Der Blick hinter die Fassaden
Eine junge Frau, die gebrochen scheint, kämpft sich Stück für Stück ins Leben zurück. Der Weg wieder anzukommen und den Hauch von Normalität zu spüren wird dabei durch Damönen der Vergangenheit, welche ...
Eine junge Frau, die gebrochen scheint, kämpft sich Stück für Stück ins Leben zurück. Der Weg wieder anzukommen und den Hauch von Normalität zu spüren wird dabei durch Damönen der Vergangenheit, welche verbissen bis in die Gegenwart eindringen und ihren Platz einfordern, fast bis zur Unmöglichkeit versperrt.
Das einzige was für viele Menschen noch erstrebenswerter ist als Geld, ist es Macht zu haben. Das Gefühl die Fäden in der Hand zu haben und nach Belieben kontrollieren zu können, führt dazu, dass sich Menschen teilweise von ihrer eigentlich innewohnenden Menschlichkeit entfernen und sogar komplett den Bezug zu jener verlieren. Diese unstillbare Gier hört dabei leider nicht bei Unternehmensprozessen oder ähnlichem auf, sondern überschreitet Grenzen, die niemals überschritten werden dürften. Macht über das Leben eines anderen Menschen auszuüben und in dem Leben der betroffenen Person quasi Gott zu spielen ist eine Hybris. Dabei jedoch noch bewusst Gewalt anzuwenden, seine Macht also zu missbrauchen, um egal wie an seine Ziele zu gelangen ist in keiner Millisekunde zu rechtfertigen und zu akzeptieren. Leider findet solch ein Machtmissbrauch zumeist hinter verschlossenen Türen statt und so, dass die Fassade der Perfektion immerwährend aufrecht erhalten werden kann. So geht es auch der körperlich und psychisch missbrauchten Protagonistin Grace Turner, die in ihrem Überlebenskampf mehrmals zu ertrinken droht und der Leserschaft bis zuletzt nicht die Sicherheit geben kann ein Happy End zu erwarten. Doch genau das, das ständige kurze Aufatmen und das stetige Hinabreißen bzw. Offenlegen der Abgründe, welche die junge Frau in ihren Kindheitsjahren erleiden musste, ist es was die Lektüre so fesselnd macht. Es wird nichts ausgespart oder beschönigt, die Worte der Autorin geben eins zu eins das Innenleben einer fast gebrochenen Persönlichkeit wieder. Die Momente des Aufatmens und die kleinen Hoffnungsschimmer auf eine mögliche Besserung, beispielsweise durch die aufkeimende innige Freundschaft mit der Frau ihres Peinigers oder die langsam zurückkehrende Bindung zu ihrer Schwester, sind durch Unterbrechungen und Niederschläge gekennzeichnet. Denn aus solch einem Gefängnis der Gedanken gespickt mit immer wiederkehrenden albtraumartigen Erinnerungen, welches der machtgierige Regisseur Able für sein Opfer sorgfältig über Jahre errichtet hatte, lässt es sich nicht leicht entkommen.
Alles in allem finde ich den Roman sehr gelungen, da er es erlaubt in die Psyche einer Person zu schauen, welche Opfer der Gier eines machtbessesenen Menschen und der so perfekt scheinenden Hollywood-Industrie wurde. Zudem wird deutlich, dass sich Traumata nicht durch wenige Worte oder "bessere" Momente beseitigen lassen, sondern das eine Heilung oftmals eine Lebensaufgabe darstellt, die man nur durch einen unermüdlichen Kampfgeist und die Unterstützung der richtigen Menschen meistern kann.