Blinde Rache ist der Auftakt zu einer neuen Reihe um die Frankfurter Ermittlerin Mara Billinsky, der bereits 2017 als eBook erschienen ist und seit vergangenem Dezember nun auch als Taschenbuch erhältlich ist.
Der Einstieg in das Buch ist so rasant und brutal wie der Klappentext vermuten lässt und so ist dem Leser gleich klar mit welcher Art von Thriller er es hier zu tun hat.
Man erlebt zwar nicht direkt den Mord am ersten Opfer mit, aber den Überfall auf dieses und die Vorbereitungen des Täters. Dementsprechend braucht man nicht mehr viel Fantasie um sich auch den Rest noch vorzustellen und spätestens als die Leiche gefunden wird, ist klar mit welcher Grausamkeit der Mörder vorgeht.
Natürlich lernt man auch die Protagonistin Mara Billinsky gleich zu Beginn kennen. Sie stammt ursprünglich aus Frankfurt und kehrt von Düsseldorf hierhin zurück. Ihr neuer Chef Rainer Klimmt ist gleichzeitig ihr alter Chef von der Zeit vor Düsseldorf und nicht gerade ihr größter Fan. Auch bei den Kollegen eckt sie mit ihrer Optik und Art an, sodass sie quasi gar keine andere Wahl hat, als alleine und auf eigene Faust zu agieren.
Hier ist es dem Autor meiner Meinung nach sehr gut gelungen seine Protagonistin zu charakterisieren. Sie hat eine harte Schale, eher mehrere, doch unter den vielen Schichten verbirgt sich ein kleiner, weicher Kern. Diesen entdeckt man als Leser erst Stück für Stück und im Gegensatz zu den Kollegen war mir Mara von Beginn an sympathisch. Das mag vielleicht auch an dem ähnlichen Musikgeschmack und der gemeinsamen Liebe zu schwarzer Kleidung liegen, sicherlich spielt aber auch die authentische Charakterzeichnung eine ausschlaggebende Rolle.
Im Laufe der Handlung treten dann verschiedene Akteure auf, die allesamt irgendwie mit der Mordserie in Zusammenhang zu stehen scheinen. Wie, bleibt aber lange undurchsichtig. Man begleitet das Geschehen nicht nur durch Mara, sondern auch durch besagte andere Personen, sodass man hier und da ein paar Informationsschnipsel bekommt, die aber lange kein Gesamtbild ergeben wollen. So bietet das Buch sehr viel Potenzial zum Miträtseln und Hinterfragen, wodurch die Spannung durchweg hoch und das Buch ein typischer Pageturner ist.
Da hätten wir den mysteriösen Carlos Borke, der sowohl bei der Polizei als auch bei diversen kriminellen Bande einen Fuß in der Tür hat und seine ganz eigenen Pläne zu verfolgen scheint. Dann wären da eben noch die Banden: Rocker, Mafia und ein unbekannter Dritter. Und zu guter Letzt ist da noch eine Jugendbande, der der junge Rafael angehört und Mara zu einem alten Bekannten führt.
Das hört sich jetzt erst einmal viel an, ist es auch. Leo Born führt diese verschiedenen Gruppen und Handlungsstränge aber geschickt nebeneinander her, ohne den Leser zu überfordern, und am Ende ergibt sich ein stimmige Auflösung. Lange tappt man im Dunkeln, hat keinerlei Idee wer hinter der Mordserie stecken könnte und wie diese mit all dem Rest in Zusammenhang steht. Allerdings gibt es einen Punkt ab dem man es sich denken kann, zumindest ging es mir so. Die Andeutungen sind aber sehr subtil und so kann es durchaus auch sein, dass man bis zum Ende nichts ahnt und somit einen extremen Überraschungsmoment erlebt.
Ob mit oder ohne Überraschung am Ende, dieses Buch ist absolut empfehlenswert. Leo Born hat ein enormes Schreibtalent und bringt Charaktere, Umgebung und Atmosphäre perfekt rüber – man wird regelrecht gefangen genommen von der Düsternis Frankfurts.
Für zarte Seelen ist das Buch wohl nichts, nimmt der Autor doch kein Blatt vor den Mund, bei der Beschreibung der Morde wie auch bei anderen brenzligen Szenen. Wer damit klar kommt, eine authentische, erfrischend andere Ermittlerin kennen lernen will und Lust auf spannende Lesestunden hat, sollte dieses Buch lesen.