Cover-Bild Sekunden der Gnade
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26,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Diogenes
  • Themenbereich: Belletristik - Krimi: Hard Boiled, Roman Noir
  • Genre: Krimis & Thriller / Sonstige Spannungsromane
  • Seitenzahl: 400
  • Ersterscheinung: 23.08.2023
  • ISBN: 9783257072587
Dennis Lehane

Sekunden der Gnade

Malte Krutzsch (Übersetzer)

Boston, 1974. Die Stadt kocht. Künftig sollen schwarze Kinder mit Bussen in weiße Schulen gebracht werden und vice versa. Angst geht um und Hass. Eines Nachts kehrt Mary Pat Fennessys 17-jährige Tochter Jules nicht nach Hause zurück. Mary Pat beginnt Fragen zu stellen, stößt auf Schweigen und Widersprüche, bis sie versteht: Man hat ihr das Letzte genommen, was ihr in dieser Welt Halt gab. Außer sich vor Schmerz macht sie sich auf, um Rache zu nehmen an den Verantwortlichen – und um ihre eigene Schuld abzutragen. Um jeden Preis.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.07.2023

Geschichte um Rassismus, Verantwortung und Rache

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Im Jahre 1974 ist Boston in Aufruhr. Boston ist aufgeteilt in weiße und schwarze Stadtviertel. Um gegen Rassismus vorzugehen sollen die Kinder der weißen Viertel mit Bussen in schwarze Schulen gebracht ...

Im Jahre 1974 ist Boston in Aufruhr. Boston ist aufgeteilt in weiße und schwarze Stadtviertel. Um gegen Rassismus vorzugehen sollen die Kinder der weißen Viertel mit Bussen in schwarze Schulen gebracht werden und umgekehrt. In dieser aufgeladenen Umgebung herrscht ein Klima des Misstrauens und Hasses. Mary Pat Fennessy sucht ihre 17 Jahre alte Tochter Jules, die plötzlich spurlos verschwunden ist. Schließlich muss sie erkennen, dass Jules nicht mehr lebt. Nun beginnt ihr gnadenloser Rachefeldzug. Der Autor Dennis Lehane schreibt eine bewegende Geschichte über Rassismus und dessen mögliche Folgen flüssig, so das man es nicht aus der Hand legen möchte. Eine Mutter erkennt ihre Schuld an der entstandenen Situation und zieht die unmittelbar Handelnden zur Verantwortung. Die Tragik der und schonungslose Konsequenz Geschichte macht nachdenklich und wütend. Es ist ein aussergewöhnliches Buch, das ich sehr gerne gelesen habe.

Veröffentlicht am 19.07.2023

Ein Juwel!

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Ein Lichtblick ist ihre Tochter Jules für Mary Pat Fennessy. Nach einer Trennung und dem frühen Tod ihres Sohnes Noel ist die 17-jährige Jules alles, was Mary Pat geblieben ist. Die beiden leben in ärmlichen ...

Ein Lichtblick ist ihre Tochter Jules für Mary Pat Fennessy. Nach einer Trennung und dem frühen Tod ihres Sohnes Noel ist die 17-jährige Jules alles, was Mary Pat geblieben ist. Die beiden leben in ärmlichen Verhältnissen in Commonwealth in Boston und eine Bürgerinitiative bringt nun Unruhe und Angst in die Siedlung. Mit der Initiative soll verhindert werden, was reiche und privilegierte Bürger angezettelt haben. Schwarze Kinder sollen mit Bussen in den Unterricht in die Southie High gefahren werden und weisse Kinder in den Unterricht in die Roybury High zwecks Rassenvereinigung. Eines Nachts kommt Jules nicht mehr nach Hause und Mary Pat muss einsehen, dass die freie Wahl der Schule ihre geringste Sorge ist.


Dennis Lehane verarbeitet in der Geschichte rund um Mary Pat ein topaktuelles Thema. Rassismus von seiner dunkelsten und hässlichsten Seite. Doch auch die Schere zwischen Armut und einem mehr als privilegierten Leben ist in der Geschichte enorm gross.

Als Leser erfährt man vor allem ersteres, die Sicht und das Leben von Mary Pat. Eine Mutter, die mit ihrer fast erwachsenen Tochter in einem Ghetto von Drogen, Armut und zwielichtigen Gestalten lebt. Mary Pat, die als weisse Frau immer wieder mal klar Stellung bezieht zu dem Thema Rassismus. Sätze wie "Scheiss drauf. Ich sehe keine Farben. Ich sehe Ungerechtigkeit" (Seite 38) zeigen ihre Gesinnung und sind grandios. Mary Pat ist mir sehr sympathisch und ich habe mit ihr gelitten, als Jules verschwindet. Die Angst der Mutter konnte ich mehr als nachvollziehen.

Dennis Lehan schreibt schonungslos, brutal direkt und so manches Mal bin ich regelrecht zusammengezuckt bei seiner Wortwahl. Sehr provokativ setzt er zum Beispiel das N. Wort für Menschen mit dunklem Hautbild ein. Die Geschichte handelt 1974, also zu einem Zeitpunkt, an dem diese Betitelung leider noch gang und gäbe war. Lehanne legt oft den Finger darauf, die Leser zu schockieren, damit dieser danach (hoffentlich) vorurteilsfrei in die richtige Richtung denkt.

Es ist schwierig, zu erklären, was dieses Buch bei mir ausgelöst hat. Jede Menge meiner Ansichten über Menschen auf dieser Welt, egal welcher Hautfarbe oder welcher Schicht sie angehören, wurden zementiert. Egal, was für eine Hautfarbe ein Mensch hat, auf seine Gesinnung, seine Werte und seine Art mit anderen umzugehen, kommt es an. Das ist es, was zählt! Indem Lehanne mich schockiert und provoziert hat, hat er diese, meine bisherige persönliche Meinung, vertieft. Ein Richter versucht nun, die Rassentrennung in Schulen aufzuheben. Etwas, was gründlich schiefgeht. Auf beiden Seiten und ganz besonders bei Mary Pat, denn daraus entwickelt sich das Drama ihres Lebens.

Ganz besonders eindrücklich ist, dass dieser Roman reale Grundzüge hat. Denn genau wie im Vorwort erklärt und in der Geschichte thematisiert, wurde am 21. Juni 1971 von Bezirksrichter W.Arthur Garrity entschieden, dass Schüler aus überwiegend weissen Stadtvierteln mit Bussen in überwiegend schwarze Vierteln gebracht werden, um dort die Schule zu besuchen. Und umgekehrt. Damit wollte man durch ein System der Busbeförderung die Rassentrennung aufheben. Worauf auf beiden Seiten ein grosser Widerstand ausbrach.

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Veröffentlicht am 18.07.2023

Unbedingt lesen !

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Ich habe dieses Buch mit Spannung erwartet , weil ich vom Klappentext wirklich überrascht war. Ich kenne den Autor Dennis Lehane als Krimischriftsteller. Aber auch sein Roman „Im Aufruhr jener Tage“ beschäftigte ...

Ich habe dieses Buch mit Spannung erwartet , weil ich vom Klappentext wirklich überrascht war. Ich kenne den Autor Dennis Lehane als Krimischriftsteller. Aber auch sein Roman „Im Aufruhr jener Tage“ beschäftigte sich schon mit Rassenhass .
Dennis Lehane ist ein Autor , der auf eine Weise schreibt, die es dem Leser schwermacht, seine Bücher wieder beiseitezulegen, wenn man erst einmal angefangen hat zu lesen.
Daher habe ich das neue Werk "Sekunden der Gnade" auch an einem Stück gelesen. Die einleitende historische Notiz ist enorm wichtig für das Verständnis des Romans und macht dem Leser klar , dass es sich eben nicht um Fiktion allein handelt. Der Hintergrund ist reell : Boston im Sommer 1974 nach der Anordnung des Bundes-Distriktrichters W. Arthur Garrity , der so versuchen wollte, die Integration in den Schulen Bostons durch den Austausch von schwarzen und weißen Schulkindern per Bus zu vollziehen (,Busing"). Rabiater, entschlossener Widerstand setzte ein, der bald ins ganze Land ausstrahlte.
Das Lesen dieses Buches war nicht immer angenehm; Lehane mutet seinem Leser schon Einiges zu ,wenn er das schwierige Thema mit seinen vielfältigen Hintergründen knallhart realistisch beleuchtet.
Gut, dass Lehane die Dialoge immer wieder mit erläuternden Passagen unterbricht , damit der Leser nicht auf der Strecke bleibt. Diese Passagen unterbrechen aber nicht den Spannungsbogen.
Beängstigend ist nicht nur die Thematik an sich , sondern auch wie aktuell sie heute noch ist.
Unbedingt lesen !

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Veröffentlicht am 01.09.2023

Mary Pats Rache

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In einer Kleinstadt nähe Boston brodelt es im Jahr 1974. Nach einem Gerichtsbeschluss soll die Rassentrennung in den Schulen fallen, schwarze Kinder sollen in von weißen bewohnten Vierteln zur Schule fahren ...

In einer Kleinstadt nähe Boston brodelt es im Jahr 1974. Nach einem Gerichtsbeschluss soll die Rassentrennung in den Schulen fallen, schwarze Kinder sollen in von weißen bewohnten Vierteln zur Schule fahren und andersherum. Das will sich die weiße Bevölkerung nicht bieten lassen, überall gibt es Protestaktionen, man geht auch gegen Politiker vor. In diesem Viertel lebt auch Mary Pat, verwitwet und geschieden, mit ihrer 17-jährigen Tochter Jules. Ihren Sohn hat sie bereits beerdigen müssen, nach dem Vietmankrieg kam er verändert zurück, den Tod brachten ihm die Drogen. Die sind in diesen von armen und abgehängten Menschen weit verbreitet, es gibt eine Organisation zur Verbreitung. Zu Jules hat Mary Pat den Zugang verloren, aber als sie eines abends nicht nach Hause kommt weiß sie sofort, das etwas Schreckliches passiert ist. Mary Pat hat sich bereits als Kind wehren müssen, sie ist eine Kämpferin, nun richtet sich ihr Kampf gegen die, die für den Tod ihres Kindes verantwortlich sind. Der Polizist Bobby Coynes unterstützt sie doch sie weiß, das Gesetz hilft ihr nicht.
Die brodelnde Atmosphäre zu Beginn der Aufhebung der Rassentrennung, das Viertel mit größtenteils armen Weißen und deren Gefühl des Abgehängtseins wird sehr gut und nachvollziehbar geschildert. Die Aktualität ist beängstigend. Die Charaktere aller Protagonisten werden vielschichtig erzählt, gut und böse wechseln und nicht jeder ist auf Anhieb das, was man zu Beginn des Romans glaubt. Seht aktuell, spannend und enorm lesenswert.

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Veröffentlicht am 22.07.2023

Heftig!

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Ich bin ein großer Fan von Lehane und war entsprechend neugierig auf dieses Buch.
Auch dieses Mal bin ich alles andere als enttäuscht. Der Autor schafft es mit seinem klaren Schreibstil und seinen intelligenten ...

Ich bin ein großer Fan von Lehane und war entsprechend neugierig auf dieses Buch.
Auch dieses Mal bin ich alles andere als enttäuscht. Der Autor schafft es mit seinem klaren Schreibstil und seinen intelligenten Figurenzeichnungen, uns ins Amerika im Jahr 1974 zu versetzen. Soeben wurde die Rassentrennung an Bostoner Schulen aufgehoben, Schwarze und weiße Kinder sollen von nun an gemeinsam zur Schule gehen, und Lehane beschreibt erschütternd und doch nüchtern, wie die weiße Bevölkerung darauf reagiert.
Im Zuge dessen lernen wir Mary Pat kennen, und werden in ihre Lebensumstände hineinversetzt. Wir fiebern mit ihr mit, als sie sich auf die Suche nach ihrer verschwundenen Tochter Jules begibt, werden Zeugen ihres Wunsches nach Gerechtigkeit, und geraten mit ihr gemeinsam in diesen Strudel aus Gewalt, Rassenhass, und, Rache. Mary Pat ist keine Figur, die einfach ist, sie hat Ecken und Kanten, und bleibt dabei trotzdem lebendig und nachvollziehbar. Lehanes Figurenzeichnung hat mich beeindruckt.
Gewöhnen musste ich mich zunächst daran, dass das Buch im Präsens verfasst ist. Das lese ich doch eher selten so, aber nach kurzer Eingewöhnungszeit war ich vollkommen in der Handlung. Gefallen hat mir, dass Lehane nichts schönt. Sein Schreibstil ist klar, seine Wortwahl hart, was angesichts der behandelten Themen angemessen ist.
Eine erschütternde Lektüre, an deren Ende man mit einer Frage zurückbleibt: Werden wir je wirklich dazulernen?

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