5 Tage im Mai ist ein herzergreifendes Buch über die selbstlose Liebe zwischen zwei Menschen jenseits des Alterns.
Denn diese fünf schicksalsweisende Tage erzählen vom tiefen und innigen Band der echten Freundschaft zwischen der klugen, noch jugendlich- naiven Illy und dem willensstarken auf die 100 Jahre zugehenden Uropa Tat'Ka, der nicht nur 2 Weltkriege überlebt, sondern auch als Fassbinder im Holzhandwerk unerwartet Geschichte geschrieben hat.
Die Beiden bereichern einander und es ist herzig, Seite für Seite zu lesen, was sie einander alles zu geben haben. Tat'Ka weiß, wie er die Karten eines Lebens, das eben nicht immer ein Ponyhof ist, zu spielen hat und dieses tapfere Geschick gibt er mit Weisheit und Herz an seine Illy weiter, die wiederum neues Leben in sein altes Werk bringt und ihn von einer warmherzigen Seite kennenlernt, die vielen Menschen im Dorf verschlossen bleibt. Das ungleiche Gespann unterstützt sich, wo sie nur können. So rettet Tat'Ka Illy in ihrem Kommuniuns - Missgeschick und sie findet seine verlorenen Zähne wieder.
Wie im echten Leben sind auch Illys Tage gespickt mit schillernde Vergangenheitsblasen die den Fluß der Zeit überbrücken und ein Verständnis für den Roten Faden ihres Lebens geben, der Rest bleibt unserer Phantasie überlassen. Durch die detaillierte und atmosphärische Beschreibung des Alltags werden diese Lücken jedoch schnell mit bunten Farben gefüllt. Ein wichtiges Medium ist dabei die Nähe und Persönlichkeit mit der wir die Dorfbewohner mit ihrer Tiroler Sprache, die dirketer und echter wirkt kennen lernen und sie als eigenständige Personen belebt, sowie eine wahre Wortmalerei bei der Beschreibung einzelner Szenen und Orte, die natürlich alle auch ihre Geschichte haben.
Im Lesen werden wir selber zu stummen Mit-Bewohnern des Tiroler Bergdorfes. Manchmal mag man Illy doch am liebsten etwas zurufen. Wie in jedem guten Dorf gibt es Geflüster an jeder Straßenecke, wie die Autorin gekonnt einfängt. Wir finden in diesem Werk, eingestrickt in einzelne Mai- Tage, eine Vielzahl von Geschichten in der Geschichte versteckt. Sie ploppen unvermittelt auf und erzählen uns vom damals und heute und runden das Geschehen ab.
Überraschend, sind einige dieser angerissenen Geschichten doch so ganz anders, als auf dem Klappentext noch erwartet. So ändert sich der eher locker leichte und heitere Grundton des Buches in der Mitte für ein oder zwei Kapitel dramatisch. Die Ereignisse werden schwerer und der Text trister. Es ist das funkelnde Band der Freundschaft zwischen Illy und Tat'Ka, dass auch dies wieder auffängt und sowohl unsere ans Herz gewachsenen Protagonisten, wie auch mich als Leserin, sicher weitertragen auf die nächsten Seiten.
Fazit: Für Liebhaber der alten Handwerkskunst, der abgelegenen Dorfidylle und generell in den 80'igern Geborene ein toller Tipp, der einen Trip in die Jugend verspricht. Das Buch ist einfach zu lesen, packend geschrieben und bringt durch Tat'Kas Lebenserfahrung, etwa „Für dich und dein Leben musst Du verantwortlich sein! Das klingt nach keiner Heldentat, i weiß. Aber es is‘ eine.“ eine Menge frische Impulse zum Weiterdenken mit. Die größte Stärke dieses Romans ist jedoch das große, unbestechlich klare Herz in all seinen Facetten, dass Illy und Tat'Ka bis zum Schluss reißfest und tief verbindet.