Cover-Bild Auf der Straße heißen wir anders
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22,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Klett-Cotta
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 240
  • Ersterscheinung: 19.02.2022
  • ISBN: 9783608981988
Laura Cwiertnia

Auf der Straße heißen wir anders

Roman

In Karlas Familie wissen alle, wie es sich anfühlt, nicht dazuzugehören. Karla erlebt es als Kind in Bremen-Nord. Ihr Vater Avi in einer Klosterschule in Jerusalem. Die Großmutter Maryam als Gastarbeiterin in Deutschland. Die Urgroßmutter Armine auf den Straßen von Istanbul. Einfühlsam und mit feinem Humor fächert Laura Cwiertnia die verzweigten Pfade einer armenischen Familie auf, deren Erfahrungen so tiefgreifend sind, dass sie noch Generationen später nachhallen.

Die Kinder aus der Hochhaussiedlung in Bremen-Nord kennen die Herkunftsorte ihrer Familien genau: Türkei, Russland, Albanien. Nur bei Karla ist alles etwas anders. Sie weiß zwar, dass die Großmutter in den 60ern als Gastarbeiterin aus Istanbul nach Deutschland kam, und auch, dass die Familie armenische Wurzeln hat, doch gesprochen wird darüber nicht. Als Karlas Großmutter stirbt, taucht der Name einer Frau auf, Lilit, samt einer Adresse in Armenien. Karla gelingt es, ihren Vater zu einer gemeinsamen Reise zu überreden – in eine Heimat, die beide noch nie betreten haben. Eindrücklich und bewegend erzählt Laura Cwiertnia davon, wie es sich anfühlt, am Rand einer Gesellschaft zu stehen. Und davon, wie es ist, keine Geschichte zu haben, die man mit anderen teilen kann.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.05.2022

Eindringlicher und bewegender Roman über Heimat, Wurzeln & Familie

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Dieser Roman hat mich sehr positiv überrascht. Ein sehr gut geschriebener und durch seinen Stil sehr eindringlicher Roman über eine armenische Familie in Deutschland, die sich mit Fragen zu Identität, ...

Dieser Roman hat mich sehr positiv überrascht. Ein sehr gut geschriebener und durch seinen Stil sehr eindringlicher Roman über eine armenische Familie in Deutschland, die sich mit Fragen zu Identität, Wurzeln und Heimat auseinandersetzt. Gleichzeitig tragisch und hoffnungsvoll, leise und doch prägnant. Der Roman besticht für mich vor allem durch seine Auslassungen, durch die Dinge, die nicht direkt, sondern indirekt erzählt werden. Dadurch entfaltete das Buch für mich mehr Kraft, als wenn Genozid, Ausgrenzung und Heimatverlust direkt angeprangert werden. Ich hatte vorher von Fatma Aydemir "Dschinns" gelesen, was ich als eine einzige Anklage gegen Rassismus, fehlende Integration und fehlende Anerkennung in der deutschen Gesellschaft empfunden habe. Laura Cwiertnia geht literarisch einen komplett anderen Weg. Sie erzählt leise und ruhig von den Menschen und auch vom Genozid. Oft indirekt und sehr subtil und manches wird auch nur angedeutet, die Auswirkungen auf das Leben der Menschen werden dadurch aber umso deutlicher. Ein sehr gelungenes und literarisch sehr geschickt geschriebener Roman, der multiperspektivisch geschrieben weit in die Vergangenheit zurückgeht und die Lebenswege von Vater, Großeltern, und Urgroßeltern erzählt.

Zentrale Figur ist Klara, Tochter einer Deutschen und eines Armeniers, der in Istanbul aufgewachsen ist. Klara ist der tristen Siedlung in Bremen Nord entkommen, in der sie wiederum aufgewachsen ist. Durch Bildung. Zur Beerdigung ihrer Großmutter kehrt sie zurück und ist mehr als überrascht, dass es ein typisch armenisches Beerdigungsritual gibt. Und ein dezidiert aufgeschlüsseltes Vermächtnis. Dazu gehört ein goldener Armreif mit dem Namen einer Frau in Armenien. Klara überredet ihren Vater zu einer Reise nach Armenien. Und bei dieser Reise kommt Klara ihrem Vater viel näher als bisher. Und sie erfährt sehr viel über ihre Herkunftsfamilie, die zwar aus der Türkei als Gastarbeiter kamen, jedoch keine richtigen Türken, sondern Armenier waren. Und so merkt Klara auch, dass sie mit ihrer Entscheidung, sich Klara und nicht mehr Karlotta zu nennen unbewusst eine Familientradition fortgesetzt hat. Denn "Auf der Straße heißen wir anders". Der Roman erklärt. warum es so war.

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Veröffentlicht am 02.04.2022

Ein generationsübergreifender Familienroman und ein tolles Debüt

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„Auf der Straße heißen wir anders“ ist das gelungene Debüt der Autorin Laura Cwiertnia.

Die Handlung beginnt mit der Beerdigung von Karlas Großmutter Maryam. Maryam ist in den 60ern als Gastarbeiterin ...

„Auf der Straße heißen wir anders“ ist das gelungene Debüt der Autorin Laura Cwiertnia.

Die Handlung beginnt mit der Beerdigung von Karlas Großmutter Maryam. Maryam ist in den 60ern als Gastarbeiterin aus Istanbul nach Deutschland gekommen. In ihrem Testament, hat sie hinterlassen, dass ihre Erben einen Armreif an Lilit Kuyumcyan in Armenien übergeben sollen. Karla, die in einer Hochhaussiedlung in Bremen-Nord groß geworden ist und ihr Vater Avi reisen gemeinsam nach Armenien, ein Land, das ihnen bisher unbekannt war, in dem aber ihre Wurzeln liegen.

Der Schreibstil von Laura Cwiertnia liest sich angenehm und durch Perspektivwechsel und Rückblenden bleibt es durchgehend interessant. Vier Generationen kommen hier zu Wort. Generationen, die Unterschiedliches erlebt haben und die an verschiedenen Orten der Welt aufgewachsen sind. Es ist aber nicht allein die Geschichte der Familie, die hier mein Interesse geweckt hat. Es sind ebenso sie Einblicke in die Geschichte Armeniens. Dabei bekommt der Titel auch noch eine erschreckende Bedeutung, die ich nicht dahinter vermutet hätte, dessen Verflechtung der Autorin jedoch großartig gelungen ist. Die Reise von Karla und Avi ist eine Reise auf der Suche nach ihren Wurzeln.

Mich hat diese ungewöhnliche Familiengeschichte sehr beeindruckt. Es geht um die Familie, Zusammengehörigkeit, Heimat, Heimatgefühl, die eigenen Wurzeln und die damit zusammenhängenden geschichtlichen Ereignisse in Armenien und der Türkei. Mir wird dieser Roman noch lange im Gedächtnis bleiben.

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Veröffentlicht am 22.03.2022

Suche nach Herkunft

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Migration, Herkunft, Identität, der Schatten des Völkermords und eine Vater-Tochter-Geschichte: Laura Cwiertnia packt viel in ihren Roman "Auf der Straße heißen wir anders". Und im Gegensatz zu manchen ...

Migration, Herkunft, Identität, der Schatten des Völkermords und eine Vater-Tochter-Geschichte: Laura Cwiertnia packt viel in ihren Roman "Auf der Straße heißen wir anders". Und im Gegensatz zu manchen Romanen, die angesichts einer Vielzahl von Themen überfrachtet wirken, ist das hier sehr gelungen, ja mehr noch: trotz schwieriger und tragischer Themen schafft es die Autorin, einen leichten Ton zu bewahren, liebevoll, mitunter ironisch-distanziert, mit neugierigem und offenen Blick.

In der von migrantischer Einwohnerschaft geprägten Betonwüste von Bremen-Nord war Karlotta (Karl-Otto - deutscher gehts kaum) in ihrer Schulzeit eher eine Außenseiterin. Zu alman, zu deutsch, in Schulklassen, in denen die Mehrheit zu Hause türkisch oder arabisch, russisch oder polnisch spricht. Das Dissen von Minderheiten ist keine biodeutsche Spezialität. Und Karlotta, Tochter einer deutschen Mutter und eines türkischen Armeniers, spricht nach der frühen Trennung ihrer Eltern noch nicht einmal eine der Sprachen ihres Vaterrs und ist optisch zu dem ganz nach der Mutter geraten. Da hat es ihre deutsch-türkische Cousine deutlich leichter.

Der Tod der Großmutter Maryam bringt Karlotta dazu, sich mit den Wurzeln ihrer Familie zu befassen. Denn die Oma, die in den 70-er Jahren als Gastarbeiterin nach Deutschland kam, hinterlässt nicht nur allen Angehörigen ein Erbstück, sondern auch ein Goldarmband für eine Frau in Armenien, von der keiner je gehört hat. Karlotta will sich auf die Suche machen - zusammen mit ihrem Vater Avi, den die Kollegen von der Taxifirma nur als Ali kennen. Die beiden reisen zusammen nach Armenien, erkunden die Stadt, suchen ihre Wurzeln.

Aus wechselnden Perspektiven wird die Geschichte der Familie über die Generationen hinweg gezeichnet - die harte Kindheit Avis in Istanbul und die Jahre in einer Klosterschule in Jerusalem, die dem begabten Jungen einen Ausweg aus der Armut bieten könnte. Doch als Priester sah sich Lebenskünstler Avi einfach nicht.

Zuächst sind es nur subtile Andeutungen, die die latente Furcht der armenischen Minderheit in der Türkei beschreiben, das Verheimlichen der eigenen Identität. Je weiter in der Familiengeschichte die Erzählung zurückgeht, desto deutlicher wird der Völkermord an den Armeniern ein Thema und das damit verbundene Trauma, das über Generationen anhält. Für Karlotta, die auch als Kind nur wenige Worte armenisch gelernt hatte, ist es fremd, für ihren Vater hingegen weiterhin latent. Und je mehr Karlotta während der Reise mit dem Vater in die Sprache hineinfindet, desto mehr Zugang erhält sie auch zu ihrer verschütteten Familiengeschichte. Der generationsübrgreifende Road Trip endet mit einer Erkenntnis, die auch Karlottas Selbst-Verständnis berührt.

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Veröffentlicht am 20.12.2022

Was bedeutet Heimat?

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Was bedeutet Heimat?

Das Buch beginnt mit der Beerdigung von Karlas Großmutter Maryam, damit schließt sich ein weiteres Kapitel der armenischen Familie - und ein neues öffnet sich. Für Karla, die mit ...

Was bedeutet Heimat?

Das Buch beginnt mit der Beerdigung von Karlas Großmutter Maryam, damit schließt sich ein weiteres Kapitel der armenischen Familie - und ein neues öffnet sich. Für Karla, die mit ihrem Papa nach Armenien reißt um die Wurzeln ihrer Herkunft zu erfahren.

Laura Cwiertnia hat eine unglaublich eindrucksvolle Art zu schreiben, sie zieht den Leser mit sich in einen Sog, schildert poetisch die Geschichte der Charaktere und nimmt uns mit in ihre Gefühlswelten. Karla wächst in Schweigen gehüllt auf, in ihrer Familie redet man nicht über vergangenes und erlebtes. Umso wichtiger ist es für Karla, in Armenien so viel wie möglich zu erfahren. Das Buch wird aus den verschiedenen Blickwinkeln der Familienmitglieder geschrieben - Karla, ihrem Vater, ihrer Großmutter und ihrer Urgroßmutter. Dabei richten sich Karla ihre Kapitel an die Gegenwart und die anderen erzählen die vergangenen Geschichten der Familienmitgliedern. Cwiertnia macht auch vor wichtigen und sensiblen Themen kein Halt, die gerne verschwiegenen werden. So erfährt man in den Kapitel der Maryam, was es heißt, eine Gastarbeiterin in den 60ern in Deutschland zu sein. Auch die Pogromnacht in Istanbul 1955 bekommt ein Kapitel, in der eindrücklich geschildert wird, welche Angst die Menschen aussitzen mussten.

Ich lege dieses Buch jeden ans Herz, der mehr über die Armenier und ihre Geschichte erfahren möchte und bildhafte Beispiele lesen möchte. Aber auch jeden, der mit dem Begriff Heimat Probleme hat. Dieses Buch wird mir noch lang in Erinnerung bleiben

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Veröffentlicht am 15.04.2022

Zurück zu den Wurzeln

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Aber wo sind die Wurzeln wirklich? Karla ist die Tochter des in Deutschland lebenden Armeniers Avi und einer Deutschen, die Eltern sind geschieden, Karla ist dem sozialen Brennpunkt Bremen-Nord, wo sie ...

Aber wo sind die Wurzeln wirklich? Karla ist die Tochter des in Deutschland lebenden Armeniers Avi und einer Deutschen, die Eltern sind geschieden, Karla ist dem sozialen Brennpunkt Bremen-Nord, wo sie viel einstecken musste, entkommen.
Anlässlich der Beerdigung ihrer Großmutter Maryam lernt Karla armenische Beerdigungsrituale kennen und realisiert, wie wenig sie über die Wurzeln ihres Vaters weiß. Im Nachlass der Großmutter findet sich ein goldener Armreif, den die Familie nach ihrem Tod in die armenische Hauptstadt Yerewan zu Lilit Kuyumcyan bringen soll. Nach anfänglichem Ablehnen willigt Avi schließlich ein, mit seiner Tochter nach Armenien zu fliegen, um das Testament zu erfüllen.
Zum Erstaunen seiner Tochter blüht Avi in Armenien auf, verändert sich regelrecht und saugt in seiner realen Heimat alles auf. Sehr schnell fühlt er sich zu Hause angekommen und verhält sich wir die Einheimischen. Die Relation Vater-Tochter verändert sich in positiver Weise.
Da ist sehr viel Hintergrundinformation in diesem Buch gespeichert, was mir sehr gut gefallen und meinen Horizont erweitert hat, sowohl landeskundlich, aber vor allem historisch. Es war sehr ergreifend über den unfassbaren Genozid an den Armeniern zu lesen.
Wenn man Avis Kindheit betrachtet, kann man sich erklären, warum er Defizite in seiner Gefühlswelt entwickelt hat und emotionale Annäherung ihm schwerfällt.
Der Schreibstil der Autorin ist gut verständlich und gibt die jeweiligen Situationen sehr präzise wieder. Die Beschreibungen der einzelnen Szenen sind intensiv und atmosphärisch. Als Leser hat man das Gefühl, in der Erzählung anwesend zu sein. Allerdings haben mich die ständigen Zeitsprünge bisweilen irritiert.
Auf jeden Fall ist das Buch sehr lesenswert und hinterlässt bleibende Eindrücke, gerade in der heutigen Zeit.

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