. 301)

Whiteheads Methode der Verdichtung

Autor Colson Whitehead bedient sich vieler historischer Ereignisse während Coras Flucht, die nie zeitgleich stattgefunden haben. Die Handlung ist in den 1850er Jahren anzusiedeln, noch vor dem Amerikanischen Bürgerkrieg 1861/65, aber nach dem Pfad der Tränen 1838/39. Zu dieser Zeit gab es noch keine Fahrstühle in Hochhäusern; die Regulatorenbewegung in North Carolina war bereits fast fünfzig Jahre Geschichte, die geänderte Gesetzgebung in South Carolina folgte 3erst fast fünfzig Jahre späte r(und deutlich schwächer). Whitehead verdichtet den historischen Hintergrund, was deshalb stimmig ist, weil die Momente alle Facetten jener generationenübergreifenden rassistischen Diskriminierung sind, die Whitehead anprangert, weshalb das Datum für die historische Wahrheit unerheblich ist.

Ähnlich verhält es sich mit der Underground Railroad selbst: es hat freilich nie eine Untergrundbahn in Amerika gegeben, auf der Sklaven aus dem Süden fliehen konnten. Die Bahn ist eine große Metapher für die geheimen Fluchtwege, die klandestinen Pfade der Freiheitsuchenden und das notwendige Dunkel, durch das die Flucht gehen musste. Die Metapher veranschaulicht auch, dass ein Unterfangen, dass sich gegen ein ganzes gesellschaftliches System stellt, vieler Hände Mithilfe bedarf und ein großangelegtes Unternehmen sein muss. Der Kunstgriff entspricht dem in der lateinamerikanischen Literatur besonders beheimateten „magischen Realismus“.

Fazit

Colson Whitehead hat ein für den deutschen Leser vollkommen unterbelichtetes Themenfeld aufgeschlossen und einen neuen Sklavenroman, einen Anti-Sklaven-Roman geschrieben. Er hat das kritische Thema in der Person Coras und dem Antagonismus zu Ridgeway angefasst und „erlebbar“ gemacht. Das ist großartig gelungen und zurecht mit dem politisch eingefärbten Pulitzer-Preis ausgezeichnet: „For a smart melding of realism and allegory that combines the violence of slavery and the drama of escape in a myth that speaks to contemporary America.” Whiteheads Stil ist dabei häufig journalistenhaft und nicht immer eingängig zu lesen, gleichwohl eines der wichtigsten Bücher des Jahres!

Veröffentlicht am 16.08.2017

Intensiv

0

Ein sehr intensives Buch, dieses Underground Railroad.
Cora ist eine Sklavin im frühen 19. Jahrhundert und lebt mehr schlecht als recht auf einer Baumwollfarm. Als ihr die Gelegenheit zur Flucht geboten ...

Ein sehr intensives Buch, dieses Underground Railroad.
Cora ist eine Sklavin im frühen 19. Jahrhundert und lebt mehr schlecht als recht auf einer Baumwollfarm. Als ihr die Gelegenheit zur Flucht geboten wird, greift sie zu, ohne zu wissen, was sie erwartet. Der erste Teil der Flucht in der Railroad gelingt noch gut. Ihr und ihrem Freund gelingt es, in einer anderen Stadt Zuflucht und Arbeit zu finden und wieder auf die Füße zu kommen. Leider reicht der Arm der Plantagenbesitzer weit und so müssen die beiden weiter fliehen.
Gleich im Vorwort erfahren wir, dass dieses Buch auf wahren Tatsachen beruht. Ein dunkles Kapitel der amerikanischen Geschichte wird beschrieben. Umso schöner zu erfahren, dass es auch sehr hilfsbereite Menschen gab, die den Farbigen bei ihrer Flucht halfen und sich selber in Gefahr brachten. Cora ist ein sympathischer Charakter und man bangt mit ihr mit als sie die Flucht antritt. Im Geheimen immer noch auf der Suche nach ihrer Mutter, mit der sie noch ein Hühnchen zu rupfen hat.
Gleichwohl die Story hauptsächlich um Coras Flucht geht, wird in Nebenschauplätzen auch die Vorgeschichte der anderen Handelnden erzählt, was den Lesefluss manchmal etwas stoppt, oft aber auch enorm zum Vorwärtstreiben der Handlung beiträgt.
Ich habe das Buch in einem Rutsch verschlungen und für Coras Glück die Daumen gedrückt.

Veröffentlicht am 20.10.2021

Irrfahrt ohne Zug

0

Cora ist Sklavin der dritten Generation und lebt unter schrecklichen Bedingungen Mitte des 19. Jahrhunderts auf einer Baumwollplantage in Georgia, den Repressalien der eigenen Leute ebenso ausgesetzt wie ...

Cora ist Sklavin der dritten Generation und lebt unter schrecklichen Bedingungen Mitte des 19. Jahrhunderts auf einer Baumwollplantage in Georgia, den Repressalien der eigenen Leute ebenso ausgesetzt wie den Grausamkeiten der weißen Besitzer. Ihrer Mutter gelang einst die Flucht, ohne die kleine Cora; dies hat das Mädchen nie verwunden und doch ist sie stolz auf die Mutter, die nie gefasst wurde. Daher stimmt sie schließlich dem Plan des cleveren Caesar zu, mit ihm gemeinsam ebenfalls die Flucht zu wagen. Caesar verfügt über eine seltene Fähigkeit unter den Sklaven, er kann lesen und er kennt die Underground Railroad, die den Weg in die Freiheit des Nordens bedeutet.

Ich habe ein bisschen gebraucht, bis ich in die Geschichte hineingefunden hatte. Whitehead schreibt anschaulich und atmosphärisch, läßt aber auch Leerstellen. Nicht nur die Sklavin Cora kommt zu Wort, sondern ebenso auch andere Figuren, die in dieser exemplarischen und grausamen Fluchtgeschichte wichtig sind, z.B. der Kopfgeldjäger Ridgeway und verschiedene Fluchthelfer. Sie alle lassen die Lesenden an ihren Gedanken und Meinungen teilhaben, die einen großen Teil des Romans ausmachen und den Lesefluss auch gelegentlich hemmen. Gedanken über die Sklaverei, das Land Amerika, Gerechtigkeit und Freiheit. Die Kapitelüberschriften nennen jeweils abwechselnd eine Person und einen Bundesstaat, anhand dessen die Geschichte (der Sklaverei in verschiedenen Staaten Amerikas) und die Flucht erzählt werden. Der Autor springt häufig in der Handlung vor und zurück. Eine Lücke im Erzählen wird oft durch ein späteres Kapitel gefüllt. Dies erfordert die volle Aufmerksamkeit der Lesenden, ebenso wie der dichte Schreibstil.

Die Underground Railroad hatte ich mir als ein Netzwerk vorgestellt, nicht als eine tatsächliche unterirdische Eisenbahnstrecke. Als die erste Station im Roman beschrieben wurde, habe ich mich gefragt, ob denn niemand die fahrenden Züge hört und wer denn eigentlich diese Tunnel gegraben haben soll? Das fand ich recht unwahrscheinlich und tatsächlich hat diese unterirdischen Bahnhöfe und Gleise nie gegeben. Als Underground Railroad wurde das Netzwerk der Fluchthelfer bezeichnet, die Stationsvorsteher waren Fluchthelfer und die Stationen waren die Unterkünfte, in denen die geflohenen Sklaven versteckt wurden.

Mit diesem Wissen hat die Geschichte noch einen zusätzlichen Kniff. Für mich steht dieses (unglaubliche) fiktive Schienennetzwerk in seiner Absurdität für den unglaublich couragierten und todesmutigen, ja kaltblütigen Einsatz der Flüchtenden und der Fluchthelfer. Die Bestrafung der Gefassten als Abschreckung für andere war entsetzlich und wird im Roman hinreichend beschrieben. Daher ist dieser auch eher nichts für zartbesaitete Rezipienten. Diese Vermischung von Realität und Fiktion macht das Besondere an diesem Roman aus, der 2017 mit dem Pulitzer Preis ausgezeichnet wurde.

Die Fluchtgeschichte von Cora, die an kaum einer Stelle wirklich hoffnungsvoll ist, erhält vier Sterne.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 02.04.2018

Eine unvergessliche Geschichte

0

Colson Whitehead hat meiner Meinung nach zu recht den Pulitzer Preis für sein Werk "Underground Railroad" bekommen. Ich habe schon einige Tage das Buch beendet und trotzdem muss ich immer noch über die ...

Colson Whitehead hat meiner Meinung nach zu recht den Pulitzer Preis für sein Werk "Underground Railroad" bekommen. Ich habe schon einige Tage das Buch beendet und trotzdem muss ich immer noch über die Handlungen nachdenken.
Es gibt Bücher, die heitern einen auf, es gibt Bücher die lassen dich schmunzeln, es gibt Bücher die lassen dich vor Angst zittern und es gibt Bücher wie Underground Railroad, die gegen das Vergessen sind.
Die Geschichte eines Sklavenmädchens, steht aus meiner Sicht, stellvertretend für alle damaligen Sklaven und deren Erfahrungen und schrecklichen Erlebnissen. Genauso wie die Helfer der Underground Railroad, welche im Buch als Untergrund Bahn existiert.
Zwar, hätte ich mir gewünscht, etwas über die wirkliche Underground Railroad zu erfahren aber ich fand es nicht schlimm, stattdessen einen Zug vorzufinden, welcher im Untergrund die flüchtigen Sklaven von einer Station zur nächsten bringt. Eher eine interessante Idee die Underground Railroad so zu präsentieren.

Der Schreibstil ist am Anfang und zwischendrin etwas schwierig zu lesen. Was eventuell auch am Thema liegen mag. Colson Whitehead berichtet schonungslos über das Leben auf einer Plantage und welche Gefahren auf jemanden lauern, wenn man beschließt zu flüchten. Ebenso schlidert er voller Grausamkeit was passiert, wenn man erwischt wird. Es ist definitiv keine leichte Lektüre aber eine die einem die Augen öffnen und manches aus einem anderem Blickwinkel sieht.
Der Autor verschönigt nichts und bringt den Leser in jener Zeit zurück in denen es für Farbige heißt, dass sie nur im Tod mit den Weißen gleich sind.

Ich kann und werde dieses Buch einfach nur weiter empfehlen auch wenn es vom Thema her sehr schwer ist. Es ist absolut wichtig in unserer Zeit über solch ein Thema zu schreiben und zu thematisieren.
Ich persönlich finde es gut, dass der Autor daraus keine schnulzige Romantik Story gemacht hat, denn nur so kann man sich einigermaßen ein Bild darüber machen unter was für Umstände die Menschen damals leben mussten. Und sich darüber ebenfalls Gedanken machen, welchen Weg die Menschen zurücklegen mussten und welche Kraft es gekostet haben muss um seine Freiheit zu kämpfen um heute so zu leben wie sie möchten. Und selbst das, ist auch heute noch schwer.

Für mich ist dieses Buch ein Mahnmal.
Ein Buch gegen das Vergessen.