American Crown hat mich sehr überrascht. Dass ich das Buch gelesen habe, ist nun schon eine Woche her, und immer noch habe ich meine Gedanken nicht zu 100% sortiert. Ich stecke in einem Zwiespalt aus verschiedenen Kritikpunkten und Lobeshymnen, der es mir schwer macht, einen gradlinigen Pfand durch meine Rezension zu ziehen.
Beginnen wir mal mit den Figuren. Der Untertitel des Buches ließ mich zunächst einmal erwarten, besagte Personen Theodore und Beatrice wären die erzählenden Hauptfiguren, wie man es aus den meisten Liebesromanen kennt. Als ich dann allerdings neben Beatrice noch drei andere weibliche Perspektiven aufgetischt bekam, von der jede ihr eigenes kleines bis großes Drama mit einem männlichen Gegenpart am Laufen hatte, war die Verwirrung zunächst perfekt. Gefühlt brauchte es schon ein Drittel des Buches, um alle vier Sichtweisen inklusive der jeweiligen Figur ausreichend einzuführen und vorzustellen, daher war der Anfang für mich etwas zäh und schwierig.
Je länger ich jedoch las, desto tiefer wurde ich in die Intrigen, Liebeleien, Verstrickungen und das Drama am „Hofe“ und drum herum hineingesogen. Das Buch nimmt kontinuierlich an Fahrt auf, einem wird Wendung um Wendung serviert, bis es am Ende zu einem furiosen Finale kommt, was seinesgleichen sucht. Ich hing völlig fertig über den letzten Seiten und habe gehofft und gebangt, dass da noch mehr kommt, aber nein. Man wird durch die Mangel gedreht, alle möglichen Gefühle, Trauer, Entsetzen, Hoffnung, pure Verblüffung, werden aus einem hinaus gepresst und schließlich hängt man da als leere Leserinnen-Hülle, die, um sich wieder vollständig zu fühlen, nichts dringender braucht als die Fortsetzung. Klingt dramatisch, war es für mich auch.
Die einzelnen Figuren alle zu benennen und zu charakterisieren würde zu weit führen und ist an dieser Stelle auch nicht meine Aufgabe, nur so viel: Ich liebe Theodore und ich verneige mich tief vor Beatrice, ich hasse Daphne bis aufs Blut und ich verzweifle zusammen mit Connor. Diese vier haben die meisten Emotionen bei mir ausgelöst, seien sie positiv oder negativ.
Jede Figur hatte ihre eigene Baustelle in der Geschichte, die jedoch auch ständig Berührungspunkte zu den anderen Baustellen hatte. Sozusagen wie ein Neubaugebiet mit vier Grundstücken, die noch nicht eingezäunt worden sind, jeder gräbt auch mal im Garten des Nachbarn und fördert dabei Dinge zutage, die nur noch mehr Drama auslösen, seien es Schätze oder metaphorische Leichen.
Die Menge an dramatischen Ereignissen ist mir keinesfalls zu viel gewesen, auch wenn es weiß Gott keinen Mangel daran gab. Es gibt einige zwischenmenschliche Missverständnisse, manchmal fehlt es auch einfach an Kommunikation, aber das Leben als Royal ist leider nicht immer nur leicht und man kann auch nicht immer nur egoistisch sein. Besonders Beatrice muss sich selbst, die Privatperson Beatrice, immer hinter die Thronanwärterin Beatrice stellen, und da kann ich es mehr als verzeihen, wenn deshalb mal ein paar Entwicklungen nicht so ablaufen, wie das Leserinnenherz es gern hätte.
Was mich ebenfalls sehr gespannt zurücklässt, sind die zahlreichen offenen Stellen in der Geschichte. Es gibt noch viel Potenzial, den nächsten Band zum richtigen Highlight zu machen, vorausgesetzt, alle Karten werden clever gespielt.
Was das bei diesem Buch verhindert hat, waren einfach die vielen und vor allem unerwarteten Perspektiven, mit denen ich besser hätte umgehen können, hätten Klappentext und Untertitel des Buches nicht den falschen Eindruck geschürt. Es geht mitnichten „nur“ um Teddy und Beatrice, und ich finde, das hätte man im Vorfeld schon kenntlich machen können/dürfen/müssen.
Mein Fazit:
Ich hatte Einstiegsschwierigkeiten wegen der vielen Perspektiven und falschen Erwartungen, dann ging es jedoch steil bergauf mit meiner Begeisterung. Das Zusammenspiel der verschiedenen Stränge, allgemein die Vielfalt der Protagonisten und vor allem auch das Ende haben mich atemlos zurückgelassen und wirklich begeistert. Leider kann ich wegen meines Kritikpunktes nicht die volle Sternzahl vergeben, so sehr das Ende es auch verdient hätte, und deshalb landet das Buch bei 4 von 5 Sternen.