Hat das Böse eine Chance?
Ein Neuanfang soll es sein hier im beschaulichen Hussfeld. Hassfeld wäre der bessere Name – so denkt Fenja, die 17jährige Tochter von Katharina Bosch. Sie merken schnell, dass sie in diesem Kaff kritisch ...
Ein Neuanfang soll es sein hier im beschaulichen Hussfeld. Hassfeld wäre der bessere Name – so denkt Fenja, die 17jährige Tochter von Katharina Bosch. Sie merken schnell, dass sie in diesem Kaff kritisch beäugt werden, jeder ihrer Schritte beobachtet wird. Mittendrin der Bürgermeister mit seinen vielen Posten – beliebt, leutselig. Er ist immer da, wenn er gebraucht wird.
Nach einer langen Partynacht verschwindet Fenja spurlos und jeder denkt, dass sie einfach weggelaufen ist. Katharina weiß, dass sie das niemals tun würde, sie haben ein gutes Verhältnis. Nicht einer glaubt ihr, keiner hilft ihr. Katharinas verzweifelte Suche beginnt, mit den Dorfbewohnern kann sie nicht rechnen. Im Gegenteil, sie wird gemobbt, sie wollen sie weghaben.
Dass in dem so idyllischen Dorf nicht alles so ist, wie es scheint, wird schnell klar. Warum findet sich nicht einer, der Katharina zur Seite steht? Der sieht, dass das Mutter-Tochter-Verhältnis intakt war, sie sich aufeinander verlassen konnten. Nein, das darf nicht sein! Beim Lesen spürt man, wie verzweifelt Katharina ist, wie einsam sie sich inmitten dieser Gutmenschen fühlt. Ein perfides Spiel, in dem es – so hat es den Anschein – nur Verlierer geben kann. An den geheimsten Gedanken seiner Charaktere lässt der Autor seine Leser teilhaben, ohne die geringste Chance, der Lösung näherzukommen.
Die Spannung baut sich langsam auf und kurzzeitig war ich verwundert, wie einfach sich dieser Fall gestaltet. Als Leser weiß man immer etwas mehr, kann bei so mancher Person tiefer blicken, was aber nicht unbedingt weiterhilft. Der Autor lockt seine Leser geschickt auf falsche Fährten, lässt Skepsis aufkommen ob dem oder den Täter(n). Bald ist klar, dass dieses hinterhältige Versteckspiel andauert. Es wird zunehmend dramatischer, man blickt hinter so manches Geheimnis, um dann doch wieder zu zweifeln. Lediglich gegen Ende driftet diese Dramatik zeitweise ins Unwirkliche.
Gut nachvollziehen kann ich all die Charaktere in ihrer versteckten Feindseligkeit Fremden gegenüber, dem Festhalten ihrer vermeintlich perfekten kleinen Welt, in der sich das Böse ungehindert breit machen kann. Man ahnt etwas, dieses Böse wird ansatzweise erkennbar, aber dann doch nicht so recht greifbar. Böse – ganz zum Schluss, da war noch was. Ja - „Wer Böses tut, muss büßen.“ Hoffentlich!
Noch ein Satz zum Cover: Schon der erste Eindruck war positiv und jetzt, nachdem ich das Böse kenne, sehe ich die Story dahinter. Perfekt.
Ein spannender Thriller, den ich nicht weglegen konnte. Wenn man meint, man weiß alles, muss man im nächsten Augenblick weiterlesen, weil es doch wieder anders ist, nicht vorhersehbar. Eine Leseempfehlung für jeden Thriller-Fan.