Kleine Wunder oder Teufelswerk?
Im Spanien des 16. Jahrhunderts ist es ein schmaler Grat zwischen Gottes Wunder und dem Werk des Teufels. Luzia Cotado arbeitet als Küchenmagd in einem weniger angesehenen Haushalt. Um sich hin und wieder ...
Im Spanien des 16. Jahrhunderts ist es ein schmaler Grat zwischen Gottes Wunder und dem Werk des Teufels. Luzia Cotado arbeitet als Küchenmagd in einem weniger angesehenen Haushalt. Um sich hin und wieder die Arbeit zu erleichtern, behilft sie sich mit Magie – ihre Milagritos. Als ihre Herrin ihr auf die Schliche kommt, sieht sie die Chance mithilfe von Luzias Wundern in der Gesellschaft aufzusteigen. Bald schon werden beide Frauen in Machenschaften hineingezogen, die viel größer und gefährlicher sind, als sie ahnen konnten.
Leigh Bardugo hat ein Händchen dafür, authentische und lebhafte Welten zu erschaffen ohne sich in viel Info-Dumping zu verlieren. Die Zeit der spanischen Inquisition war keine gnadenvolle Zeit und die Autorin hat in anderen Büchern bereits gezeigt, dass sie nicht zimperlich ist. Die Milagritos sind ein kleiner Lichtblick in dieser dunklen Zeit, auch wenn bei Luzia immer mal wieder erkennbar wird, dass sie auch dunkles mit ihrer Magie bewirken könnte.
Am Anfang des Buches braucht etwas, damit die Geschichte wirklich losgeht. Die ersten Kapitel haben sich für mich dadurch gezogen. Sobald aber mehr Charaktere auftreten, nimmt es endlich Fahrt auf. Anfangs wirkt es fast wie eine Heldengeschichte. Die unscheinbare Luzia, in der mehr Macht steckt, als sie selbst und andere je für möglich gehalten haben. Ein magischer Wettkampf, mit Intrigen und Verrat. Aber man merkt schnell, dass Luzia keine Heldin sein möchte. Die Geschichte ist gut aufgebaut, mit ein paar guten Spannungsbögen und Rückschlägen für Luzia und ihre Mitstreiter. Dennoch reißt es einen nicht komplett mit, was auch daran liegt, dass die Charaktere unnahbar bleiben. Die Liebesgeschichte zwischen Luzia und Santangel ist gut integriert. Sie kommt nicht übertrieben schnell zustande oder aus dem Nichts. Sie hat aber auch nicht viel Raum um sich zu entwickeln und weckt daher keine großen Gefühle.
Den größten Schwachpunkt sehe ich in Luzias Fähigkeiten. Sie kann einfach Magie wirken. Sie bekommt zwar Unterricht von Santangel, aber das erklärt nicht, warum sie fast unbewusst mächtige Magie ausübt und nicht viel dafür tun muss. Es wird auch nie wirklich erklärt, woher die Magie kommt (ist sie tatsächlich Gott gegeben oder liegt es allein an den Worten?). Und warum können einige Menschen Magie wirken und die meisten nicht?
Das Buch ist gut und größtenteils spannend geschrieben, eines der besseren Fantasy-Büchern in letzter Zeit, aber nicht ganz überzeugend.