Cover-Bild Ohne mich
(44)
  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
22,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Diogenes
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 208
  • Ersterscheinung: 22.02.2023
  • ISBN: 9783257072334
Esther Schüttpelz

Ohne mich

Sie ist Mitte zwanzig, gerade fertig mit dem Studium und genauso frisch verheiratet wie getrennt. Was tun, nachdem eine erste große Liebe krachend gescheitert ist? Die Erzählerin von Esther Schüttpelz’ Roman sucht. Nach dem Grund für die Trennung. Nach einem Plan für die Zukunft. Nach Freundschaft und nach Nähe und Rausch und Vergessen. Scharfzüngig, verletzlich und komisch erzählt sie von einem Jahr des Danach und Dazwischen, von der Sehnsucht nach Verbundenheit in einer distanzierten Welt.

Dieses Produkt bei deinem lokalen Buchhändler bestellen

Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.04.2023

Der Aufbruch ins eigene, unabhängige Leben... "Ohne mich" von Esther Schüttpelz

0

"Wieso glauben eigentlich immer alle, dass schlechte Entscheidungen nur solche sein können, die man nicht aus freien Stücken getroffen hat?"

Wenn man der Ich-Erzählerin in Esther Schüttpelz Roman "Ohne ...

"Wieso glauben eigentlich immer alle, dass schlechte Entscheidungen nur solche sein können, die man nicht aus freien Stücken getroffen hat?"

Wenn man der Ich-Erzählerin in Esther Schüttpelz Roman "Ohne mich" glaubt, kann man sich auch sehr gut mit eigenen Handlungen ins Unglück stürzen. Erst vor kurzem hat sie geheiratet, sich für ein Jura-Studium entschieden, und sich ausgemalt verwegen und glücklich ins Leben zu stürzen. Sie ist erst Mitte zwanzig und doch fühlt es sich bereits jetzt so an, als hätte sie gehörig verkackt. Ihre Ehe, deren Grund sie kaum noch nachvollziehen kann, ist bereits gescheitert und befindet sich in den Endzügen. Kurz nach ihrer Trennung, schließt sie ihr Studium und Referendariat ab, doch so wirklich überzeugt ist sie nach wie vor nicht davon. Sie möchte weder das lernen müssen, das sie nicht interessiert, noch einem stupiden Schreibtischjob nachgehen und fragt sich wie sie so blöd sein konnte, ausgerechnet Jura zu studieren. "...na gut, eigentlich [ist] schon vieles daran, interessant, doch dass ich die Dinge nur begreifen, sie aber nicht anwenden will. Ich möchte nichts davon sein, nicht mitmachen, nur zusehen, verstehen. Und auch das nicht unbedingt." Und genau das wird ihr eben erst jetzt klar, so kurz vor dem Ende. Aber ist es nicht genau das, was das noch junge Leben prägt? Dinge, in die man sich hineinstürzt, mit der Hoffnung das Richtige gefunden zu haben und dann doch enttäuscht zu sein? Und während sie noch in der Heimat, im beschaulichen Münster geblieben ist und sich nun manchmal etwas einsam fühlt, sind ihre Freunde bereits in andere Städte aufgebrochen. Doch wird es ihnen dort wirklich anders ergehen?

"Da sitzen sie jetzt, meine Freunde, in ihren WGs oder in ihren ersten gemeinsamen Wohnungen, und was uns heute verbindet, ist, neben längst auserzählten Erinnerungen an die Schulzeit, nur noch das Gefühl, im eigenen Leben ersetzbar zu sein. Warum diese Stadt, warum dieser Job, warum dieser Partner. Fragt sich jeder für sich, ganz allein. Es könnte auch alles ganz anders sein, aber wäre das besser?"

Ich kann mich noch genau an meine Zeit nach dem Studium erinnern, gefangen in so einem Gefühl zwischen Euphorie, dem großen Drang endlich etwas bewegen zu können, dem Abschied von Schul- und Studienfreunden und der verzweifelten Suche nach sich selbst und seinen Wünschen und dem Korrigieren von früheren Entscheidungen. Und irgendwie hat Esther Schüttpelz es geschafft genau diese Ungewissheit und den Aufbruch bzw. das Befreien von naiven, fast schon jugendlichen, unüberlegten Impulsen und Gedanken einzufangen. Es ist keine Geschichte, die plotgetrieben auf ein großes Ahhh-Erlebnis zusteuert, für mich ist es mehr so ein Zustandsroman. Eine Suche nach dem Ziel, dem Weg und irgendwie auch dem eigenen Platz in der Gesellschaft. Es ist eine beispielhafte Auseinandersetzung mit dem anfänglichen, eigenständigen Leben und den vorherrschenden Themen des frühen Erwachsenenalters. Was fange ich mit mir an? Wo will ich hin? Ist das alles wirklich so richtig? Und da glaube ich, dass dieser Roman sehr von Esther Schüttpelzs eigenen Gedanken und Erlebnissen geprägt wurde. Die Parallelen im Lebenslauf könnten zumindest auf dies hindeuten.
Und auch wenn ich das schon wieder sehr faszinierend finde, fehlten mir im Roman selbst manchmal so ein bisschen Nähe und Tiefe. Ich konnte die Protagonistin nicht immer greifen bzw. hatte häufig das Gefühl, dass auch sie eher ein austauschbarer Charakter ist... was einerseits natürlich diese Allgemeingültigkeit zusätzlich verstärkt, aber leider auch so ein bisschen Distanz und Kühle aufbaut, wenn nicht sogar Begeisterung für das Gelesene raubt. "Ohne mich" umkreist das Ende der ersten großen Liebe, den Beginn des 'richtigen' Lebens und irgendwie auch das Verlassen von alten Wegen... sehr gewichtige Themen und doch so leicht verpackt. Und auch wenn dieser Roman mich nicht vollends begeistert mitgerissen hat, so bin ich für diesen gedanklichen Rückblick und diese Geschichte, die zeigt, dass niemandem das Leben einfach so in den Schoß fällt, sehr dankbar.

"Ich [...] schließe die Wohnungstür hinter mir, drehe mich nicht noch mal um und gehe. Mit jedem schritt, den ich mich entferne, spüre ich, wie ich leichter werde. Nichts ist weg von dem, was mich unter die Wasseroberfläche zieht, doch verstaut ist es, zurückgelassen und eingesperrt in den vermüllten Zimmern, denen es entsprang."

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 14.03.2023

first it was sweet

0

So many feelings about this book, but where to start. Ich mochte den Schreibstil. Sehr! GROSSGESCHRIEBEN. Dieses unüberlegt leichte, schnelle Abfeuern von Gedanken, lange Satzketten, den zynisch-verdaddelten ...

So many feelings about this book, but where to start. Ich mochte den Schreibstil. Sehr! GROSSGESCHRIEBEN. Dieses unüberlegt leichte, schnelle Abfeuern von Gedanken, lange Satzketten, den zynisch-verdaddelten Ton, bei dem man nicht weiß, ob man das nun ernst nehmen soll oder welche Version der Protagonistin da nun aus ihr spricht, insbesondere weil Schlagwörter immer wieder in Versalien den Schriftsatz durchbrechen, quasi GÄNSEFÜSSCHEN schreien. Sie ist halt doch auch erst Anfang zwanzig, dagegen fühlte ich mich schon fast wieder alt. Aber nein, mochte ich, hatte regelrecht das Gefühl, in ihrem Kopf zu sitzen und die Karussellpferde durch die Gegend tanzen und auf die Nase fliegen zu sehen. Oder gegen die Wand rennen. Zwar schreibt sie ACHTSAMKEIT und ENTSCHLEUNIGUNG groß, REFLEXION jedoch scheint an ihr vorbeigegangen zu sein. Da kam ich mir dann nicht nur alt vor, sondern wie eine Kindergärtnerin: "Ach, das macht man doch nicht, lass das!" Zwar scheint sie in Bezug auf ihre Gefühle reflektiert zu sein, doch was den Alkohol, die Drogen und das Feiern angeht, naja. Klar, sie ist jung, sie will vergessen, aber so... Naja. Darüber hinaus finde ich, wird sehr flapsig mit dem Thema Depression und/oder Traumabewältigung umgegangen, es als nebensächlich und mit einem Seufzen und dem Kommentar der Mutter, dass sie sich Hilfe suchen solle, und einem Yoga-Retreat abgetan. Finde ich zu wenig. Eh fehlte es mir insgesamt an Tiefe, vieles blieb oberflächlich, und nur zwischen den Zeilen ließ sich Essenz vermuten - und manches Mal auch finden -, und irgendwo auch an Stringenz. Andererseits: She acts her age and her situation. Nur ohne Kopfschutzhelm. Das letzte Drittel flog dann eher an mir vorbei, ich war müde von der Protagonistin, ihrem Gedankenmikado, da konnte mich auch der Schreibstil leider nicht mehr bei der Stange halten.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 01.03.2023

Ein furioses Debüt

0

Kennt ihr das? Wenn ihr ein Buch beendet habt und nicht so richtig wisst, ob es euch begeistert oder doch enttäuscht hat? Wenn ihr nicht wisst, was genau ihr aus dem Buch mitnehmen könnt? So erging es ...

Kennt ihr das? Wenn ihr ein Buch beendet habt und nicht so richtig wisst, ob es euch begeistert oder doch enttäuscht hat? Wenn ihr nicht wisst, was genau ihr aus dem Buch mitnehmen könnt? So erging es mir, nachdem ich die letzte Seite von Esther Schüttpelz Debütroam gelesen und das Buch zugeschlagen habe.
Die namenlose Protagonistin ist Mitte zwanzig, verheiratet aber auch bereits wieder getrennt. Im Leben steckt sie irgendwo zwischen der Beendigung ihres Jurastudiums und einer unvorhersehbaren Zukunft fest. Sie lässt keine Party aus, möchte nichts in ihrem Leben verpassen, gibt sich dem Alkohol hin und konsumiert erschreckend viele Drogen.
Der Schreib- bzw. Erzählstil ist sehr eindringlich und intensiv, er ist aus der Sicht der Protagonistin verfasst und bildet quasi eins zu eins ihre Gedankengänge ab. Das Gefühl, in seinen 20ern noch nicht richtig im Leben angekommen und irgendwie verloren zu sein, kenne ich sehr gut. Trotzdem konnte ich mich nur sehr bedingt mit der Erzählerin identifizieren. Insgesamt bleibt die Handlung leider eher oberflächlich, stellenweise hat es mir doch sehr an Tiefgang gefehlt. Die Protagonistin fechtet ihre Kämpfe eher in ihrem Inneren aus, sie macht sich sehr viele Gedanken, entwirft verschiedenste Szenarien und bezeichnet sich selbst eher als sachlich statt emotional. Ich konnte keine charakterliche Entwicklung erkennen und habe leider nichts gefunden, was ich für mich persönlich aus diesem Roman mitnehmen könnte. Ein Debüt, das mit einem außergewöhnlichen Stil beeindruckt, das aber sicherlich polarisieren wird.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 27.02.2023

Leseempfehlung vor allem für jüngere Frauen um die 30.

0

Der Grund für die Trennung in der kurzlebigen Ehe der jungen Hauptperson bleibt eigentlich unklar. Inhaltlich scheint es um die Suche nach dem Sinn des Lebens, nach Freundschaft und nach einem Plan für ...

Der Grund für die Trennung in der kurzlebigen Ehe der jungen Hauptperson bleibt eigentlich unklar. Inhaltlich scheint es um die Suche nach dem Sinn des Lebens, nach Freundschaft und nach einem Plan für eine erfüllte Zukunft zu gehen. Eine gewisse Desorientierung in einer jungen beruflichen, hier juristisch ausgerichteten Lebensphase offenbart auch eine anscheinend schöne Scheinwelt in den Social Media Kanälen, die mit der Realität in unserer Leistungsgesellschaft nichts zu tun hat. Gequält von Trennungsschmerz, Alkohol- und Drogenexzessen, unklaren Zukunftsplänen, Rastlosigkeit auch im Umgang mit Freundschaften greift eine Gefühlswelt voller Einsamkeit und Verzweiflung in einem besonderen Schreibstil um sich, scharfzüngig, verletzlich bis witzig, komisch. Für manchen Leser mag der Inhalt oberflächlich und belanglos sein, dieser innere Konflikt der Rechtsreferendarin, aufgewachsen in einer privilegierten Welt der Gen-Z, offenbare nur ihre Unreife ohne Selbsterkenntnis. Die teils drastisch derbe Wortwahl regt aber auch zum Nachdenken über unser distanziertes Miteinander an.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 29.01.2023

Durchwachsen

0

Der Roman handelt von einer namenlosen Frau, deren Leben gerade Kopf steht. Sie durchlebt eine Trennung von ihrem Ehemann, während sie gleichzeitig ihr Referendariat beenden muss. Von ihren Eltern kann ...

Der Roman handelt von einer namenlosen Frau, deren Leben gerade Kopf steht. Sie durchlebt eine Trennung von ihrem Ehemann, während sie gleichzeitig ihr Referendariat beenden muss. Von ihren Eltern kann sie auch nur bedingt Rückhalt erwarten.
Esther Schüttpelz schreibt anders und besonders. Sie nutzt die Variabilität der Wortstellung im Deutschen, um den Fokus auf bestimmte Dinge zu lenken. Das ist durchaus interessant, jedoch gelingt es ihr dabei nicht, Spannung aufzubauen. Die Protagonistin blieb für mich blass und leblos, machte stets einen deprimierenden Eindruck. Es wird viel erzählt, aber passieren tut nichts. Es ist mehr wie eine berichtende Aneinanderreihung von Teilen ihres Lebens.
Der Leser muss sich auf die Andersartigkeit einlassen, darf aber kein großes literarisches Werk erwarten. Insgesamt eine kurzweilige Unterhaltung.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere