Cover-Bild Das Vorkommnis
Band 1 der Reihe "Biographie einer Frau"
(35)
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22,00
inkl. MwSt
  • Verlag: dtv Verlagsgesellschaft
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 192
  • Ersterscheinung: 16.02.2022
  • ISBN: 9783423290210
Julia Schoch

Das Vorkommnis

Roman | »Ein literarisches Kunstwerk, ein virtuoses Meisterstück.« (Elke Heidenreich)

Lebenslinien – Liebeslinien – Liebesmuster

Eine Frau wird von einer Fremden angesprochen, die behauptet, sie hätten beide denselben Vater. Die überraschende Begegnung bleibt flüchtig, löst in ihr aber eine Welle von Emotionen aus. Fragen drängen sich auf, über Ehe und Mutterschaft, über Adoption und andere Familiengeheimnisse, über Wahrheit überhaupt. In ›Das Vorkommnis‹ erzählt Julia Schoch – eine der eindrücklichsten Stimmen autofiktionalen Erzählens in der deutschen Literatur – von einem Leben, das urplötzlich eine andere Richtung bekommt. Fesselnd und klarsichtig, so zieht sie hinein in den Strudel der ungeheuerlichen Dinge, die gleichzeitig auch alltäglich sind. Ein Roman von großer literarischer Tiefe und Schönheit, im Werk von Julia Schoch ein neuer Höhepunkt.

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 08.02.2022

Ungewöhnlich

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Ungewöhnlich

Nicht oft passen Cover und Inhalt so gut zusammen wie bei dem Buch "das Vorkommnis" von Julia Schoch. Diese traurigen Augen, die unklare Struktur und das verstecken in der Dunkelheit. Aber ...

Ungewöhnlich

Nicht oft passen Cover und Inhalt so gut zusammen wie bei dem Buch "das Vorkommnis" von Julia Schoch. Diese traurigen Augen, die unklare Struktur und das verstecken in der Dunkelheit. Aber vor was genau? Ja, das ist eine gute Frage, die auch im Buch nicht so ganz geklärt wird. Immer auf Distanz bekommen wir als Leser Häppchen hingeworfen, die dazu anregen, sich eigene Geschichten dazu auszudenken. Doch gleichzeitig werden Empfindungen und Gefühle ohne Umschweife mitgeteilt. Was sich erst wie ein kompletter Gegensatz anhört, funktioniert doch recht gut. Genau deswegen ist es auch ein Buch, dass man nicht nebenbei lesen sollte. Man muss sich auf die Autorin und ihre Reise einlassen.

Was wir wissen, ist der Ausgangspunkt - eine ihr völlig fremde Frau behauptet plötzlich, ihre Halbschwester zu sein. Aber kann das stimmen? Passt das zu dem was sie ihr ganzes Leben bisher geglaubt hat? Wir begleiten nun also die Autorin auf diesem Weg und auch wenn es am Anfang für mich ungewöhnlich war, keine Namen zu lesen, war es am Ende doch ein interessantes Leseerlebnis.

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Veröffentlicht am 01.02.2022

Ein vielschichtiges Stück moderner Literatur

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„Das ist nicht die Geschichte meiner Familie. Die Geschichte meiner Familie gibt es nicht. Da ist nur die Geschichte einer Verwirrung.“

Eine Schriftstellerin wird nach einer Lesung von einer Fremden angesprochen, ...

„Das ist nicht die Geschichte meiner Familie. Die Geschichte meiner Familie gibt es nicht. Da ist nur die Geschichte einer Verwirrung.“

Eine Schriftstellerin wird nach einer Lesung von einer Fremden angesprochen, die behauptet, sie hätten denselben Vater. Die Begegnung bleibt flüchtig, löst bei der Erzählerin aber eine Welle von Emotionen aus. Zunächst scheint der Vorfall keinen größeren Eindruck auf sie auszuüben: Sie geht ihren alltäglichen Tätigkeiten nach und fliegt kurz darauf zu einer Reihe von Gastvorträgen nach Ohio. Erst dort fängt das Erlebte an, in ihr zu arbeiten, sie setzt sich mit ihren familiären Beziehungen – und der Struktur der Familie im Allgemeinen – auseinander, beleuchtet die einzelnen Verknüpfungen und analysiert diese: Ihre Beziehung zu ihrer Schwester, zu der Mutter, dem Vater, dem Ehemann und den Kindern, aber auch der Eltern zueinander, der Halbschwester zu dem Vater und der Mutter. „Jahrelang habe ich über das Vorkommnis nachgedacht. Hin und wieder unternahm ich den Versuch, darüber zu schreiben. Ich ermahnte mich, dass ich nicht noch mehr Zeit verlieren dürfe, wenn ich darüber schreiben wollte. Dass mir die Erinnerungen daran sonst abhandenkämen. […] Erst jetzt kann ich mich zurückfallen lassen in jene Zeit, den Winter in Ohio, der der Anfang einer langen Phase war, in der ich unfähig wurde, etwas zu empfinden, zu denken und auf unbeschwerte Art zu leben, ja mir sogar die Sprache wegblieb, sodass ich mein Leiden einem Neurologen gegenüber nur mit den Worten beschreiben konnte, ich säße in einem „schwarzen Loch“, dem gewöhnlichsten aller Bilder, wenn man versucht zu erklären, dass man in einen ausweglosen Zustand geraten ist.“

Was die Erzählerin in den vorgehenden Sätzen beschreibt, ist eine Sinn- und Sprachkrise, in die sie nach der Begegnung mit ihrer Halbschwester fiel. Während des Lesens musste ich immer wieder an den fiktiven Chandos-Brief aus der Feder des österreichischen Schriftstellers Hugo von Hofmannsthal denken – gleichsam wie der fiktive Lord Chandos in seinem Brief an Francis Bacon von einem Sprachverlust klagt – „Es ist mir völlig die Fähigkeit abhanden gekommen, über irgend etwas zusammenhängend zu denken oder zu sprechen“ – schreibt hier eine Schriftstellerin über ihren Verlust der Sprache. Die Entwicklung der beiden Figuren ist dabei in drei Phasen einzuteilen: Die erste, vorkritische Phase, die als Schaffensphase bezeichnet werden kann; die zweite, krisenhaften Phase, die einen Bruch, eine Pause im Schreiben darstellt; und die dritte, quasi nachkritische Phase, in der das Erlebte und die eigene Reflexion wieder in Worte gefasst werden kann. Um die zweite Phase, die sinnsuchende Phase kreisen die Gedanken der Erzählerin in „Das Vorkommnis“.

So sucht sie in der Literatur nach Antworten – „Was meine jetzige Suche betraf, so schien das Thema Halbgeschwister vornehmlich in den Bereich der Groschenromane zu fallen. Deutete das Schweigen der Literatur an, dass ich es übertrieb? Suchte ich nach etwas so Gewöhnlichem, dass es gar nicht der Rede wert war?“ – in ihrer eigenen Vergangenheit, sowie in der Reflexion über ihre eigene Familie und die familiären Strukturen im Allgemeinen. „Damals schien mir das, was ich tat oder dachte, nicht Ausdruck einer Verwirrung zu sein. Im Gegenteil. In meinen Ausbrüchen und Grübeleien und geheimen Plänen sah ich eine größtmögliche Logik.“ Sie empfindet eine Art Unbehagen, je mehr sie über die Vorstellungen von Verwandtschaft und Herkunft nachdenkt. Auch muss sie feststellen, dass sie ihre eigene Geschichte revidieren muss, was sich als ein schmerzhafter Prozess herausstellt. Dabei geht es nicht nur um ihr eigenes Leben, sondern auch die deutsch-deutsche Geschichte – bezeichnenderweise ist die deutsch-deutsche Trennung auch das Thema ihrer Gastvorträge in Ohio – und die damit verbundenenen Generationenkonflikte.

Obwohl ich mir viele Sätze aus diesem äußert dichten Roman herausgeschrieben habe, hat mir der folgende Satz wohl am besten gefallen: „Der Konjunktiv brach in mein Leben ein. Ich fing an, in einer Welt der Möglichkeiten zu leben, der Welt der Verdächtigungen und des Misstrauens.“ Die Erzählerin verlässt quasi ihren vorkrisenhaften Zustand, der von Harmonie und Akzeptanz geprägt war, um durch Leid und Erkenntnis in einen neuen desillusionierten und doch erfüllteren Zustand überzugehen. „Das Vorkommnis“ ist ein vielschichtiger und komplexer Roman, der zu eigenen Reflexionen animiert. Er ist zudem der erste Band einer Trilogie – ich freue mich schon auf die Folgebände!

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Veröffentlicht am 30.01.2022

Wenn eine Begegnung das Leben verändert

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MEINE MEINUNG
Die Autorin hält eine Lesung und nach der Lesung signiert sie noch Bücher. Da kommt eine fremde Frau auf sie zu und sagt ihr „Wir haben den selben Vater“.
Im ersten Moment weiß sie nicht, ...

MEINE MEINUNG
Die Autorin hält eine Lesung und nach der Lesung signiert sie noch Bücher. Da kommt eine fremde Frau auf sie zu und sagt ihr „Wir haben den selben Vater“.
Im ersten Moment weiß sie nicht, wie sie reagieren soll und spontan umarmt sie die fremde Frau.

Die Autorin hat einen etwas eigenartigen, aber grandiosen Schreibstil. Die Autorin ist eine „Ich“ Erzählerin.
Auch dieser erste Teil einer Trilogie wird in dieser Form erzählt.
Das Treffen verändert das komplette Leben und immer und immer wieder trifftet sie in die Vergangenheit und Erinnerungen ab. Sie reflektiert alles was geschehen war und macht sich Gedanken darüber. So können auch wir Leser etwas von dem Leben der Autorin erfahren und man versteht ihr Denken und Handeln

Diese außergewöhnliche Erzählung macht aber auch richtig Spaß, es zu lesen, denn man fängt auch an das gelesene zu reflektieren. Ich finde das ist ein literarisches Meisterwerk und verdient es auf jeden Fall gelesen zu werden. Von mir gibt es hier gerne und auch aus Überzeugung die vollen 5 Sterne, denn dieses Buch ist eine Erfahrung, die man einfach selbst machen muss. Wer gerne etwas anspruchsvollere Lektüre lesen möchte, der ist mit diesem Buch hier bestens bedient.

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Veröffentlicht am 27.01.2022

Unerwartet

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Julia Schoch beginnt ihren Roman mit einem unerhörten Vorkommnis ; eine Frau behauptet , die Autorin und sie hätten den gleichen Vater.
Dieses Vorkommnis wird zum Auslöser verwirrender Gefühle und Reflexionen ...

Julia Schoch beginnt ihren Roman mit einem unerhörten Vorkommnis ; eine Frau behauptet , die Autorin und sie hätten den gleichen Vater.
Dieses Vorkommnis wird zum Auslöser verwirrender Gefühle und Reflexionen in Bezug auf die eigene Vergangenheit und auf die Familie.
In ›Das Vorkommnis‹ erzählt Julia Schoch von einem Leben, das urplötzlich eine andere Richtung bekommt.
Die Autorin überzeugt durch ihre klare, teils poetische Sprache. Das Buch ist eigentlich ein innerer Monolog über den sich allmählich die Gedanken der Frau entwickeln, kein reißerischer Roman.
Es ist ein Buch, das uns nicht nur in eine Familiengeschichte mitnimmt, sondern auch in das Schreiben als Bewältigung von unerwarteten Gedankenwelten. Es regt uns an zum Nachdenken über die eigene
Vorrangig geht es aber weder um handelnde Figuren noch Handlungsstränge, auch über Motivationen erfahren wir wenig. Wir werden eingeladen, den Gedanken der Protagonistin zu folgen,
Das große Plus dieses Romans sind wunderbar kluge Gedanken, klar pointiert – wundervoll und anspruchsvoll! Wir dürfen einem seltenen literarischen Genuss beiwohnen.
Nachdenken ausdrücklich erwünscht -ein Buch wie ich es mag.

Veröffentlicht am 27.03.2023

Familienbande

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Die Ich-Erzählerin des Buches, die bis zuletzt namenlos bleibt, wie übrigens der überwiegende Teil der anderen Personen, fängt ihre Erzählung mit dem Vorkommnis an, dass nämlich eine unbekannte Frau an ...

Die Ich-Erzählerin des Buches, die bis zuletzt namenlos bleibt, wie übrigens der überwiegende Teil der anderen Personen, fängt ihre Erzählung mit dem Vorkommnis an, dass nämlich eine unbekannte Frau an sie herangetreten ist mit dem Satz, sie hätten beide denselben Vater. Ausgehend von diesem Ereignis entspinnt sich eine gedankliche Reise der Erzählerin, die Zeitsprünge macht zwischen hier und jetzt sowie zwischen Zeiten, zu denen die Frau selbst noch nicht auf der Welt war. Hierbei macht sie sich und mir als Leserin immer wieder klar, welche Unterschiede sie zwischen ihrer Erinnerung und dem tatsächlichen Geschehen findet, indem sie die Vergangenheit hinterfragt.

„Das hier ist nicht die Geschichte meiner Familie. Die Geschichte meiner Familie gibt es nicht. Da ist nur die Geschichte einer Verwirrung.“ (Seite 89)

Dies hört sich trocken und spröde an, ist aber tatsächlich so interessant und unterhaltsam, dass ich an den Seiten klebe und nicht aufhören kann, weiterzulesen und zuzuschauen, was dabei herauskommt. Die Worte und Sätze habe ich dabei gedanklich durchgekaut, viele Sätze, ganze Seiten erneut gelesen, weil ich fasziniert war von der Art und Weise, wie präzise und fein diese Frau sich selbst und ihr Verhalten, ihre Handlungen reflektiert. Manchmal hatte ich das Gefühl, eine Konversation mit ihr zu führen, mit ihr, die ein Mensch ist, den ich gerne kennenlernen würde, habe ich gedacht. Ehe, Muttersein, Kindheit, Adoption, Alleinsein, alle diese Themen finden Platz und kreisen um das Thema Schwester herum, obwohl sie es nicht betreffen, jedenfalls nicht unmittelbar. Erst auf den letzten Seiten geht der Erzählung ein wenig die Luft raus, man merkt, dass es endet, aber dies noch nicht das Ende ist.

Mich hat das Buch insgesamt unglaublich gut unterhalten und ich freue mich darauf, den nächsten Teil der Trilogie lesen zu können, der vor kurzem erschienen ist. Danke für schöne Lesestunden. Von mir gibt es gerne eine Leseempfehlung.

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