Inhalt:
Nachdem Alison als Kind ansehen musste, wie ihre Eltern vor ihren Augen von Dämonen ermordet wurden, wird sie nur noch von dem brennenden Wunsch nach Rache angetrieben. In einer Welt, in der die Menschen von Dämonen beherrscht werden, wurde sie von ihrer Tante zur Jägerin ausgebildet und streift nun alleine umher, mit dem Ziel, so viele Dämonen wie möglich zu töten. Doch dann wird sie in einem unbedachten Moment von dem Dämonenkönig Dorian Ascia entführt, und beginnt an ihrem Weltbild zu zweifeln ...
Meine Meinung:
Es hat ein wenig gedauert, bis ich mit Alison warm wurde. Sie ist durchaus eine Kick Ass-Heldin, gerade durch den „Schlüssel“, den ihr ihre Tante vermachtet hat und der ihr besondere Fähigkeiten verleiht - also bessere Sinne und körperliche Stärke. Sie kann kämpfen - ich meine, in der zweiten Szene löscht sie mal eben locker einen Raum voll zweitklassiger Dämonen aus.
Somit ist zwar durchaus eine starke Protagonistin, zwischendurch gab es aber dennoch ein paar Szenen, in denen sie fast einfältig auf mich wirkte. Beispielsweise zeigt sie am Anfang eine stark ausgeprägte Tendenz dazu, sich zu betrinken, was in ihrer Welt und mit ihrem Metier mehr als leichtfertig ist und letztendlich auch zu der Entführung beiträgt. Auch will sie nicht, dass die Dämonen von ihrem „Schlüssel“ erfahren, streicht sich dann aber in ihrer Gegenwart über die Stelle, um sicherzugehen, dass er noch da ist
Ansonsten ist sie aber vor allem von dem Drang nach Rache erfüllt, der quasi ihre gesamte Existenz ausfüllt und den einzigen Sinn in ihrem Leben stellt. Platz für Entwicklung ist damit natürlich gegeben.
Außerdem prägnant für ihren Charakter ist auch ihr Trotz, mit dem sie ihren Entführern und besonders Gareth, Ascias Handlanger, begegnet, da sie sich nie unterkriegen lässt und jede Gelegenheit für einen Fluchtversuch nutzt. Allerdings ist sie aber auch ziemlich vorlaut; vor allem in Situationen, in denen es vielleicht besser gewesen wäre, die Klappe zu halten, reizt sie gerne weiter, da sie zudem auch sehr provozierend ist. Umgekehrt spiegelt sich in ihren Gedankengängen so auch Sarkasmus wieder.
Gerade ihre provozierende Art eckt vor allem bei ihrem Bewacher Gareth an, dem sie damit tierisch auf die Nerven geht - was zu einigen sehr unterhaltsamen Schlagabtauschen führt, da beide den anderen wirklich nicht ausstehen können, schon aus dem Grund, dass aus der Sicht des jeweils anderen er ein arroganter, mordender Dämon und sie ein schwacher Mensch ist.
Das Buch wird dominiert von der düsteren Atmosphäre einer alternativen Welt, die seit 2001 von Dämonen regiert wird, die vorher, nachdem sie durch ein Tor in unsere Dimension gelangt sind, ihren Krieg über Jahre hinweg auf die Erde verlagert haben. Auch wenn nun weitgehend Frieden herrscht, werden die Menschen von den Dämonen unterdrückt, teils versklavt und oft willkürlich ermordet.
Die Handlung wird weitgehend aus Alisons Sicht mit dem Ich-Erzähler wiedergegeben, zwischendurch werden kurze Passagen mit dem Er-Erzähler aus der Sicht anderer Charaktere wie Gareth, Evan, mit dem Alison bis vor kurzem noch zusammen war, oder auch Personen, die bisher mit dem Handlung kaum was zu tun hatten, erzählt.
Insgesamt deuten auch die Nebencharaktere meist Tiefgründigkeit an, die dann hoffentlich in den Fortsetzungen weiter ausgearbeitet wird.
Es existiert durchaus sowas wie eine Liebesgeschichte, die allerdings noch eher im Hintergrund steht und sich sehr langsam und dadurch auch durchaus nachvollziehbar entwickelt. Genaugenommen befindet sie sich am Ende dieses ersten Teiles maximal im Anfangsstadium, eigentlich noch nicht mal das, was eine angenehme Abwechslung zu den üblichen Lieben auf den ersten Blick darstellt.
Action gibt es schon ziemlich viel, vor allem aufgrund der Kämpfe, das sind allerdings weitgehend eher unbedeutendere, kleine Kämpfe. Und auch wenn Spannung durchaus vorhanden ist, kam mir das Ganze doch eher wie ein Vorspann zu der eigentlichen Handlung vor. Ich wartete quasi das ganze Buch lang auf den Höhepunkt, aber auch das Ende konnte diese Erwartungen dann nicht wirklich erfüllen.
Natürlich werden Weichen gestellt, Entwicklungen angestoßen, erste Enthüllungen angedeutet, aber letztendlich war es eher ein Prolog, bevor es jetzt wirklich losgehen kann. Diese Entwicklungen plätschern lange eher vor sich hin. Dennoch wird auch eine faszinierende Hintergrundgeschichte angesprochen und das Konzept enthält viel Potenzial, das hoffentlich in den Fortsetzungen dann vermehrt genutzt wird.
Fazit: Eine trotzige, vorlaute und provozierende Kick Ass-Heldin in einer düsteren Welt, dennoch wirkt die potenzialreiche Geschichte noch eher wie ein Prolog zu der eigentlichen Handlung