Solider Familienroman, der in Berlin und Deutsch-Ostafrika spielt
Bei DTV erscheint der historische Roman Zeit der Sehnsucht aus der Reihe "Die Töchter der Ärztin" von Helene Sommerfeld.
In diesem Buch begleiten wir ab 1927 die Töchter der Frauenärztin Ricarda Thomasius, ...
Bei DTV erscheint der historische Roman Zeit der Sehnsucht aus der Reihe "Die Töchter der Ärztin" von Helene Sommerfeld.
In diesem Buch begleiten wir ab 1927 die Töchter der Frauenärztin Ricarda Thomasius, die beide wie ihre Mutter Medizinerinnen geworden sind. Die zielstrebige, alleinerziehende Henny bleibt in der Nähe ihrer Mutter und eröffnet eine Praxis für Onkologie in Berlin, während es die abenteuerlustige Toni nach Afrika zieht, wo sie in Daressalam ihre Assistenzzeit absolvieren möchte. Sie lernt den Plantagenbesitzer Ben kennen und verliebt sich in ihn. Aus menschlicher Nächstenliebe behandelt sie Einheimischen, doch damit bringt sie sich auch in Gefahr. Als sie plötzlich spurlos verschwindet, versucht Henny, Toni zu finden und nach Hause zu holen.
Bei diesem Roman taucht man schnell in die Handlungsorte Berlin und Afrika ein und lernt die beiden Schwestern und andere interessante Charaktere näher kennen. Scheinbar sind die Thomasius Frauen alles mutige und engagierte Frauen, die sich entgegen ihrer damaligen Zeitgenossinnen für die Medizin und die Ausübung ihres Berufes eingesetzt haben. Es werden einige medizinische Dinge in die Handlung eingebaut, doch da hatte ich mir noch mehr Themen erhofft. Wie sich die Lebenswege der Schwestern entwickeln wird durch den flüssigen Erzählstil gut dargestellt und die Schauplätze und örtliche Besonderheiten werden anschaulich dargestellt. Beide Schwestern haben ihre Charakterstärken und ich fand beide recht sympathisch, doch ich habe nicht so richtig mit ihnen mitfiebern können, weil die teilweise alltäglichen Erlebnisse mit vielen kleinen Einzelheiten auserzählt werden und damit auf Dauer die Spannung immer mehr nachließ.
Die unterschiedlichen Sichtweisen der Kolonialpolitik werden mehr oder weniger am Rande gestreift, dafür bekommen die Liebesgeschichten mehr Raum. Das finde ich sehr schade, denn damit bekommt der Roman zwar ein solides Unterhaltungspotential, aber nicht die Tiefe und die historischen Einblicke, die ich mir für einen historischen Roman gewünscht hätte.
Ein solider und unterhaltsamer Reihenauftakt, der in die Kolonialzeit blicken lässt und neben den Liebesgeschichten der Protas auch Einblicke in die Medizin zulässt. Für einen historischen Roman hätte ich mir da aber mehr erwartet.