Ängste sind individuell und dennoch haben wir sie alle
Jeder Mensch hat Angst. Irgendwann ist sie da. Sie kommt in verschiedenen Formen. Manchmal ist sie wie ein Strudel, der versucht einen mit sich zu reißen. Wir können uns oft nicht von ihr befreien, aber ...
Jeder Mensch hat Angst. Irgendwann ist sie da. Sie kommt in verschiedenen Formen. Manchmal ist sie wie ein Strudel, der versucht einen mit sich zu reißen. Wir können uns oft nicht von ihr befreien, aber wir können lernen mit ihr umzugehen, sie zu beherrschen und letzen Endes mit ihr zu leben.
In dem Ratgeber „Das Anti-Angst-Buch“ von Herrn Prof. Dr. Gustav Lobos mit Dr. Petra Thorbrietz, erschienen am 4. März 2023 beim ZS-Verlag (Edel Verlagsgruppe), kann der Lesende über 6 Wochen ein Programm starten, welches sich mit der Angst in der Theorie und in der Praxis befasst. In diesen 6 Wochen gibt es eine Menge an Informationen rund um das Thema.
Bevor jedoch mit der ersten Woche gestartet wird, erklärt uns Prof. Dr. Lobos, Leiter für das Zentrum für Naturheilkunde und Integrative Medizin am Universitätsklinikum Essen, in verschiedenen thematischen Abgrenzungen und Unterthemen, woher zum Beispiel die Angst stammt, wie und wo sie entsteht im Körper oder welche Symptome durch die Angst verursacht werden. Es werden sehr viele Facetten beleuchtet und erläutert. Veranschaulicht wird die Theorie in Statistiken, Bildern und durch Fallbeispiele aus der Praxis des Autoren.
Für die Menschen ist die Angst ein Gefühl. In dem „Anti-Angst-Buch“ wird dieses Gefühl aufgespalten und jedes einzelne Molekül für sich betrachtet. Alles wird haargenau analysiert und dieses Wissen, welches zur Zeit darüber herrscht, wird dem Lesenden nahegebracht. Man lernt, was die Angst ist, wieso wir sie haben und was wir machen können, um nicht schreiend davon zu laufen.
Nach den Informationen beginnt das Programm, welches zusätzlich durch ein Übungsheft noch anschaulicher gestaltet wird. In diesem kann man seine Gefühle, Erfahrungen und Fortschritte festhalten. So kann man sich bewusster mit den Übungen auseinander setzen.
Die Wochen beginnen in dem Buch immer am Wochenende, kann aber individuell angepasst werden. Jede Woche hat ein eigenes Thema. Woche 1 befasst sich zum Beispiel mit der Achtsamkeit, die dritte Woche dann mit der körperlichen Fitness, die einen sehr großen Faktor in der Angstbekämpfung spielt.
Der Aufbau ist einfach: Am Wochenende lernen wir wieder die Hintergründe und Fakten des Inhaltes. Unter der Woche wird die Leserschaft dann selber tätig und setzt verschiedene Übungen in die Praxis um. Es gibt körperliche Einheiten, wie das Lernen der Zwerchfellatmung oder der Akupressur, leckere Rezepte für ein „Soulfood“ und auch Übungen, die wir aktiv in unserem Bewusstsein ausüben sollen, wie ein bestimmtes Training für das Denken. Oft ist es auch ein Tipp, was wir machen können, um uns wohler zu fühlen oder uns zu entspannen. Da helfen dann Anwendungen mit ätherischen Ölen oder Wickel.
So haben wir Woche für Woche eine Aufgabe vor uns und können auf verschiedene Arten begreifen, dass die Angst uns zwar im Griff haben kann, wir aber auch Wege im petto haben, die wir aktiv anwenden können, wenn uns dieses Gefühl mal wieder einengt und nicht loslässt.
Eines möchte ich an dieser Stelle schon mal vorab sagen, welches meine persönliche Wahrnehmung betrifft:
Dieser Ratgeber wird meine Ängste in Zukunft nicht verschwinden lassen, aber er hat mir geholfen meine Ängste zu verstehen und mir vor allem die Erkenntnis aufzuzeigen, die mir auf dem Weg immer helfen wird: Ich kann die meisten Situationen und Probleme in meinem Leben nicht ändern oder beeinflussen, da sie kommen und entstehen, weil es das Leben ist. Aber ich kann meine Einstellungen dazu ändern. Ich kann lernen meine Ängste bewusst wahrzunehmen und diese selber einordnen, sodass ich mit den in dem Buch erlernten Methoden, teilweise dieses Gefühl kontrollieren kann. Jeder Mensch hat eigene Ängste, eigene Gefühle, eigene Wahrnehmungen und wird über dieses Anti-Angst-Buch am Ende vielleicht auch sagen, dass es nichts für ihn/sie war. Dennoch bin ich der Meinung, dass der Inhalt doch an manchen Stellen ansetzen kann und wir für uns doch ein besseres Bewusstsein darüber erhalten können.
Jedem sollte auch klar sein, dass am Ende des Ratgebers die Angst nicht weg oder geheilt ist. Auch ein Psychotherapeut oder eine Psychotherapeutin kann die Angst nicht wegzaubern. Es geht viel mehr um die eigene Denkweise dazu.
Mir gefällt der Aufbau des Buches. Es ist aufeinander abgestimmt und baut nach und nach die Thematik weiter aus. Manches habe ich in der Theorie nicht ganz verstanden, da ich zum Beispiel über chemische Prozesse im Körper einfach zu wenig weiß. Aber auch hier habe ich gelernt, dass das Gefühl Angst nicht einfach zu beschreiben ist. Dieses Gefühl ist so komplex, dass ich für mich selber gespürt habe, dass man alleine nur vor der Angst Angst haben kann. Wenn man einmal in diesem Sog war und sich wieder einigermaßen zurückgekämpft hat, dann wird man davor auch wieder Angst haben. Und trotzdem bin ich ruhiger geworden. Alleine die Erkenntnis, dass ich vieles nicht beeinflussen kann im Leben, hat mir geholfen. Ich kann keine Krankheit heilen, bei der sich Mediziner/innen seit Jahrzehnten den Kopf zerbrechen und die Forschung zu jeder Sekunde alles daran setzt, ein essentielles Medikament zu finden. Manchmal hilft es auch loszulassen und die Situation so zu akzeptieren.
Die Beispiele aus der Praxis finde ich sehr gut. So kann man mal sehen, dass Ursachenforschung unfassbar wichtig ist. Die einzelnen Übungen haben mir auch geholfen. Manches habe ich in meinen Alltag integriert um grundsätzlich mehr für mich zu tun. Andere Trainingseinheiten sind nicht so mein Geschmack, aber man kann sich das ganze selber anpassen.
Durch dieses Buch habe ich aufgehört Fleisch und Fisch zu essen. Hört sich merkwürdig an, hat aber etwas mit einer bewussten Ernährungsweise zu tun, die mich in Richtung „healthy food = mental strength“ führen soll. Durch die gesunde Ernährung fühlt man sich einfach besser.
Insgesamt ist dieses Buch ein sehr guter Wegweiser für mich gewesen. Zum Ende hin wurden die Inhalte der Wochen leider immer weniger. Das würde ich als einzigen Kritikpunkt aufführen. Daher vergebe ich gerne 4 von 5 Sternen und würde dieses Buch auf jeden Fall jedem empfehlen, der ein bisschen Mut braucht, sich seinen Ängsten zu stellen.