Eva Gosciejewicz (Sprecher), Andrea Sawatzki (Sprecher), Valery Tscheplanowa (Sprecher), Claudia Marquardt (Übersetzer)
Drei mutige Frauen, drei Kontinente, ein Schicksal – eine ergreifende Hymne auf die Freiheit
Smita, Giulia und Sarah führen völlig unterschiedliche Leben, und doch eint sie dasselbe Schicksal: Alle drei kämpfen mutig gegen die Widerstände des Lebens.
In Indien opfert die Unberührbare Smita ihr Haar dem Gott Vishnu, um ihrer Tochter eine bessere Zukunft zu ermöglichen.
Giulia setzt alles daran, die Perückenfabrik ihres Vaters in Palermo vor dem Bankrott zu bewahren.
Und als die erfolgreiche Anwältin und alleinerziehende Mutter Sarah in Montreal erkrankt, gibt ihr eine Perücke neuen Lebensmut.
Kunstvoll verwebt Laetitia Colombani in
Der Zopf
drei außergewöhnliche Geschichten zu einem prachtvollen Ganzen. Andrea Sawatzki, Eva Gosciejewicz und Valery Tscheplanowa erwecken die Charaktere in diesem Hörbuch zum Leben – eine
Reise um den Globus
, die den
Mut aller Frauen
dieser Welt feiert.
Ich habe vor Colombanis Debütroman "Der Zopf" bereits "Das Haus der Frauen" gehört und war begeistert. Auch diesem Roman vergebe ich fünf Sterne, da für mich alles stimmt: die Themen, die Protagonistinnen ...
Ich habe vor Colombanis Debütroman "Der Zopf" bereits "Das Haus der Frauen" gehört und war begeistert. Auch diesem Roman vergebe ich fünf Sterne, da für mich alles stimmt: die Themen, die Protagonistinnen und Sprache.
In "Der Zopf" verwebt die Autorin das Schicksal dreier Frauen, auf drei Kontinenten und unterschiedlicher Herkunft: von Smita, der kastenlosen Inderin; Julia, einer jungen Italienerin mit bankrotter Perückenfabrik; und Sarah, einer kanadischen Juristin mit großer Karriere. Dabei gelingt es ihr, geschickt div. aktuelle Themen einfließen zu lassen: Globalisierung, Kastensystem, Armut, Working Mums, Krankheit, Rassismus. Die Verbindung schafft ein Zopf bzw. Haare.
Colombani spricht mich an, die Themen interessieren mich und ich konnte sofort in das Leben von Smita, Julia und Sarah eintauchen. Mich beeindruckt deren Mut und besonders gut gefällt mir, dass sie nicht nur als Opfer dargestellt werden und dass nicht nur Männer ihre Widersacher sind. So eindimensional funktionieren nämlich weibliche Lebensgeschichten nicht.
Meine kleinen Kritikpunkte sind zum einen die Vorhersehbarkeit, dass sich alle drei Handlungsstränge am Ende miteinander verbinden; zum anderen erkenne ich Schwächen in der Übersetzung der Begriffe aus der indischen Mythologie sowie deren Aussprache. Dies tat allerdings meinem Hörvergnügen keinen Abbruch und ich kann das Hörbuch uneingeschränkt empfehlen.
Drei Frauenschicksale, die auf unterschiedlichen Kontinenten spielen, hat Laetitia Colombani hier miteinander verbunden. Da Haare bei allen Dreien eine wichtige Rolle spielen und auch die Frauen schlussendlich ...
Drei Frauenschicksale, die auf unterschiedlichen Kontinenten spielen, hat Laetitia Colombani hier miteinander verbunden. Da Haare bei allen Dreien eine wichtige Rolle spielen und auch die Frauen schlussendlich verbinden, ist der Vergleich mit einem erzählerischen Zopf naheliegend. Die Idee findet sich im Titel und auf dem Cover sehr gelungen wieder.
Ich hatte das Buch zuvor schon gelesen und fand es dabei nicht ganz so gut. Als Hörbuch hat es mich eher erreicht, was definitiv eine Leistung der Sprecherinnen ist.
Smita lebt in Indien, sie gehört zur untersten Kaste, den Dalit und muss die Exkremente der Mitmenschen entsorgen. Eine Kanalisation gibt es nicht im Ort. Bei ihrer Arbeit soll sie möglichst unsichtbar bleiben, ein Aufeinandertreffen mit den Arbeitgebern ist nicht gewünscht, eine Bezahlung nicht einforderbar und so unterbleibt sie häufig. Smita möchte für ihre kleine Tochter ein anderes Leben, aber die Umsetzung des Wunsches ist schwierig.
Giulia lebt in Palermo und versucht das Perückenunternehmen der Familie zu erhalten. Sie möchte keinen Einheimischen heiraten, um die Firma zu retten und ersinnt mit ihrem Geliebten, einem Inder, neue Geschäftswege.
Sarah ist eine Topanwältin in Montreal und hat ihr Leben fest im Griff, bis der Krebs sie schließlich in die Knie zwingt. Sie ordnet ihr Leben neu, nachdem sie in ihrer Firma auf das Abstellgleis geschoben wird. Die Umorientierung der Karriere tut der Familie gut, der Weg dahin ist nicht einfach.
Die Frauen sind über ihre Haare miteinander verbunden, ohne dass sie davon wissen, Smita opfert ihre Haare nach einer aufregenden Pilgerreise, diese werden an Giulias Firma verkauft und sie fertigt daraus eine Perücke, die nach Kanada geliefert wird und dort Sarah neue Hoffnung schenkt.
In dem Buch werden die drei Frauen immer abwechselnd vorgestellt, sie werden von Andrea Sawatzki, Valery Tscheplanowa und Eva Goscieiewicz sehr gefühlvoll gelesen. Den Sprecherinnen gelingt es den Charakteren Leben einzuhauchen. So begleitet der Hörer die Frauen auf ihrem jeweiligen Weg, erlebt die Zweifel, den Frust und auch die Hoffnung sehr gut mit. Was neben den Haaren die Drei eint, ist der Wille es alleine zu schaffen. Dennoch störte mich das Vorhersehbare in den einzelnen Entwicklungen, da wäre erzählerisch einfach mehr drin gewesen.
Handlung: "Der Zopf" war vor ein paar Jahren in aller Munde und erhielt auch einige Auszeichnungen, sodass er sich lange Zeit ganz oben auf meiner Wunschliste gehalten hatte. Nachdem ich den Roman nun ...
Handlung: "Der Zopf" war vor ein paar Jahren in aller Munde und erhielt auch einige Auszeichnungen, sodass er sich lange Zeit ganz oben auf meiner Wunschliste gehalten hatte. Nachdem ich den Roman nun gelesen habe, bin ich aber ein wenig ernüchtert. Ich finde die Erzählung keineswegs schlecht - sie konnte mich nur einfach nicht erreichen. Die Idee mit den drei über die gesamte Welt verteilte Erzählsträngen, die immer in derselben Reihenfolge durchgegangen werden, auf den ersten Blick nicht viel miteinander zu tun haben und zusammengebracht werden wollen, hat mich beim Lesen des Klapptextes sofort angesprochen. Leider ist hier schon von Beginn an aber schon vorhersehbar, wie die Autorin plant, die Handlungsstränge zusammenzuführen ( Schon während der ersten Kapitel wurde erwähnt, dass die eine Figur ihre Haare wachsen lässt, die nächste Perücken macht und die dritte Krebs hat - um zu kombinieren wohin das führen wir muss man wahrlich kein Genie sein ). Am meisten an der Umsetzung der Idee enttäuscht hat mich aber nicht die Vorhersehbarkeit, sondern dass die Autorin während der Verbindung ihrer drei Handlungsstränge komplett vergisst, die globale Ungerechtigkeit anzuprangern, die dahintersteckt ( Ich hatte die ganze Zeit darauf gewartet, dass Laetitia Colombani problematisiert, dass die religiöse Geste einer mittellosen Frau aus einem Entwicklungsland einer Europäerin den Betrieb rettet, nur um dann als Endprodukt einer kanadischen Frau aus der Oberschicht als inspirierendes Accessoire zu dienen. Das geschieht aber leider nie. ). "Der Zopf" hätte Ausgangspunkt und Denkanstoß für Überlegungen sein können, mit welchen über die gesamte Welt verteilten Menschen unser Schicksal unwissentlich verbunden ist. Durch die hier dargestellte Romantisierung von globalisiertem Ungleichgewicht, bekommt dieser Gedanke aber einen etwas bitteren Beigeschmack, der - so denke ich zumindest - nicht beabsichtigt war.
Schreibstil: Überrascht war ich auch, dass mich hier statt eines schwergängigen, literarischen Werks eine einfacher, schlichter Schreibstil mit vielen lebensnahen Redewendungen erwartete, der mir auf Anhieb gut gefallen hat. Obwohl der Roman viele ernste Themen anschneidet, auch unliebsame Informationen über die Lebenswelt der Figuren einfließen lässt und von persönlichen Lebenskrisen erzählt, liest sich "Der Zopf" doch eher wie eine leichte Feierabendlektüre. In Kombination mit der auffallend großen Schrift, konnte ich die 288 Seiten demnach schnell hinter mich bringen. Positiv anzumerken ist auch, dass die Autorin an einigen Stellen Beobachtungen auf der Metaebene in Gedichtform einflicht und ihrer Geschichte so einen Rahmen verschafft. Zwar ist dieser genau wie die Zusammenführung der Handlungsstränge recht offensichtlich, strukturiert den Roman aber auf angenehme Weise. Schade ist aber, dass sich gerade bei den Zeitformen der Erzählung einige Übersetzungsfehler eingeschlichen haben...
Figuren: Eine Konsequenz des mit 288 Seiten recht kurzen Romans ist, dass wir leider nur sehr oberflächlich in die drei Schicksale einsteigen können und wir alle Figuren nur für einen kurzen Ausschnitt von deren Leben begleiten können. Es fehlen Dialoge, Reflexionen, wirkliche Vertiefungen und auch viele der spannenden Entwicklungen passieren zwischen den Zeit- und Perspektivwechsel und gingen dadurch für mich als Leserin verloren. So wirklich nahbar und nachvollziehbar wirkte deshalb keine der drei Hauptfiguren auf mich. Im Gegenteil: Einiges erschien mir hier sogar ein wenig unglaubwürdig und das zieht sich durch alle Handlungsstränge. Zum Beispiel hat die bettelarme Dalit Smita plötzlich ein Fahrrad, kennt sich mit großen politischen Vorgängen aus und beginnt von heute auf Morgen, aus ihrer Erlebniswelt auszubrechen. Statt ihrem Mikrokosmos entsprechen zu denken und zu handeln, wird ihr die Denkweise unserer Gesellschaft übergestülpt. Auch Giulia konnte mich nicht immer überzeugen, ist sie doch am einen Tag eine überforderte, naive Arbeiterin, die die Schule abgebrochen hat, während sie am anderen banktaugliche Analysen für ein neues weltweites Geschäftsmodell aufstellt und sich gegen ihre Mutter und Schwestern durchsetzt. Woher kommt der plötzliche Sinneswandel? Diese Frage kann man auch auf Sarah beziehen, deren Welt aus den typischen Anwalts-Leistungsgesellschafts-Klischees aufgebaut ist, in der kein Platz für Schwäche oder Krankheit ist. Auch bei ihr ist der Zeitpunkt, an dem sie sich von ihrer Arbeit distanziert und neue Prioritäten steckt, sehr verschwommen und wenig nachvollziehbar gewählt. Klar, der Weg der drei Figuren erzählt von Stärke, Weiblichkeit, Mutterschaft, Sinnlichkeit, und zeigt auf unterschiedliche Art und Weise, dass es Frauen immer noch schwer haben auf dieser Welt. Dies geschieht aber leider auf eine mitleidheischende Art und ohne eine echte Verbindung zu den LeserInnen aufzubauen.
Die Zitate
Smita: "Niemand wird die wie einem Hund Essensreste hinwerfen. Du wirst nie wieder den Blick senken müssen. All das würde Smita ihrer Tochter so gern sagen. Aber ihr fehlen die Worte, um ihren Hoffnungen und ein wenig verrückten Träumen Ausdruck zu verleihen, um das Gefühl zu beschreiben, das sie hat, wenn dieser Schmetterling in ihrem Baum mit den Flügeln schlägt."
Giulia: "Sie kommt sich vor wie ein Seiltänzer, der bei jedem Windstoß ins Taumeln gerät. Manchmal, sagt sie sich, rückt das Leben die finstersten und die lichtesten Momente nah zusammen. Es nimmt und gibt gleichzeitig."
Sarah: "Sie lügen, allesamt. Sie sagen ihr Sei stark, sei sagen ihr Du wirst es schaffen, sie sagen ihr Wir sind bei dir, aber ihr Handeln spricht eine andere Sprache. Sie haben sie fallenlassen. Wie einen kaputten Gegenstand ausgemustert."
Das Urteil
"Der Zopf" hatte viele gute Ansätze, ein sehr interessantes Gesamtkonzept und Potential, eine kraftvolle Geschichte davon zu erzählen, was es heißt, eine Frau zu sein. Leider hat Laetitia Colombani ihren Roman aber zu vorhersehbar, zu oberflächlich und zu knapp ausgestaltet, sodass sie mich nur schwer erreichen und überzeugen konnte.