Viel Wissenswertes über Eiscreme und Lyrik
So farbenfroh und leicht, wie es die Eiswaffel auf dem Cover vermuten ließe, ist das Leben eines Eismachers ganz und gar nicht. Diese Lehre vermittelt uns die vorliegende Familiensaga rund um die (fiktive) ...
So farbenfroh und leicht, wie es die Eiswaffel auf dem Cover vermuten ließe, ist das Leben eines Eismachers ganz und gar nicht. Diese Lehre vermittelt uns die vorliegende Familiensaga rund um die (fiktive) italienische Familie Talamini. In dritter Generation betreibt Vater Beppi ein Eiscafé in Rotterdam. Das bedeutet für ihn 57 versäumte Sommer – während der Eissaison steht er unentwegt im Café. Nur vier Wintermonate verbringt er mit seiner Familie in seinem Heimatdorf in den Dolomiten. Dabei wäre er eigentlich gerne Erfinder geworden. Trotz anderer Träume unterwirft sich genauso pflichtbewusst sein jüngerer Sohn Luca der Familientradition, nachdem sein älterer Bruder Giovanni – unser Erzähler – das Eiscafé nicht übernehmen will und stattdessen Literat wird, was ihm Vater und Bruder nie verzeihen. Auch die fünfte Generation, verkörpert durch Lucas Sohn, schert aus. Ihn umgibt ein Geheimnis, von dem nur Luca, Giovanni und wir als Leser wissen …
Wie viele Kenntnisse uns der Roman doch vermittelt über die Herstellung guter Eiscreme und die Geschichte der traditionellen Eismacher. Oder ist jedem bewusst, dass die Eiscreme ihren Anfang darin fand, dass unter schwersten Bedingungen Eis aus den Bergen geholt wurde und in einer Maschine unter Zugabe von Früchten ständig gerührt wurde? So wird es in der Familiensaga der Talaminis aufbereitet, was nicht chronologisch, sondern mit Zeitsprüngen geschieht. Familie und Tradition sind hier die vorherrschenden Themen. Dieser Teil der Geschichte liest sich leicht und flüssig. Schwieriger sind dann schon die der Lyrik und der Poesie gewidmeten Bestandteile. Wer Prosatexte vorzieht, fühlt sich etwas fremd. Doch auch hier gibt es interessante Informationen, vermittelt durch den älteren Sohn Giovanni. Seine ganze Liebe gilt der Lyrik, der er sein Leben widmet. Als renommierter Direktor des World Poetry-Festivals reist er über den ganzen Erdball, um andere Poetry-Festivals zu besuchen. So verwundert es nicht, dass viele Anekdoten und Erlebnisse rund um bekannte oder weniger bekannte internationale Dichter eingestreut sind und das eine oder andere ihrer Gedichte zitiert wird. Am Ende des Buches ist eine Liste der zitierten Gedichte zu finden, die einem den erneuten späteren Zugriff auf ein Gedicht erleichtern.
Da mich eher Prosa denn Lyrik anspricht, bewerte ich das Buch mit vier Sternen.