Herzergreifend, mitreißend, wunderschön!
Da seine alleinerziehende Mutter für mehrere Wochen in eine Klinik muss, wird der 11-jährige Rio von London nach Kalifornien zu seiner Großmutter geschickt, worüber er alles andere als begeistert ist. ...
Da seine alleinerziehende Mutter für mehrere Wochen in eine Klinik muss, wird der 11-jährige Rio von London nach Kalifornien zu seiner Großmutter geschickt, worüber er alles andere als begeistert ist. Er kennt seine Oma kaum und wünscht sich nichts mehr als nach Hause zurückzukehren und wieder bei seiner Mutter zu sein. Anfangs verhält er sich äußerst abwesend, doch als er die gleichaltrige Marina kennenlernt, beginnt er aufzutauen. Sie nimmt ihn zu einer Walbeobachtungstour ihres Vaters mit, während der er auf das Walweibchen Weißschnauze trifft. Rio ist ganz fasziniert von dem sanften Meeresriesen und freundet sich mit ihm an. Die Beziehung zwischen den beiden ist einzigartig und der Junge spürt nach langer Zeit einen Funken Hoffnung. Doch dann wird Weißschnauze auf einmal vermisst und nur Rio scheint ihr helfen zu können. Gemeinsam mit Marina, ihrem Vater und seiner Oma begibt er sich auf die Suche nach seiner neuen riesigen Freundin. Ob sie Weißschnauze wohl finden werden?
Da Hannah Golds Debütroman „Der letzte Bär“ 2023 zu meinen Jahreshighlights gehörte, war sofort klar, dass ich auch ihr zweites Werk „Der verschwundene Wal“ unbedingt lesen muss. Voller Vorfreude und mit hohen Erwartungen bin ich in das Buch eingetaucht und was soll ich sagen, ich liebe es! Das traumhafte Cover verspricht eindeutig nicht zu viel, auch die Geschichte dahinter ist so wunderschön und begeistert vom ersten Augenblick an.
Die britische Autorin hat es erneut geschafft eine Abenteuergeschichte mit wichtigen und ernsten Themen geschickt zu verknüpfen. Fesselnd, einfühlsam und voller Emotionen erzählt sie von Freundschaft, Familie, Vertrauen, physischen Problemen und Hoffnung, von der Verschmutzung der Meere, dem Walfang und der heilsamen Kraft der Natur. Die Geschichte von Rio und Weißschnauze liest sich spannend und ergreifend zugleich und rüttelt auf, sie vermittelt viel Wissen über Grauwale und sie erinnert uns daran, dass wir alle Superheld*innen des Planeten sein können und es sich lohnt, sich für die Umwelt einzusetzen. Toll ist auch der mehrseitige Anhang am Ende, in dem man unter anderem mehr über die Entstehung des Buches erfährt. „Der verschwundene Wal“ ist definitiv nicht nur ein Roman für Kinder ab 10 Jahren, sondern auch für Erwachsene.
Die Charaktere sind ebenfalls großartig gelungen, vor allem Rio ist ein wunderbarer Protagonist, den man sehr schnell ins Herz schließt und nur zu auf seinem Weg gerne begleitet. Es ist herzerwärmend zu sehen, wie er im Verlauf wächst, wie er sich seiner Oma und der gleichaltrigen Marina immer mehr öffnet und wie zwischen ihm und dem Walweibchen Weißschnauze eine einzigartige Verbindung entsteht. Man fühlt und fiebert mit Rio mit und hat dank der bildhaften Beschreibungen das Gefühl, selbst dabei zu sein und alles mitzuerleben. Die Seiten fliegen beim Lesen nur so dahin und ehe man es sich versieht, hat man das Buch auch schon beendet und kann zufrieden wieder daraus auftauchen.
Untermalt wird die Geschichte von zahlreichen schwarz-weiß Zeichnungen von Levi Pinfold, die bereits „Der letzte Bär“ bebildert hat. Ihre eindrucksvollen und ausdrucksstarken Illustrationen schaffen eine magische Atmosphäre und machen das Buch zu einem unvergesslich schönen Erlebnis.
Fazit: „Der verschwundene Wal“ ist eine berührende und kraftvolle Geschichte über eine ganz besondere Verbindung zwischen Mensch und Tier. Inspirierend, informativ und voller Tiefe und beeindruckender Bilder. Ein Buch, das man so schnell nicht vergisst und eine bereichernde Lektüre für alle ab 10 Jahren. Ich kann es jedem nur ans Herz legen, mich hat es zutiefst bewegt und komplett verzaubert. Von mir gibt es 5 von 5 Sternen!