Farbig und detailreich geschilderter Blick auf die frühen Jahre Chanels
In „Coco“ folgen wir dem Zeitraum zwischen 1895 und etwa der Mitte des Ersten Weltkriegs und begleiten Gabrielle Chanel so durch ihre Jugend und auf dem Weg bis zu ihrem Durchbruch. Während ich viele Bände ...
In „Coco“ folgen wir dem Zeitraum zwischen 1895 und etwa der Mitte des Ersten Weltkriegs und begleiten Gabrielle Chanel so durch ihre Jugend und auf dem Weg bis zu ihrem Durchbruch. Während ich viele Bände dieser kitschig betitelten Reihe „Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe“ schon nach der Leseprobe beiseitelegte, weil sie mir von Schreibstil und Ausrichtung zu flach waren, sprach mich hier der gelungene Schreibstil gleich an. An diesem Stil behielt ich dann auch das ganze Buch über Freude. Er ist leicht lesbar, ohne seicht zu sein, schildert farbig und mit vielen Facetten. Die Autorin hat offensichtlich sorgfältig recherchiert und es gelingt ihr, Hintergrundinformationen gut in die Geschichte einzuweben, ohne Info-Dumping oder belehrende Abschnitte.
Sie schafft es, uns Chanel in ihren jüngeren Jahren gut näherzubringen, wir erfahren, wie einige Inspirationen und Motivationen zustande kamen, wie sie von ihrem Umfeld geprägt wurde. Auch wenn einige der Nebencharaktere, wie z.B. die jüngere Schwester Antoinette, zu blass und eindimensional blieben, ist dieses Umfeld überwiegend ausgezeichnet geschildert. Man sieht die Szenen vor sich und kann sich die Charaktere gut vorstellen.
Gelegentlich wurde es mir etwas zu detailfreudig – gerade das mittlere Drittel enthält vieles, was für die Geschichte nicht nötig ist, und zieht sich sehr. Hier verliert sich das Buch ein wenig in sich selbst und mein Interesse sank hier stark, was durch eine weniger langatmige Erzählweise hätte vermieden werden können.
Ich hätte auch gerne mehr über die spätere Gabrielle Chanel erfahren, aber der hier berichtete Ausschnitt ist für den Fokus auf die Anfänge gut ausgewählt. Die Geschichte endet in einem prägenden Moment; man merkt, ein Abschnitt im Leben Chanels ist beendet, ein ganz neuer beginnt, insofern ist das Ende des Buches stimmig.
Insgesamt ein Buch, in dem ich mir Bekanntes farbig und gelungen umgesetzt fand, und einiges Neue erfuhr, zudem eine unterhaltsame, gut recherchierte Reise durch die Welt Chanels im frühen 20. Jahrhundert machen konnte, das in erfreulichem Schreibstil.