Kurz zum Inhalt:
Mara Billinsky, eine optisch etwas andere Ermittlerin mit Piercings, Tattoos und in schwarzer Kleidung mit Motorradjacke (Motorrad fährt sie aber nicht ;) wird von Düsseldorf nach Frankfurt zurück versetzt.
Im dortigen Revier hatte sie jedoch schon damals Probleme mit Hauptkommissar Rainer Klimmt, der nun ihr direkter Vorgesetzter ist.
Aufgrund ihrer Optik, ihrer schwarzen Haare und ihrer Außenseiterrolle bekommt sie von den Kollegen den Spitznahmen "Krähe" verpasst. Jan Rosen, den sie als direkten Kollegen an die Seite bekommt, hat den Spitznahmen "Spatz" abbekommen - weil er das genaue Gegenteil von Mara ist.
Niemand traut ihr den Job zu; alle glauben, sie ist ein kleines dünnes Persönchen, eine Frau noch dazu, die es einfach nicht drauf hat. Deshalb bekommt sie eine Reihe von Wohnungseinbrüchen zur Aufklärung zugeteilt und nicht die Mordserie, die in der Stadt passiert ist.
Doch Mara zeigt es allen, indem sie auf eigene Faust ermittelt, und dabei dem Täter gefährlich nahe kommt...
Meine Meinung:
"Blinde Rache" ist der Auftakt einer Reihe um die Ermittlerin Mara Billinsky.
Die Schreibweise von Leo Born ist flüssig und schnell zu lesen, auch aufgrund der kurzen Kapiteln und der Cliffhanger.
In jedem Kapitel gibt es einen Sprung zu einer anderen Szene, die sich erst im Verlaufe des Buches nach und nach zu einem Ganzen zusammensetzen.
Die Protagonistin Mara Billinsky erinnert mich sehr an die Ermittlerin einer skandinavischen Thriller-Reihe, aber nur optisch ;) Sie ist mir mit ihrer Kämpfernatur gleich sympathisch gewesen. Sie setzt sich durch, und ich mag, dass sie weiter und weiter ermittelt, auch wenn ihr Steine in den Weg gelegt werden, weil sie einfach Gerechtigkeit für die Toten will.
Nicht nur ihr Chef Rainer Klimmt lässt sie nicht ihre Arbeit machen, sondern sie liegt auch noch im privaten Clinch mit ihrem Vater Edgar Billinsky, der zufällig auch noch ein erfolgreicher Anwalt ist, mit dem sie auch immer wieder arbeitstechnisch aufeinander kracht.
Mara ist lebendig, man fiebert mit ihr mit, und auch die Familienzwistigkeiten sind authentisch. Sehr traurig ist natürlich Maras Geschichte; ihre Mutter wurde ermordet, als sie noch ein Kind war, und seitdem ist sie quasi auf der Suche nach deren Mörder. Sie hat auf ihrem Lebensweg Hilfe vom Sozialarbeiter Hanno Linsenmeyer bekommen, der sich immer noch um Kinder kümmert, die vom rechten Weg abgekommen sind. Und Mara lernt auch einen Jugendlichen kennen, den sie überzeugen will, den richtigen Weg zu gehen.
Und eine kleine feine Liebesgeschichte peppt den Thriller zusätzlich etwas auf.
Nur Jan Rosen ist noch etwas blass, obwohl er ein feiner Kerl ist. Ich hoffe, er kommt im nächsten Band etwas stärker zur Geltung.
Leo Born hat es super geschafft, mich fast bis zum Schluss im Dunkeln tappen zu lassen - darauf, wer der Täter sein könnte, bin ich erst gegen Ende gekommen, was sehr für den Aufbau und Plot dieses Thrillers spricht. Das mag ich sehr gerne, wenn ich so lange wie möglich am Rätseln bin ;)
Leider gab es für mein Empfinden in der Mitte eine etwas zähe Stelle, wo ich gefühlt nicht weiterkam, daher ziehe ich einen halben Punkt für den ansonsten spannenden Thriller ab. Ich freue mich schon sehr auf die Fortsetzung!
Das Cover passt sehr gut, denn die abgebildete Krähe stellt Mara dar, die ja von allen in ihrer Abteilung "Krähe" genannt wird.
Fazit:
Fesselnder Thrillerauftakt mit einer etwas anderen Ermittlerin in Außenseiter-Rolle. Toller Plot, einfallsreiche Auflösung, 4,5 Sterne von mir.