Cover-Bild Eine vollständige Liste aller Dinge, die ich vergessen habe
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24,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Hanser Berlin in Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 240
  • Ersterscheinung: 24.07.2023
  • ISBN: 9783446278035
Doris Knecht

Eine vollständige Liste aller Dinge, die ich vergessen habe

Roman
Nach „Die Nachricht“ schreibt Doris Knecht über das Leben einer Frau, die an einem Wendepunkt steht. „Ein Buch, das beglückt, begeistert, beeindruckt.“ (Maria-Christina Piwowarski)

Sie ist die Tochter, die stets unsichtbar war neben ihren braven, blonden Schwestern. Sie ist die alleinerziehende Mutter, die sich stets nach mehr Freiheit und Unterstützung sehnte. Sie ist die Überempfindliche, die stets mehr spürte als andere. Sie ist jemand, der Veränderungen hasst. Doch irgendetwas muss geschehen. Denn ihre Kinder sind im Begriff auszuziehen, und sie muss sich verkleinern, ihr altes Leben ausmisten, herausfinden, was davon sie behalten, wer sie in Zukunft sein will.
Wie ist es, wenn das Leben noch einmal neu anfängt? Doris Knechts neuer Roman ist die zutiefst menschliche und intime Selbstbefragung einer Frau, die an einem Wendepunkt steht. Sie versucht, die Wahrheit über sich selbst herauszufinden. Und zugleich weiß sie, dass ihr das niemals gelingen wird.

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.08.2023

Doris Knechts Auseinandersetzung mit einem neuen Lebensabschnitt... gemischte Gefühle über den Auszug der eigenen Zwillinge

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Was es für eine alleinerziehende Mutter heißt, wenn die Kinder groß werden, in die eigenen vier Wände ziehen wollen und dann ausziehen, spürt Doris Knecht in ihrem autofiktionalen Roman "Eine vollständige ...

Was es für eine alleinerziehende Mutter heißt, wenn die Kinder groß werden, in die eigenen vier Wände ziehen wollen und dann ausziehen, spürt Doris Knecht in ihrem autofiktionalen Roman "Eine vollständige Liste aller Dinge, die ich vergessen habe" nach.


“Ich würde gern an einen Ort heimkommen, der so ist, wie ich ihn verlassen habe, aufgeräumt und still. Ich glaube, ich würde gern alleine leben. In dieser Wohnung wird das nicht gehen, so viel ist sicher, dafür reicht das Geld nicht.”


... ist ein Wunsch und Gedanke den Doris Knechts Protagonistin hier und da ausspricht, sich mit neuen Lebensumständen konfrontiert sieht, für die sie schleunigst eine Lösung braucht. Wie wird die Zukunft ohne das Zusammenleben mit ihren beiden Kindern aussehen? Was kann sie sich leisten? Und wohin mit dem ganzen Krempel und den Erinnerungen, die sich im Laufe der Zeit angesammelt haben? Ihre aktuelle Wohnung mit 140qm bietet ausreichend Platz, Stauraum und eben auch Unmengen an Souvenirs, die alle mit ihrem Leben, Geschichten, anderen Menschen, Freunden und Zeiten verknüpft sind. Kann sie sich wirklich einschränken und in etwas kleineres ziehen? Sie hasst Veränderungen und gleichzeitig spürt sie die Freiheit, die auf sie wartet. "Eine vollständige Liste aller Dinge, die ich vergessen habe" ist nun so eine Mischung aus Anekdoten, Erinnerungen und dem Lauf der Dinge. Die Protagonistin Doris Knecht erzählt neben ihren Wünschen, Sorgen und Ängsten von ihrer Kindheit, wie es sich anfühlt eine von fünf Geschwistern zu sein und lässt erahnen, was sie und ihre Eltern empfanden, als sie damals das Eigenheim der Familie verließ und ins knapp 700 km entfernte Wien zog. Sie blickt auf ihre Beziehungen zurück, auf Freundschaften, das gemeinsame Haus und das Leben mit ihren zwei Kindern in dieser Wohnung mitten in Wien - mal sehr nah und lebendig, mal eher kühl und berichtend. Und dann ist es soweit, der Aufbruch, der sich dann doch so ganz anders anfühlte, als ursprünglich gedacht...


“Ich habe mir das sogar redlich verdient. Fast vierzig Jahre lang verwahrte ich mich eisern gegen das Verspießern. Jetzt, wo die Zwillinge ausgezogen sind, wo ich zum ersten Mal seit Jahren nicht mehr kümmern muss: Jetzt möchte ich gern ein wenig beige werden dürfen, oder greige oder was auch immer. Jetzt freue ich mich über ein bisschen Ruhe und Langeweile, über meine Ordnung und meine Geräusche. Über diese neue Freiheit, die mich jetzt einen Streifen Horizont sehen lässt.”

Am Ende dieses Buchs schwanke ich etwas zwischen "Ach, das war nett." und "Woah, ging mir diese Jammerei auf den Keks, sowas unsympathisches.". Nett fand ich vor allem die eher persönlichen Gedanken und Ausflüge, die beschriebenen Momente mit den Kindern Mila und Max und insbesondere die letzten knapp 80 Seiten dieses Romans, als sich endlich alles zusammenfügt, jede*r seine/ihre Wohnung gefunden und sich eingerichtet hat bzw. generell der vorherige Gedankenwust endlich aufbricht. Knechts Protagonistin denkt häufig über den sozialen Abstieg nach, verbindet "arme Menschen" mit kleinen Wohnungen oder sie macht sich Gedanken über das, was andere von ihr denken könnten, wie sie Peinlichkeiten oder Mitleid empfinden könnten oder eben... "Später rekonstruiere ich das Bild, das ich abgegeben haben muss: das einer kurzsichtigen, etwas zu jungen Rentnerin, die es in ihrem Beruf irgendwie verkackt hat, jetzt von ihrer Mindestpension leben muss und sich deshalb nur Discountprodukte leisten kann." Dass sich die Familie nun auch keine Putzfrau mehr leisten kann, die wöchentlich sauber macht, sondern nur noch alle zwei Wochen vorbeikommt und die Miete ihr über den Kopf wächst, während sie noch ein Eigenheim auf dem Land und eine knapp 40qm große Wohnung bzw. Werkstatt als ihr Eigentum verbuchen kann... nun ja, irgendwie ist mir da dieses ständige Jammern um das Finanzielle dann doch sehr auf den Keks gegangen. Dieses krampfhafte "Ich mag Veränderungen nicht. Ich will, dass alles so bleibt, wie es ist, solange es einigermaßen geht. Wo werde ich wohnen? Wie werde ich leben? Wo werden meine Kinder sein? Wie oft werde ich sie sehen?", das als nerviger Aufwand beschriebene Vermieten der zweiten Wohnung und die damit verbundenen 'Probleme' "Die Werkstatt ist klein, nur vierzig Quadratmeter, nur ärmere Leute nehmen sich so eine kleine Wohnung, ich kann dafür nicht viel Geld verlangen, muss aber für das Geld, das ich bekomme, Steuern bezahlen..." und und und ist mir zwischenzeitlich sehr negativ aufgestoßen. Gegen Gedanken und Ängste hat niemand etwas einzuwenden, aber so fand ich es schon fast frech oder gemein gegenüber anderen, die sich diesen Status nicht leisten können oder von noch weniger leben und damit vielleicht sogar noch zufriedener und glücklicher sind. Und gerade das habe ich nicht erwartet. Zwar gibt es hier und da sehr interessante Gedanken, Zusammenhänge zwischen früher und heute und ein paar sehr sympathische Einblicke in das Leben der Autorin, aber erst so gegen Ende geht es so wirklich um den Aufbruch in ein neues Leben, den erwarteten Auszug, die Erinnerungen, die an einzelne Gegenstände und Bilder geknüpft sind, das Aussortieren und neu Einfinden. Und, ich glaube, hätte der Fokus dieses Buches mehr auf diesem Teil gelegen, hätte ich sehr viel mehr mitgenommen und vielleicht auch mehr gefühlt, mehr Fröhlichkeit gespürt, denn vieles empfand ich eher trocken berichtend, wiederholend, gar eintönig oder eben jammernd und das auf recht hohem Niveau. Ein merkwürdiges Bild. "Immerhin bekam ich, bevor sie [die Therapeutin] mich ins Leben entließ, ein paar wertvolle Ratschläge wie den, nicht so viel über meine Phobien zu erzählen. Vor allem nicht in meinen Texten, sie meinte, ich würde damit den Leuten ein merkwürdiges Bild von mir vermitteln, das schwer wieder zu korrigieren sei. Es tauche meine Persönlichkeit in eine dunkle Farbe, die nicht mehr so leicht abgehe." Und eben dieses Jammernde habe ich nun neben den vorherigen Romanen, der sympathischen Schusseligkeit, dieser sehr angenehmen Gemeinschaft der Familie und diesem Bild der starken, alleinerziehenden Frau nun immer vor Augen... ich fürchte, ich hätte sehr gerne auf diesen Eindruck verzichtet. Vielleicht ist es eher ein Buch für Menschen, die sich in ähnlichen Situationen und Gesellschaftsklassen befinden, für mich waren es am Ende leider nur einzelne Szenen und Ausschnitte, die ich wirklich mochte und als bereichernd empfand.

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Veröffentlicht am 03.08.2023

Nicht ihr bestes Buch!

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EINE VOLLSTÄNDIGE LISTE ALLER DINGE, DIE ICH VERGESSEN HABE
Doris Knecht

Unsere Protagonisten ist gezwungen, sich räumlich zu verändern: Ihre Tochter, der eine Teil vom Zwillingspärchen, möchte nach der ...

EINE VOLLSTÄNDIGE LISTE ALLER DINGE, DIE ICH VERGESSEN HABE
Doris Knecht

Unsere Protagonisten ist gezwungen, sich räumlich zu verändern: Ihre Tochter, der eine Teil vom Zwillingspärchen, möchte nach der bestandenen Matura ausziehen. Ohne die monatlichen Bezüge vom Kindesvater ist ihre Wohnung, in der sie viele Jahre zu dritt gewohnt haben, für sie unbezahlbar geworden.
Schnell merkt sie, dass die Wohnungen auf dem Markt kleiner und teurer sind. Was tun?
Zu den Eltern zurück ist schließlich auch keine Option. Dort wuchs sie als älteste Schwester mit zwei jüngeren Zwillingspärchen als Geschwister auf.

„Ich musste mein Zuhause verlassen und fast siebenhundert Kilometer weit wegziehen, um sichtbar zu werden und festzustellen, dass ich eine ganz normale, durchschnittlich attraktive Frau bin, nicht auffällig schön, nicht hässlich. Ich vergesse das sofort, sobald eine meiner Schwestern in der Nähe ist, oder, wahrscheinlicher, alle vier auf einmal.“ (S. 22)

Unsere Protagonistin erzählt in unabhängigen Kapiteln von ihren Gedanken im jetzt sowie Geschichten aus ihrer Vergangenheit:
Ihren Abtreibungen, vergangenen Liebschaften, Freundinnen, Lebenssituationen und Ängsten, damals nach der Trennung:

„Auch die Angst gehört mir jetzt ganz alleine, die Angst, es nicht zu schaffen, die Angst, zu versagen, die Angst, krank zu werden, die Angst, die Arbeit zu verlieren. Die Angst, zu fallen: Hinter mir würde keiner mehr stehen, um mich aufzufangen, da wäre nur noch leerer Raum über hartem Grund." (S. 48)

Doris Knecht ist eine begnadete Autorin. Ich lese ihre Bücher sehr gerne - dieses konnte mich allerdings nur zu Beginn überzeugen. Wo ich am Anfang noch mehrere Emotionen fühlte, war es am Ende nur noch Langeweile. "Es sind Geschichten aus dem Leben und auch diese müssen erzählt werden“, so meine Lesepartnerin Nini. Ja, das stimmt. Man kann sie lesen, verpasst aber auch nichts, wenn man es nicht getan hat. Herzlichen Dank, liebe Nini, ich weiß nicht, ob ich das Buch ohne dein Zutun beendet hätte.
Heute keine große Leseempfehlung von mir.
2½/ 5 für einen schönen Schreibstil.

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