Cover-Bild Eine andere Zeit
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23,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Insel Verlag
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 250
  • Ersterscheinung: 27.03.2022
  • ISBN: 9783458642855
Helga Bürster

Eine andere Zeit

Roman

Die Schwestern Enne und Suse wachsen in den 1970ern in einem Dorf in Vorpommern auf, wo es kaum mehr gibt als die Fahrradfähre nach Usedom und das so abgelegen ist, dass Fremde schon einmal befürchten, »über den Rand zu kippen«. Suse ist oft krank und Enne muss zurückstecken, weil die Sorge und Zuwendung der Eltern vor allem Suse gilt, was das Verhältnis der beiden Schwestern nicht ganz einfach macht. Es gibt nur wenige Momente der Nähe zwischen ihnen.
Als 1989 Ungarn die Grenzen öffnet, nutzt Suse die Chance und verschwindet in den Westen. Sie lässt nie wieder von sich hören, die Familie rätselt jahrzehntelang darüber, was aus ihr geworden ist. Enne versucht sich in Berlin als Schauspielerin, aber der große Durchbruch bleibt aus und sie geht wieder zurück in ihr Heimatdorf. Dreißig Jahre nach Suses Verschwinden zieht eine geheimnisvolle Frau Pohl bei Enne gegenüber ein und die Gerüchte, wer das sein könnte, schießen ins Kraut …

Helga Bürster erzählt in ihrem neuen Roman von einer, die geblieben ist. Und immer wieder auch von den Nachwirkungen der Wende, vom Verschwinden und vom Bleiben, von Identität und Identitätsverlust.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.05.2022

Unaufgeregte Familiengeschichte zwischen Ost und West mit sehr authentischem Heimatgefühl

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Helga Bürster erzählt in ihrem neuen Roman "Eine andere Zeit" die Geschichte dreier Frauen, angefangen noch zu Mauerzeiten bis in die Gegenwart hinein. Im Mittelpunkt stehen Christina, Enne und Suse, wobei ...

Helga Bürster erzählt in ihrem neuen Roman "Eine andere Zeit" die Geschichte dreier Frauen, angefangen noch zu Mauerzeiten bis in die Gegenwart hinein. Im Mittelpunkt stehen Christina, Enne und Suse, wobei Enne und Suse, zwei Schwestern in Vorpommern leben,ihre Cousine Christina mit ihrer alleinerziehenden Mutter in einer grauen trüben Großstadt im Westen des geteilten Deutschlands. Obwohl es etliche Menschen in der DDR in den Westen zieht, treiben Christina genau umgekehrte Gefühle um, sie ist nur wirklich glücklich, wenn die ihren Urlaub bei den Cousinen an der Ostsee verbringen darf. Vermissen tut sie dort nichts, hat alles, was sie braucht und vor allem ihre Ruhe. Auch wenn diese Wünsche und Sehnsüchte für einige nicht nachvollziehbar schienen, konnte ich mich sehr gut in Christina hinein versetzen, da die Autorin die Atmosphäre dermaßen gut skizziert hat, dass alles komplett überzeugend wirkte. Kurz vor der Grenzöffnung macht Suse noch über Ungarn in den Westen rüber, verschwindet wie vom Erdboden verschluckt und stößt damit ihre Familie komplett vor den Kopf. Christina hingegen zieht bald nach dem Mauerfall endlich in den Osten und erfüllt sich so ihren Traum. Wie sich dann alles entwickelt, möchte ich gar nicht verraten, um nichts vorwegzunehmen. Helga Bürster hat mich mit ihrem ruhigen Schreibstil und ihrer sehr guten Recherche absolut überzeugt. Sie vermittelt ein unvergleichliches Bild von Heimat, beweist, dass in der ehemaligen DDR nicht alles nur schlecht war. Mich hat dieses Buch stellenweise sehr bewegt, vor allem aber sehr gut unterhalten, eine Geschichte, die auch ohne wirkliche Spannung zu fesseln versteht. Deshalb eine absolute Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 26.04.2022

Wendewunden

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Was ist aus Suse geworden? Auch nach 30 Jahren kann ihre Schwester Enne nicht mit dem ungewissen Schicksal abschließen, dass Suse bei der Grenzöffnung in Ungarn 1989 im Gewühl der Menge verschwunden ist. ...

Was ist aus Suse geworden? Auch nach 30 Jahren kann ihre Schwester Enne nicht mit dem ungewissen Schicksal abschließen, dass Suse bei der Grenzöffnung in Ungarn 1989 im Gewühl der Menge verschwunden ist. Suse ist fort und Enne ist geblieben, in dem winzigen Ort an der Ostsee, in den auch die Cousine aus dem Ruhrpott gezogen ist. Christina hat schon als Kind ihre Ferien im Osten verbracht und fühlte sich dort wohler als im Westen. Als im Haus gegenüber von Enne eine gewisse Frau Pohl einzieht, die sich sehr geheimnisvoll gibt, brechen bei allen alte Gefühle auf.

In ruhigem Ton, fast schon nüchtern, erzählt Helga Bürster in ihrem neuen Roman von der "Kriegsenkel"-Generation. Anhand einer Familie wird ein Netz von Schicksalen aufgezeigt. Da ist die Elterngeneration, die als Kinder und Jugendliche den Krieg erlebt haben, vieles verdrängt und totgeschwiegen haben. Die nächste Generation wiederum (Suse, Enne und Christina) wächst im geteilten Deutschland auf. Während Enne fest an den Arbeiter- und Bauernstaat glaubt, ist Christina mit ihrem Leben im kapitalistischen Westen unzufrieden und blüht nur auf, wenn sie nach Vorpommern an die Küste reisen kann.

Helga Bürster wertet nicht, sie schildert Ost und West facettenreich. Weder ist hier alles gut, noch dort alles schlecht. Die Menschen stehen im Mittelpunkt und was sie aus ihrem Leben gemacht haben, welche Chancen sie hatten und welche sie davon genutzt haben oder auch nicht. Durch Rückblicke wird die Vergangenheit seit den 1970er Jahren herangeholt an die Gegenwart, als Frau Pohl auftaucht.

Der Roman lebt von der spröden, direkten Sprache. Den kurzen Sätzen und klaren Ansagen, oft mit Humor gewürzt. Typisch Norddeutsch möchte man sagen. Wie bei "Luzies Erbe" liest sich dies wirklich wunderbar. Geschickt werden historische Fakten eingebaut, so der unglaubliche Lehrerüberhang in den 1980er Jahren, die Schneekatastrophe 1978/79. Gefallen haben mir auch die kleinen Dinge, denen die Autorin Aufmerksamkeit geschenkt hat: ein angebrannter Topf (noch gute Vorkriegsware) oder die RAF-Fahndungsplakate in den Postämtern. So wird nicht nur die Stimmung an der vorpommerschen Küste eingefangen, sondern auch die Atmosphäre in der kleinen Küche der Familie Jendrich.

Wer eintauchen möchte, in eine ruhig erzählte Familiengeschichte, ist hier genau richtig. Es handelt sich nicht um einen Spannungsroman, wie vielleicht durch das Verschwinden von Suse und das plötzliche Auftauchen von Frau Pohl vermutet werden kann. Am Ende bleibt einiges offen, wie im richtigen Leben: Es gibt nicht auf alles eine Antwort.

Ich habe das Buch sehr gerne gelesen und es hätte durchaus etwas länger sein können.

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Veröffentlicht am 26.04.2022

Wenn Wege auseinander gehen

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Klappentext:
„Die Schwestern Enne und Suse wachsen in den 1970ern in einem Dorf in Vorpommern auf, wo es kaum mehr gibt als die Fahrradfähre nach Usedom und das so abgelegen ist, dass Fremde schon einmal ...

Klappentext:
„Die Schwestern Enne und Suse wachsen in den 1970ern in einem Dorf in Vorpommern auf, wo es kaum mehr gibt als die Fahrradfähre nach Usedom und das so abgelegen ist, dass Fremde schon einmal befürchten, »über den Rand zu kippen«. Suse ist oft krank und Enne muss zurückstecken, weil die Sorge und Zuwendung der Eltern vor allem Suse gilt, was das Verhältnis der beiden Schwestern nicht ganz einfach macht. Es gibt nur wenige Momente der Nähe zwischen ihnen.
Als 1989 Ungarn die Grenzen öffnet, nutzt Suse die Chance und verschwindet in den Westen. Sie lässt nie wieder von sich hören, die Familie rätselt jahrzehntelang darüber, was aus ihr geworden ist. Enne versucht sich in Berlin als Schauspielerin, aber der große Durchbruch bleibt aus und sie geht wieder zurück in ihr Heimatdorf. Dreißig Jahre nach Suses Verschwinden zieht eine geheimnisvolle Frau Pohl bei Enne gegenüber ein und die Gerüchte, wer das sein könnte, schießen ins Kraut …“

Helga Bürster hatte mich damals mit ihrem Roman „Luzies Erbe“ komplett gefesselt und eingenommen. Ihr neuestes Werk „Eine andere Zeit“ reicht nicht ganz an dieses Maß von damals heran aber dennoch war ihr aktuelles Werk lesenswert. Die Geschichte von Enne und Suse zeigt ein Schwestern-Bild der anderen Art. Suses Flucht in den Westen war dann wie ein Bruch zwischen ihnen obwohl das Level an Emotionen eh schon gering war, aber es war da. Schnell erkennen wir Leser das jeder seinen Weg im Leben gehen wird, mal steiniger mal geradliniger. Die Zeiten ändern sich, nicht nur politisch.
Nicht nur die Fragen der Protagonisten geben einen Rätsel auf, man stellt sich selbst die Frage, wie man reagiert hätte bzw. würde. Zugegeben, der Charakter der Frau Pohl war etwas fraglich aber er verhunzte die Geschichte auch nicht. Bürster beschreibt verschiedenen Zeiten der DDR von damals recht gut und ja, wenn man selber in den neuen Bundesländern bzw. der DDR aufgewachsen ist, versteht man Dinge und Situationen besser oder einfacher. Die Geschichte rund um Suse und Enne muss man verstehen können was die politischen Belange von damals betrifft. Ja, es war einen andere Zeit und vieles war anders als im Westen. Hier wird es, so denke ich, verschiedene Sichtweisen geben und die Meinungen hier und da auseinander gehen.
Bürster wählte für diese Geschichte einen besonderen Sprachstil und blieb mit ihren Protagonisten dem Leser gegenüber immer wieder auf Distanz. Man muss nicht immer alles hinterfragen als Leser sondern auch einfach mal nur lesen und aufnehmen. Sie schreibt offen und klug, aber wie gesagt, man muss es verstehen. Ihr Ausdruck ist passend und auch ihr Verlauf der Geschichte hat wieder das gewisse Flair. Wie bereits gesagt, erreicht er für mich nicht das Level von „Luzies Erbe“ und deshalb vergebe ich sehr gute 4 von 5 Sterne.

Veröffentlicht am 18.04.2022

Familiengeschichte zwischen Ost und West

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Helga Bürster erzählt in ihrem Roman "Eine andere Zeit" die Geschichte einer Familie, geteilt in Ost und West, die sich über beinahe 5 Jahrzehnte erstreckt.

Im Fokus stehen die Schwestern Enne und Suse, ...

Helga Bürster erzählt in ihrem Roman "Eine andere Zeit" die Geschichte einer Familie, geteilt in Ost und West, die sich über beinahe 5 Jahrzehnte erstreckt.

Im Fokus stehen die Schwestern Enne und Suse, sowie deren Kusine Christina, die mit ihrer Mutter in einer, wie sie selbst sagt, grauen Stadt im Westen lebt, die sich aber in der DDR, in der die bei der Familie ihre Sommer verbringt, wesentlich heimischer fühlt. Sie liebt die Ruhe auf dem Kamp, die Verbundenheit mit der Natur und die Nähe zum Meer und ist fest entschlossen, irgendwann hierhin zu ziehen.

Enne, die ältere und auch irgendwie resoluter wirkende Jendrich-Schwester ist als Kind weitestgehend unsichtbar für die Erwachsenen, die sich um ihre jüngere und sehr kränkliche Schwester Suse sorgen. Die Familie wohnt in einem kleinen Fischerdorf, die Eltern arbeiten in der LPG. Als aus den Beiden Jugendliche werden, da ändert sich das Bild in soweit, als dass Suse plötzlich flügge wird. Immer wieder verschwindet sie ins Haus der Eigenbrötlerin Alma oder auf den Friedhof. Während Suse zum Grufti wird, überlegt Enne, was sie mit ihrem Leben anfangen will und fühlt sich von der Schauspielerei angezogen.

Die Geschichte beschreibt den Alltag der Schwestern, und plätschert angenehm vor sich hin. Immer wieder springt die Autorin dabei von der Vergangenheit in die Gegenwart und durchleuchtet dabei die Sommer der Mädchen, sowie deren Werdegang.

Ich mochte den irgendwie nüchternen und sehr direkten Ton und fand ganz besonders faszinierend, dass die Autorin eine permanente aber eher unterschwellige Spannung aufbaut. Zwischen den Erwachsenen, also Ennes Eltern und der Tante, gibt es viel Unausgesprochenes. Der Vater, der nach dem 2. Weltkrieg im russichen Gefangenenlager war und in der DDR nicht darüber sprechen darf, steht immer wieder seiner Schwester gegenüber, die den Krieg ein wenig zu verherrlicht. Immer wieder gibt es deshalb Streitereien und Andeutungen, wirklich ausgesprochen wird Vieles nicht. Hinzu kommt die Situation der DDR, die sich seit Ende der 1970er immer weiter zuspitzt. Die Mädchen geraten eher zufällig in eine Demo, die besonders Enne imponiert, vor der sie sich aber auch ein wenig fürchtet, denn ist nicht eigentlich alles gut in der DDR ?

Und dann, dann verschwindet Suse 1989 plötzlich. Hat sie rübergemacht ? Obwohl sie dazu gar keine Neigungen gezeigt hat ?

Die Familie ist plötzlich zerrissen, die Mutter wird krank vor Sorge und Enne versucht Beruf und Familie irgendwie unter einen Hut zu bringen, da zu sein, wann immer es geht. Während Christina noch immer nach ihrem Platz im Leben sucht.

Man muss bei diesem Roman viel zwischen den Zeilen lesen, weil die Autorin nicht alles exakt ausführt, aber genau dies hat für mich den Reiz ausgemacht. Es geht vorallem im letzten Teil, um die Verarbeitung von Verlust, den Umgang mit der Unwissenheit, die vor allem immerzu verunsichert. Und es geht auch darum, dass man sich manchmal mit Situationen abfinden oder sie loslassen muss.

Ich mochte die Figuren ebenso gern, wie den Ton der Autorin. Hin und wieder gab es aber kleine Logikfehler, bzw. Situationen und Momente, die ich nicht so ganz nachvollziehen und begreifen konnte, weshalb ich letzten Endes nur 4 Sterne vergebe. Aber alles in allem fand ich diesen Roman ziemlich großartig.

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Veröffentlicht am 16.04.2022

Nachwirkungen der Wende

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In ihrem Roman „Eine andere Zeit“ erzählt die Autorin Helga Bürster von den Nachwirkungen der Wende und greift damit ein Stück Deutsche Geschichte der jüngsten Vergangenheit auf.

Die Handlung beginnt ...

In ihrem Roman „Eine andere Zeit“ erzählt die Autorin Helga Bürster von den Nachwirkungen der Wende und greift damit ein Stück Deutsche Geschichte der jüngsten Vergangenheit auf.

Die Handlung beginnt im Sommer 2019 in einem Dorf in Vorpommern, in dem jeder jeden kennt und gerade eine neue Nachbarin – Frau Pohl – hinzugezogen ist, die den Einwohnern ein wenig suspekt erscheint. Im Anschluß gibt es einen Zeitsprung zurück in die 1970er Jahre zu Familie Familie Jendrich mit ihren Töchtern Enne und Suse, die später verschwindet. Christine ist die Cousine der beiden, lebt mit ihrer Mutter im Ruhrgebiet und freut sich jedes Jahr darauf ihre Verwandten im Osten zu besuchen.

Der Schreibstil von Helga Bürster ist ruhig und angenehm zu lesen. Sie greift die Atmosphäre im Osten gut auf und stellt die Lebensverhältnisse authentisch dar. Das Leben der Protagonistinnen wird in verschiedene Zeitebenen und der jeweiligen Perspektive erzählt, wodurch ich ihr Handeln und ihre Entwicklung nachvollziehbar fand.

Das Buch ist nicht spannend und es waren auch nicht die Geschichten um Suse und Frau Pohl, die mich hier gefesselt haben. Viel mehr fand ich die Darstellung der Unterschiede zwischen Ost und West und die Atmosphäre des Dorfes, die historischen Hintergründe, die ihre Spuren in der Gesellschaft hinterlassen haben, interessant und lesenswert.

Nicht alle Handlungsstränge werden zu Ende erzählt, aber das Leben geht weiter und für mich hat das so gepaßt.

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