Zum zweiten Mal gelesen, zum zweiten Mal verliebt! Herzensbuch! ♥
Spoilerfreie Rezension!
Inhalt
Katsa ist eine besondere junge Frau: Sie hat verschiedenfarbige Augen und die Gabe zu töten. Für ihren Onkel, den König, muss sie die Drecksarbeit erledigen. Hinter ...
Spoilerfreie Rezension!
Inhalt
Katsa ist eine besondere junge Frau: Sie hat verschiedenfarbige Augen und die Gabe zu töten. Für ihren Onkel, den König, muss sie die Drecksarbeit erledigen. Hinter ihrem Rücken wird sie Monster genannt und ist im ganzen Land gefürchtet. Aber sie tut auch Gutes. Bei einem geheimen Auftrag trifft sie auf Prinz Bo – den ersten Menschen, der es wagt, ihr in die Augen zu schauen. Bo wird ihr erster würdiger Gegner im Kampf. Er behandelt sie trotzdem nicht, als wäre sie ein Monster – und zum ersten Mal wagt sie es, Fragen zu stellen, die alles, woran sie je geglaubt hat, erschüttern könnten…
Übersicht
Einzelband oder Reihe: Band 1/5 (aktuell)
Erzählweise: Figurale Erzählweise, Präteritum
Perspektive: weibliche Perspektive
Kapitellänge: mittel
Inhaltswarnung: Blut, Gewalt, Tod, Gewalt gegen Frauen, s+xualisierte Gewalt, Gaslighting, Tierquälerei
Bechdel-Test (zwei Frauen mit Namen sprechen miteinander über etwas anderes als einen Mann): bestanden!
Frauenfeindliche / gegenderte Beleidigungen: --- ♥
Diese Geschichte solltest du lesen, wenn dir folgende Themen/Dinge in Büchern gut gefallen:
- zarte Slow-Burn-Liebesgeschichte
- feministische Jugendfantasy
- starke weibliche Hauptfigur (will nicht heiraten und keine Kinder)
- Beziehung auf Augenhöhe
- Love Interest zum Verlieben (wandelnde Green Flag)
- Setting: Mittelalter, Schlösser, Wälder, Berge, Meer
- Handlung im Vordergrund
- lange Reise
- wendungsreiche Geschichte
- furchteinflößender Antagonist
- Wohlfühl-Roman
Meine Rezension
„Wenn ein Ungeheuer aufhörte, sich wie ein Ungeheuer zu verhalten, hörte es dann auf, ein Ungeheuer zu sein? Wurde es zu etwas anderem?“ Seite 133
Fast alle Bücher, die ich besitze, lese ich nur ein einziges Mal. Zu viele Bücher auf der Leseliste, zu wenig Zeit – ihr kennt das sicher. Ganz selten mache ich aber eine Ausnahme – wie hier mit der „Beschenkten“. Doch warum überhaupt? Dafür gab es zwei Gründe: 1) Weil ich endlich Band 3-5 lesen wollte (die Autorin war in den letzten Jahren nicht untätig, außerdem hat die Reihe neue Cover und eine neue Übersetzung bekommen) und 2) weil ich herausfinden wollte, ob mir das Buch heute (mit 28 Jahren und deutlich kritischer und feministischer eingestellt) immer noch so gut gefallen würde wie in meiner Jugend (vor 12 Jahren, mit gerade einmal 16), als ich mich mich heftig in dieses Buch und seinen Prinzen Bo verliebte.
„Sie war so schnell und zielgerichtet und so kreativ, dass sie einen Mann ohnmächtig schlagen konnte, obwohl man ihr beide Arme an den Seiten festgebunden hatte. Das war ihre Gabe.“ Seite 18
Doch was war am Ende das Ergebnis? Litt ich mit 16 unter einer pubertätsbedingten Geschmacksverwirrung oder ist „Die Beschenkte“ tatsächlich so gut wie in meiner Erinnerung? Erleichtert und beruhigt konnte ich bei der Lektüre feststellen, dass ich dem Urteil der 16-jährigen Lila tatsächlich vertrauen kann, denn auch beim zweiten Mal habe ich diesen Fantasy-Roman wieder absolut geliebt! Schon die ersten Seiten haben sich angefühlt wie heimkommen – ein absolutes Wohlfühl-Buch zum Eintauchen und Alles-um-sich-herum-Vergessen…
Doch was macht die „Beschenkte“ eigentlich so gut? Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll! Ich war erneut gefesselt vom schönen Schreibstil (meine Güte, kann diese Autorin gut erzählen!), begeistert von der starken weiblichen Hauptfigur Katsa (feminist icon! ♥) und ihrer glaubwürdigen Entwicklung und ganz und gar VERZAUBERT von Prinz Bo – dieser wandelnden Green Flag, die man um jeden Preis beschützen will! Seine herzliche, liebevolle und geduldige Art Katsa gegenüber haben dafür gesorgt, dass ich mich aufs Neue in ihn verliebt habe. Ich meine, nicht umsonst habe ich sogar mal einen Hamster nach ihm benannt…
Trotzdem sollte man nicht den Fehler machen, hier Romance mit etwas Rahmenhandlung zu erwarten. Der Plot und die „Quest“ der beiden bleiben stets im Vordergrund. Der Roman beschäftigt sich altersgerecht und tiefgründig mit Themen wie Erwachsenwerden, Selbstfindung, Freundschaft, erste Liebe, gesellschaftlichen Erwartungen, Freiheit, Selbstbestimmung und der Frage, was ein Monster zum Monster macht. Kristin Cashore erfindet das Rad (= Jugendfantasy-Genre) nicht komplett neu, trotzdem fühlt sich ihre erfundene Welt „frisch“ und spannend an und es hat mir großen Spaß gemacht, sie zu entdecken. Das Worldbuilding wird uns dabei in gut verdaulichen Häppchen serviert – zusammen mit einem wendungsreichen Plot, sodass es nie langweilig wird. Wenn ich bei HBO, Netflix oder Prime einen Wunsch frei hätte, dann würde ich mir eine Verfilmung dieses großartigen Buches wünschen!
„Ihr kam der Gedanke, dass es nicht nur seine sonderbaren Augen waren, die sie irritierten. Es war die Tatsache, dass er sich nicht fürchtete, in ihre zu schauen.“ Seite 75
Wer mit einem feministischen Blick auf diese Geschichte schaut, wird mit Erstaunen feststellen, dass sie bereits 2008 (!) erstmals erschienen ist und dass Kristin Cashore ihrer Zeit damit weit voraus war! Im Zentrum der Geschichte steht nämlich eine Heldin, die WIRKLICH stark und WIRKLICH furchteinflößend ist und die fest entschlossen ist, niemals zu heiraten und Kinder zu bekommen. Und auch der Traumprinz ändert mit seinem Erscheinen nichts daran! Wirklich revolutionär – und zwar noch nicht einmal nur für diese mittelalterlich angehauchten Welt (schön wär’s!), sondern leider auch für unsere ganz reale im Jahr 2023…
Würde man etwas am Buch kritisieren wollen (not me!), könnte man vermutlich erwähnen, dass es im Mittelteil durchaus noch etwas mehr Spannung und Action vertragen hätte, aber das ist wirklich Kritik auf sehr hohem Niveau. Einen richtigen Kritikpunkt habe ich aber tatsächlich: Es geht um die einzige Szene im ganzen Buch, die etwas aus der Zeit gefallen wirkt. Als Katsa zum ersten Mal mit einem Mann schläft, hat sie Schmerzen und blutet – was zwar unwahrscheinlich ist, wenn jemand so geduldig und vorsichtig ist wie ihr Partner, aber durchaus möglich. Allerdings wird danach von beiden generalisiert und es so hingestellt, als würde es ALLEN Frauen so gehen und als wäre das eine unveränderliche Tatsache, die man so hinnehmen müsse.
Kann sein, dass man es in dieser Welt nicht besser wusste und auch bei uns kamen die Diskussionen über das Jungfernhäutchen usw. ja erst in den letzten Jahren auf. Trotzdem will man diese Fehlinformationen (Schmerzen sind eben NICHT nicht normal, 50-75% der Frauen bluten beim ersten Mal nicht einmal) nicht unbedingt in den Köpfen Jugendlicher wissen. Wenn man sich allerdings anschaut, was da draußen so herumschwirrt und von Teenies gelesen wird (Dark Romance zum Beispiel), relativiert sich dieser Kritikpunkt wieder ganz schnell. Eben weil bei „Die Beschenkte“ so eine gesunde Beziehung im Mittelpunkt steht und dem Zielpublikum als Vorbild dienen kann. Wer das Buch Jugendlichen weiterempfiehlt, sollte das Thema (nach Möglichkeit) vor der Lektüre trotzdem kurz ansprechen.
Mein Fazit
„Die Beschenkte“ – auch 12 Jahre später für mich noch ein absolutes Jahreshighlight und Herzensbuch! Wer diesen Reihenauftakt liest, den erwartet eine fesselnd erzählte, tiefgründige, berührende, sehr feministische Fantasy-Geschichte voller liebenswürdiger Figuren, die auch euch ans Herz wachsen werden. Wenn ihr im nächsten Jahr nur ein Buch lest, das ich euch empfohlen habe – dann lasst es dieses sein!
Bewertung
Cover / Aufmachung (alt): 5 Sterne ♥
Idee: 5 Sterne ♥
Inhalt, Themen, Botschaft: 5 Sterne ♥
Umsetzung: 5 Sterne ♥
Worldbuilding: 4 Sterne
Einstieg: 5 Sterne ♥
Ende: 5 Sterne
Schreibstil: 5 Sterne ♥
Protagonistin: 5 Sterne ♥
Figuren: 5 Sterne ♥
Spannung: 4 Sterne
Tempo: 4 Sterne
Wendungen: 5 Sterne ♥
Atmosphäre: 5 Sterne ♥
Emotionale Involviertheit: 5 Sterne ♥
Feministischer Blickwinkel: 5 Sterne ♥
Einzigartigkeit: 5 Sterne ♥
Insgesamt:
☆★☆☆★♥ Sterne
Dieses Buch bekommt von mir fünf Sterne und ein Herz und damit den Lieblingsbuchstatus!