Drei Frauen, drei Kontinente, drei verflochtene Geschichten
Diese Geschichte von drei Frauen, welche unterschiedlicher nicht sein könnten, zeigt, auf wie viele verschiedene Wege ein Mensch einem anderen helfen kann, egal wie viele tausende Kilometer zwischen ihnen ...
Diese Geschichte von drei Frauen, welche unterschiedlicher nicht sein könnten, zeigt, auf wie viele verschiedene Wege ein Mensch einem anderen helfen kann, egal wie viele tausende Kilometer zwischen ihnen liegen. Drei starke, vom Leben gezeichnete Frauen, die sich gegen die Dominanz anderer Personen in ihrem Umfeld behaupten müssen. Dieses Buch lehrt uns, dass man nicht aufgeben sollte, auch wenn der Weg steinig ist und ein Ziel in weiter Ferne liegt. Das Buch macht also nicht nur optisch was her, sondern hat auch ein wunderschönes Inneres. Ein reiner Coverkauf, der sich in Null Komma Nichts zu einem Jahreshighlight entwickelt hat.
Smita lebt in Indien und muss sich aufgrund ihrer Kastenzugehörigkeit dem System beugen. Sie ist eine Angehörige der Dalit (die Unberührbaren) und genau wie ihre Mutter vor ihr und deren Mutter, macht sie im wahrsten Sinne des Wortes, den Dreck der Anderen weg. Eine Arbeit, die sie ihrer sechsjährigen Tochter Lalita nicht zumuten möchte. Smita möchte, dass es ihre Tochter besser im Leben hat und dafür tut sie alles. Nagarajan – Smitas Mann – ist leider nicht so willensstark wie seine Frau, hat aber eine gute Seele.
Während des Lesens, habe ich mich parallel etwas mit dem System der Kasten in Indien beschäftigt also folgt ein kleiner Exkurs in die unterste Kaste. Die Unberührbaren gelten als out-of-caste und sind für die niedere Arbeit gerade gut genug. Sie dienen den höher gestellten Kasten und haben niemals die Möglichkeit, aus ihrer Stellung auszubrechen, ohne allein für den Versuch bestraft zu werden. Vergewaltigungen, Missbrauch und Tod gehören zu den Strafen und werden von den Menschen, die es nicht betrifft geduldet. Eine Frau hat keinen Wert, ohne einen Mann und oftmals wünschen sich verwitwete Frauen eher den Tod, als das was danach folgt. Ich finde es unglaublich, dass auch noch in der heutigen Zeit, manche Menschen an dieser alten Tradition bzw. Einteilung festhalten.
Doch zurück zum Buch:
Giulia ist eine Sizilianerin und arbeitet in der Perückenfabrik ihres Vaters. Die komplette Familie ist von dem Einkommen des Familienbetriebs abhängig und Giulia ist die einzige Tochter, die sich auch nur ansatzweise für den Erhalt und die Weiterführung einsetzt. Sie liebt ihren Job und sie liebt Bücher – das machte sie direkt noch sympathischer. Giulias muss jedoch nach einem tragischen Unglück und einer Entdeckung, die nicht nur ihr eigenes Leben auf den Kopf stellen könnte, viel Kraft aufbringen und eine folgenschwere Entscheidung treffen. Die Liebe zu ihrem Papa steht dabei immer im Fokus und ich fieberte richtig mit dieser starken Persönlichkeit, die sich sogar gegen ihre eigene Familie aufbäumt, um eine lange überfällige Entscheidung zu treffen und dies in die Tat umzusetzen.
Und dann komme ich zu Sara, eine aufsteigende Anwältin für Wirtschaftsrecht, mit einer tadellosen Karriere, die schlussendlich ihren Höhepunkt als Geschäftsführerin einer großen Anwaltskanzlei finden soll. Sara lebt gemeinsam mit ihren drei Kindern in Montreal, in einem Haus ohne Mann und hat ihr Leben bis ins kleinste Detail durchgeplant. Sie trennt ihr Privatleben strikt von ihrem Berufsleben, denn als Frau darf man in diesem Job keine Schwäche zeigen. Sie muss mit Diskriminierung, Konkurrenzdenken und hinterhältigen Kollegen kämpfen und dabei immer das Gleichgewicht halten. Ein Schicksalsschlag, der sie selbst betrifft und mit einer Wucht überflutet, reißt sie aus ihrem Trott heraus und öffnet ihr letztendlich die Augen.
Alle drei Frauen stehen für Stärke und großen Mut und in dem Moment, in dem ich begriff, wie diese drei herausragenden Persönlichkeiten zueinander finden, hatte ich für einen kurzen Moment einen Kloß im Hals und wusste, dass mich dieses Buch so schnell nicht wieder loslassen wird. Die drei Geschichten wurden zum Ende hin ineinander verflochten, wie ein Zopf und der Kreis hat sich für mich auf die schönste Weise geschlossen, die diese Story bieten konnte.
Ich habe kurz nachdem ich das Buch beendet hatte darüber nachgedacht, dass es schön gewesen wäre, zu erfahren, wie es mit Sara, Smita und Giulia weitergegangen ist. Letztendlich habe ich aber für mich beschlossen, dass ein offenes Ende und somit die Möglichkeit selbst zu entscheiden was man den Damen wünscht und zudichtet, genau das Richtige ist.