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inkl. MwSt
  • Verlag: Reclam, Philipp
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: Klassisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 270
  • Ersterscheinung: 19.07.2024
  • ISBN: 9783150114964
Gabriele Reuter

Aus guter Familie. Leidensgeschichte eines Mädchens

Roman | Reclams Klassikerinnen

Effi Briests vergessene Schwester

Die junge, verträumte Agathe wächst in einem großbürgerlichen Haushalt auf und möchte eigentlich alles richtig machen. Doch immer wieder eckt sie in der konservativen Gesellschaft des jungen Kaiserreichs an, weder ihre jugendliche Sehnsucht nach Freiheit und Selbstentfaltung noch ihr Wunsch nach Liebe erfüllen sich. Als ihr Bruder ihre Mitgift verspielt, steht ihr nicht einmal mehr eine Vernunftehe offen. Agathe verzweifelt und wird in eine Heilanstalt eingewiesen.
Gabriele Reuter wurde mit dem Roman schlagartig berühmt und dieser zu einem Bestseller.

»Ein bekannter ›Frauenrechtler‹ soll, so las ich, geäußert haben, wenn er Kultusminister wäre, so würde er dieses Buch in Hunderttausenden von Exemplaren drucken und verteilen lassen. Er täte ungemein wohl daran.«
Thomas Mann

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.07.2024

Die Wiederentdeckung eines tollen Klassikers!

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»Vielleicht bekommen sie dann Mut, es selbst in die Hand zu nehmen, statt sich von ihren Eltern und der Gesellschaft vorschreiben zu lassen, wie sie leben sollen«

Die junge Agathe Heidling möchte ihr ...

»Vielleicht bekommen sie dann Mut, es selbst in die Hand zu nehmen, statt sich von ihren Eltern und der Gesellschaft vorschreiben zu lassen, wie sie leben sollen«

Die junge Agathe Heidling möchte ihr Leben eigenständig gestalten, ohne Konventionen und Pflichten leben. Doch mit genau diesen Einschränkungen hat sie zu kämpfen. Tag für Tag leidet sie unter den Zwängen ihrer Eltern und der Gesellschaft. So darf sie kaum eigene Entscheidungen treffen, muss sich stetigen Bevormundungen unterwerfen und sich schlichtweg einer Welt fügen, die nicht der ihren entspricht, sondern von Männern dominiert wird. Agathe kämpft dagegen an, rebelliert und verzweifelt, bis sie mehr und mehr zerbricht, alle Lebensfreude verliert und schlussendlich in eine Nervenheilanstalt eingewiesen wird.

Gabriele Reuters Roman ist, aufgrund der Thematik sowie ihrer einprägsamen Sprache, eine Rebellion gegen die vorherrschende Machtsysteme. Dabei verarbeitet sie, wie das Nachwort von Tobias Schwartz verrät, teilweise ihre echten Erlebnisse und erschafft dadurch ein wichtiges Porträt der Gesellschaft und deren konservative Prägung zum Ende des 19. Jahrhunderts.

Oftmals wird der Vergleich mit Fontanes „Effi Briest“ angestellt, doch ähneln sich diese Romane, meiner Ansicht nach, nur bedingt. Schließlich handelt es sich hier nicht um eine unglückliche Ehe und die Flucht in eine Affäre.
Ähnlichkeiten lassen sich aber dennoch erkennen, vor allem in den Schilderungen der gesellschaftlichen Zwänge, insbesondere für Frauen. Dagegen bemerkt man bei Reuter eine direktere Sprache, ohne Beschönigungen, die teilweise mit Wut gefüttert ist.

Ein Klassiker, der – leider –, trotz seiner ehemaligen Bekanntheit, nicht zuletzt von Thomas Mann, Sigmund Freud oder Victor Klemperer geschätzt, in Vergessenheit geraten ist und nun hoffentlich eine Wiederentdeckung mit großer Leserschaft feiert – verdient hätte er es!

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Veröffentlicht am 27.07.2024

Ein wiederentdeckter feministischer Klassiker des 19. Jahrhunderts

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Gabriele Reuters Debütroman "Aus guter Familie. Leidensgeschichte eines Mädchens" schildert das Leben der jungen Agathe, die in einer großbürgerlichen Familie aufwächst und an den gesellschaftlichen Erwartungen ...

Gabriele Reuters Debütroman "Aus guter Familie. Leidensgeschichte eines Mädchens" schildert das Leben der jungen Agathe, die in einer großbürgerlichen Familie aufwächst und an den gesellschaftlichen Erwartungen und Zwängen des Kaiserreichs zerbricht. Gabriele Reuter, 1859 in Alexandria geboren und zu Lebzeiten eine bedeutende deutsche Schriftstellerin, erlangte mit diesem Roman schlagartig Berühmtheit. Ihre Werke setzten sich kritisch mit dem Rollenverständnis der Frau in einer patriarchalischen Gesellschaft auseinander.

Um was geht es?
Agathe wächst in einem wohlhabenden, aber konservativen Haushalt auf. Ihre Sehnsucht nach Freiheit und Selbstentfaltung kollidiert ständig mit den Erwartungen der Gesellschaft. Nachdem ihr Bruder ihre Mitgift verspielt, bleibt ihr selbst eine Vernunftehe verwehrt. Verzweifelt und ohne Perspektive wird Agathe schließlich in eine Heilanstalt eingewiesen.

Mein Eindruck

Der Reclam Verlag hat diesen vergessenen Klassiker wieder ans Licht gebracht, und es ist beeindruckend, wie Gabriele Reuter schon 1895 mutig die gesellschaftlichen Zwänge und die Unterdrückung der Frauen thematisierte. Der Roman bietet einen tiefen Einblick in die damaligen Lebensumstände und zeigt auf, wie sich die Stellung der Frau seitdem verändert hat – auch wenn es noch immer Raum für Verbesserungen gibt.

Der Einstieg in das Buch fiel mir zunächst schwer. Ich musste mich erst an die Sprache der Zeit und Agathes rührselige Gedanken sowie ihr devotes Verhalten gewöhnen. Die Figuren, insbesondere die Protagonistin, sind jedoch sehr detailliert und sorgfältig charakterisiert. Besonders Agathes Innenleben wird eindrucksvoll dargestellt, was aus meiner Sicht eine große Stärke des Romans ist.

Das Nachwort von Tobias Schwartz enthält viele zusätzliche Informationen über Gabriele Reuter und das Leben im späten 19. Jahrhundert, die ich äußerst interessant und aufschlussreich fand. Der Schreibstil ist für heutige Leser:innen vielleicht etwas ungewohnt, aber dennoch sehr fesselnd. Die dramatische und packende Erzählweise zog mich in ihren Bann, trotz des schon recht aufschlussreichen Klappentextes. Obwohl ich keine enge Verbindung zu Agathe aufbauen konnte, beeindruckte mich die literarische Qualität der Autorin. Die Konflikte, die Agathe innerlich und äußerlich durchlebt, wurden eindringlich und realistisch geschildert.

Fazit
Insgesamt ist "Aus guter Familie" ein wichtiger Beitrag zur feministischen Literatur und ein zeitloses Werk, das auch heute noch relevante Fragen zu Geschlechterrollen, sozialem Druck und individueller Freiheit aufwirft. Trotz einiger Längen und Schwierigkeiten beim Einstieg hat mich der Roman berührt und zum Nachdenken angeregt. Ich gebe dem Buch 4 von 5 Sternen.

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Veröffentlicht am 19.07.2024

Agathes Leidensgeschichte

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Gabriele Reuter schildert in "Aus guter Familie" den Lebensweg von Agathe Heidling. Sie ist eine Tochter aus guter Familie. Ende des 19. Jahrhd. ist der Lebensweg damit fest und in engen Bahnen vorbestimmt. ...

Gabriele Reuter schildert in "Aus guter Familie" den Lebensweg von Agathe Heidling. Sie ist eine Tochter aus guter Familie. Ende des 19. Jahrhd. ist der Lebensweg damit fest und in engen Bahnen vorbestimmt. Sie soll heiraten und Kinder bekommen, Bestimmen und Mitentscheiden ist unerwünscht. Die Geschichte beginnt mit Agathes Konfirmation. Das Fest wird detailliert beschrieben. Für mich war der Einstieg etwas schwer. Auf einen Klassiker mit der Ausdrucksweise seiner Zeit hatte ich mich eingestellt, aber an die rührseligen Gedanken und das devote Verhalten Agathes musste ich mich erst gewöhnen. Agathe versucht es allen recht zu machen und scheitert. Durch ihre Freundin Eugenie wird der erfolgreiche Part als Gegensatz zu Agathe sichtbar, wobei Eugenies "Erfolge" u.a. auch zu Lasten Agathes gehen, somit ist es eine fragwürdige Freundschaft. Die Hilfe, die Agathe in dieser Zeit zu Teil wurde, ist schwerlich als solche einzustufen. Tragisch.

Reuter schildert Agathes Lebensweg und es ist aus heutiger Sicht schwer zu ertragen, wie es ihr erging. Man erhält bei der Lektüre einen guten Einblick in die Zeit, die Anschauungen und Lebensumstände. Frauen hatten damals nichts zu melden, heute ist dies immer noch verbesserungswürdig, aber deutlich besser. Agathe zerbricht letztlich an den Umständen, das ist schmerzhaft. Obwohl sie mir nicht sympathisch war, habe ich gerne an ihrer Geschichte teilgenommen und mit ihr gehadert. Für die Zeit sicherlich kein untypisches Schicksal.

Der Reclam Verlag hat mit diesem Buch einen vergessenen Klassiker wiederbelebt. Das Buch erschien 1895 erstmals und machte die Autorin damals berühmt. Schön, dass sie nun wiederentdeckt werden kann.

Ein lesenswertes Zeitzeugnis, das die Rolle der Frau in der wilhelminischen Zeit gut darstellt.

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Veröffentlicht am 16.07.2024

Kluge Gesellschaftskritik

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Gabriele Reuter lässt ihren Roman, erstmals erschienen im Jahre 1895, mit einem fröhlichen Fest beginnen. Die fast siebzehnjährige Agathe, voller Neugier und Träume auf eine wundervolle Zukunft, feiert ...

Gabriele Reuter lässt ihren Roman, erstmals erschienen im Jahre 1895, mit einem fröhlichen Fest beginnen. Die fast siebzehnjährige Agathe, voller Neugier und Träume auf eine wundervolle Zukunft, feiert ihre Konfirmation im Kreis ihrer Familie. Konfirmation heißt aber auch Abschied von der Kindheit und Vorbereitung auf das Erwachsenenleben. Für höhere Töchter Ende des 19. Jahrhunderts bedeutet das die Einführung in die Gesellschaft und ihre Verheiratung. Im Idealfall haben sie sich zu richten nach "Des Weibes Leben und Wirken als Jungfrau, Gattin und Mutter" - einem Werk im Prachteinband, das Agathe als Geschenk zur Konfirmation erhält. Wird die lebensfrohe Agathe die in sie gesetzten Erwartungen erfüllen?
Voller Empathie erzählt Reuter vom Erwachsenwerden Agathes und ihrem Schicksal als „höhere Tochter", wobei sie sich eines klaren Schreibstils und deutlicher Worte bedient. Sehr einfühlsam schildert sie Agathes Seelenleben.
„Plötzlich wusste ich, wozu ich auf der Welt war: zu künden, was Mädchen und Frauen schweigend litten." schrieb sie einmal. Und tatsächlich, so authentisch kann tatsächlich nur eine Frau die intensiven Empfindungen und widerstreitenden Gefühle einer jungen Frau, hin- und hergerissen zwischen Pflichtbewusstsein und eigenen Wünschen, wiedergeben. Auf diese Weise entsteht ein farbiges Sittengemälde, das uns sehr eindrucksvoll die gesellschaftlichen Konventionen und Zwänge des Wilhelminischen Zeitalters, denen Mädchen und Frauen unterworfen waren, vor Augen führt.

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Veröffentlicht am 15.07.2024

Eine bewegende Geschichte

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Wir befinden uns Hier Ende des 19. Jahrhunderterts, Gabriele Reuter wurde sehr bekannt mit diesem Roman. Hier erfahren wir die ganze Geschichte über Agathas Leben. Das ganze beginnt bei ihrer Konfirmation ...

Wir befinden uns Hier Ende des 19. Jahrhunderterts, Gabriele Reuter wurde sehr bekannt mit diesem Roman. Hier erfahren wir die ganze Geschichte über Agathas Leben. Das ganze beginnt bei ihrer Konfirmation und ihr Gelübte gegenüber Gott.Damals hinterfragte sie sie so manche Dinge. Die Autorin gibt uns einen tiefen Einblick in Agathes Leben. Sie wurde streng kirchlich erzogen. Entsprechend der Zeit, hatten Frauen hier nichts zu melden, sie wurden unterdrückt. Selbst sie war nicht richtig aufgeklärt. Die Beziehung zwischen Mann und Frau war ihr fremd. Obwohl sie Freundinnen hatte, die anders dachten, damit konnte sie garnicht umgehen. Sie war geprägt von ihrem Elternhaus und eine andere Denkweise kam für sie garnicht infrage. Sie selbst bemerkt schon, das sie melancholisch ist, sie flüchtet sich in eine andere Welt. Sie betrachtet Kunstwerke und liest viel. Obwohl es hier schon Frauen in ihrem Freundeskreis gab, die selbstbewusster waren und anders lebten, Agatha verabscheute dies.. Sie war sogar eifersüchtig.Dann war sie mal in England, verliebte sich in einen Mahler, aber das hatte ja auch keine Zukunft. Als sie sich dann auch nochmals verliebte in Raikendorf, hatte das natürlich auch keine Zukunft, die Mitgift die er erhalten sollte, war längst ausgegeben , für die Schulden ihres Bruders.Und dann fällt Agatha wieder in ein tiefes Loch. Aber später gibt es da noch Martin, ihn hatte sie immer gemocht. Er hat sich befreit aus diesen gesellschaftlichen Druck. Wird es ihr vielleicht auch gelingen?

Die Autorin gibt uns hier einen tiefen Einblick in Agathas Leben. Gedanken und Gefühle werden wunderbar dargestellt.Der Schreibstil wurde angepasst und lässt sich sehr gut lesen. Die Charaktere sind gut ausgearbeitet. Das Cover wirklich sehr hochwertig, sehr ansprechend.Farblich Ton in Ton, sehr geschmackvoll.

Insgesamt muss ich sagen, sehr empfehlenswert, für Leser die Klassische Literatur mögen. Mir fiel es hier wirklich schwer eine Bewertung abzugeben. Es war mein erster Klassiker, ich habe deshalb viele Bewertungen durchgelesen, hochwissenschaftlich beschrieben, das war mir schon irgendwo zufiel, da geht irgendwie das menschliche verloren. Natürch war alles der damaligen Zeit geschuldet.. Das ganze Werk hat mich schon bewegt, alleine der Gedanke, das diese Autorin den Mut hatte das zu veröffentlichen. Ich selber sehe in Agatha eine schwache Frau, sie hatte schon innere Konflikte , ließ aber alles über sich ergehen. Sie hatte mehrmals die Möglichkeit, sich daraus zu befreien, hatte aber leider nicht den Mut dazu. Ich hatte mir eigentlich hier erhofft, das sie selbstbewusster wird und vielen Frauen, einen Weg aufzeigen kann.

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