Haferflocken …
Frühstücken wie ein Kaiser, Mittagessen wie ein König und Abendessen wie ein Bettler“, wer kennt diesen Spruch nicht?! Kicher ebenso bekannt dürften auch die Kölln Haferflocken, aus den blauen Beutel ...
Frühstücken wie ein Kaiser, Mittagessen wie ein König und Abendessen wie ein Bettler“, wer kennt diesen Spruch nicht?! Kicher ebenso bekannt dürften auch die Kölln Haferflocken, aus den blauen Beutel sein, die mich in meiner Kindheit, neben dem oben zuerst erwähnten Spruch, bis zum heutigen Tag begleitet haben. Die historische Familiensaga „Das Haus Kölln. Glänzende Zeiten“ von Elke Becker fiel daher direkt in mein Lesebeuteschema. Das Cover ist ein echter Eyecatcher. Als Betrachter sieht man Charlotte Kölln in einem atemberaubenden roten Kleid mit Schnürung und Fellbesatz. Auf dem Kopf trägt sie eine flotte, modische Kopfbedeckung mit Federn und Blüten. Ihr Blick ist etwas hochnäsig und skeptisch und scheint den Beobachter zu durchbohren. Am linken Bildrand sieht man das Fabrikgebäude/Kornmühle von Kölln. Der Titelschriftzug ist in rotbraunem Glanzdruck und in der Rautenform wiegt sich im oberen Teil Hafer, der sich einladend und passend präsentiert. Der Klappentext zieht mich sofort in den Bann. Gespannt schlage ich das Buch auf und bin begeistert. Als Leseratte, Köchin und Backfee, wie ich es eine bin, darf man sich dort über das Lieblingsrezept aus Elke Beckers Backwerkstatt freuen. Die „Hafer-Knuspertaler“ werde ich selbstverständlich, bei Gelegenheit auch in meiner Küche, für meinen Lieblingsmenschen und mich ausprobieren und verkosten. Lesetechnisch begebe ich mich ins Jahr 1886. Und was ich richtig, richtig toll finde, der Plot ist in Elmshorn und Pinneberg angesiedelt und hat dadurch für mich Lokalkolorit. Protagonisten sind Charlotte Kölln, ihr Mann Peter/Ferdi, ihre Kinder Peter, Katharina, Gertrud, Hinrich, Ernst und Marie, Schwiegertochter Bertha Peterson, Apothekentochter Luisa, Professor Stöver sowie Ella, um nur einige zu nennen. Der erste Teil der dreiteiligen Familiensaga umfasst die Jahre 1886 bis 1898. Die Geschichte teilt sich in mehrere Handlungsstränge. Und es gibt zahlreiche Familienmitglieder/Personen, die man als Leser im Blick behalten muss. Wie im richtigen Leben, gibt es einige Tragödien, wie z.B. den tödlichen Arbeitsunfall von Peter/Ferdi gleich zu Beginn des Romans. Ich mag die Schreibweise und die Wortwahl von Elke Becker, die mir vorher unbekannt war. Ich liebe und leide, wie immer ordentlich mit meinen Romanfiguren mit, die ausgezeichnet erdacht und fein beschrieben werden. Besonders Schwiegertochter Bertha hat es unter der Fuchtel von Schwiegermutter Charlotte Kölln nicht leicht, da diese die Ehefrau ihres Sohnes immer wieder brüskiert und ablehnend behandelt. Mir gefällt der Mix aus historischem und fiktiven. Es kommen einige Dinge ans Licht, die in der heutigen Zeit undenkbar wären. Frauen durften damals zum Beispiel „keine Kredite aufnehmen“ oder „offiziell ein Geschäft führen“. Auch ein Studium mit Abschluss war für Frauen „tabu“ und ging nur über Umwege (Ausland) und großen Mut zu bewerkstelligen, wie man am Beispiel von Romanfigur Luisa leidvoll erfahren konnte. Manchmal habe ich mir da verwundert die Augen gerieben und fassungslos gedacht: „gibt es doch nicht“. Lach oder hättet ihr gedacht, dass Radfahren „unzüchtig war“ und daher nur Männern vorbehalten war. Aber auch die Arbeit in der Apotheke oder die Zusammenarbeit mit Professor Stöver und Luisa zum Thema Milzbrand fand ich gut recherchiert und mit aufgegriffen. Mich hat die Familiensaga jedenfalls total in den Bann gezogen und ich freue mich schon jetzt riesig auf die Fortsetzung, denn ich möchte unbedingt erfahren, wie es mit Bertha und der Familie von Kölln oder Luisa weitergeht.
Buchrücken:
Über ein halbes Jahrhundert lang kämpfen die Frauen der Familie Kölln – um ihre Existenz, um ihr Glück
Elmshorn 1886: Viel zu früh wird Charlotte Köllns Mann durch einen Arbeitsunfall aus dem Leben gerissen. Zeit für Trauer bleibt ihr nicht, die Kornmühle muss weiterbetrieben werden, sonst steht die Familie vor dem Ruin. Als Frau darf Charlotte weder Kredite aufnehmen noch offiziell die Geschäfte führen, doch davon lässt sie sich nicht aufhalten. Als ihr ältester Sohn die Arbeiterin Bertha heiraten will, ist Charlotte gar nicht begeistert. Sie bangt um den Status der Familie, den es zu erhalten gilt. Die beiden willensstarken Frauen müssen sich wohl oder übel miteinander arrangieren – und sie erkennen, dass sie alles bewältigen können, wenn sie zusammenstehen.
Die Autorin:
Elke Becker wurde in Ulm geboren. Schon früh zog es sie in die Welt hinaus: Ihr Fernweh nach Meer und Abenteuer führte sie in zahlreiche Länder, bis sie 2005 auf Mallorca sesshaft wurde. Als ihr dort beim morgendlichen Frühstück die Idee für die Geschichte des Hauses Kölln kam, machte sie sich für die Recherche auf in den malerischen Norden Deutschlands, der in ihrem Herzen stets einen besonderen Platz einnimmt.
Weitere Bücher:
Meeresblau & Mandelblüte: Herzklopfen unter der Sonne Mallorcas, das Mallorca Kartell, Der Mann in Nachbars Garten, Ticket ins Glück, Mallorca-Schattenspiele, Das Haus Kölln (Teil 2 und 3)
Fazit: ***** Der Roman „Das Haus Kölln. Glänzende Zeiten“ von Elke Becker ist im Heyne Verlag erschienen. Das broschierte Taschenbuch hat 430 Seiten, die mich als Leserin schwer begeistert haben und nun hibbelig auf die Fortsetzungen warten lassen.