Wohnort: Beifahrersitz
Kaum zu glauben, aber so wächst das Mädchen Pearl auf, nicht gerade in der besten Gegend von Florida in einem Trailerpark. Zusammen mit ihrer Mutter, die ihretwegen von zu Hause - aus einem durchaus gutsituierten ...
Kaum zu glauben, aber so wächst das Mädchen Pearl auf, nicht gerade in der besten Gegend von Florida in einem Trailerpark. Zusammen mit ihrer Mutter, die ihretwegen von zu Hause - aus einem durchaus gutsituierten Elternhaus - ausriss und nie mehr zurückkam und seitdem ein abgewracktes Auto, das seit Jahren nicht mehr bewegt wurde, mit ihrer Tochter teilt. Das ist alles, was ihnen als Wohnraum zur Verfügung steht.
Es gibt auch Nachbarn, die allerdings in Trailern leben - die Bewohner des Platzes halten Kontakt zueiander. Gestrandete Existenzen allesamt, sind sie aus vielerlei Gründen dort gelandet. Und leben vollkommen unterschiedliche Leben, in denen z.B. auch Waffenschmuggel und Drogen eine Rolle spielen.
Pearls Leben mag trostlos sein, aber sie kennt kein anderes. In soweit ist sie mit dem zufrieden, was sie hat - bis Eli auftaucht, mit dem ihre Mutter anbändelt. Dadurch lernt sie, was es heißt, ausgeschlossen zu sein, da sie länger und länger aus dem Auto ausgesperrt ist, wenn Eli bei ihrer Mutter ist.
Kann es etwas Schlimmeres geben? Ja, vollkommene Einsamkeit - und auch diese muss Pear erfahren, als sie ihre Mutter verliert.
Bald kommt sie kurzzeitig in eine Pflegefamilie und zwar eine der besonderen Art. Alles andere als eine normale Familie, aber eine, in der Kinder die Chance auf eine normale Entwicklung haben, kurzzeitig zumindest in Pearls Fall.
Dieses kleine Schnuppern an der Chance zu einem normalen Leben, erfährt Pearl zum ersten Mal in ihrem Leben. Doch es sieht nicht gut aus für sie und ihre Zukunft, denn die hat anderes mit ihr vor.
In seiner Extremität hat mich der Roman an "Winters Knochen" von Daniel Woodrell erinnert, kam aus meiner Sicht aber nicht an dessen darstellerische Kraft und Sprachgewalt heran. Ich lege es aus der Hand als ein trauriges kleines Buch, das gerade in Trump-Zeiten bittere Realitäten spiegelt, die sich noch verstärken könnten. Ein guter Roman, der uns das wahre Amerika (über die U.S.A. hinaus) zeigt, bzw. einen kleinen Teilaspekt davon.
Doch es gibt andere Romane, die mich tiefer getroffen, stärker beeinflusst haben, wie der oben genannte und mehr noch die Werke von Louise Erdrich. Dennoch ein lesenswertes Buch, das andere Leser möglicherweise stärker beeindrucken und prägen wird als mich.