Cover-Bild Die Tage, die ich dir verspreche
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9,99
inkl. MwSt
  • Verlag: Knaur Taschenbuch
  • Themenbereich: Belletristik - Liebesroman: Zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 368
  • Ersterscheinung: 01.09.2016
  • ISBN: 9783426516768
Lily Oliver

Die Tage, die ich dir verspreche

Roman

Wie fühlt es sich an, das Herz eines Fremden in sich zu tragen? Dieser Frage widmet sich Lily Oliver in ihrem bewegenden Roman "Die Tage, die ich dir verspreche".
»Du hast Glück, Gwen, alles wird gut, Gwen.« Seit ihrer Herztransplantation hört Gwen nichts anderes mehr. Doch statt überschäumender Lebensfreude fühlt sie nur Schuld gegenüber dem Menschen, der für sie gestorben ist. Und so fasst sie in einer besonders verzweifelten Nacht einen ungeheuerlichen Plan: Sie will ihr neues Herz verschenken und sterben. Ihr entsprechendes Angebot in einem Internetforum liest dessen Moderator Noah, ein junger Student, der keinen großen Sinn in seinem Leben sieht. Er hält ihr Angebot für einen üblen Scherz, geht aber zum Schein darauf ein. Erst als Gwen am nächsten Tag vor ihm steht, um ihn beim Wort zu nehmen, erkennt er, wie schrecklich ernst es ihr ist. Nur mit einem gewagten Handel und einer furchtbaren Lüge kann er ihr das Versprechen abringen, ein paar weitere Tage durchzuhalten. Tage, in denen Noah alles daran setzen muss, Gwen von etwas zu überzeugen, woran er selbst kaum noch glaubt: Dass das Leben lebenswert ist.
"Eines der Bücher, aus denen man anders herausgeht als man hineinging: Mitfühlender, innerlich weiter, empathischer. Überzeugender als Jojo Moyes’ ‚Ein ganzes halbes Jahr‘, intensiv wie John Greens ‚Das Schicksal ist ein mieser Verräter‘. Und man weiß, wie dieses Geocaching eigentlich funktioniert." Bestseller-Autorin Nina George über „Die Tage, die ich dir verspreche"

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.10.2016

Ein Lesehighlight!

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"Die Tage, die ich dir verspreche" beinhaltete eine unglaublich berührende Geschichte. Wir begleiten Gwen auf einem langen Weg am Abgrund entlang, um gemeinsam mit ihr die Hoffnung und Sicherheit wiederzufinden. ...

"Die Tage, die ich dir verspreche" beinhaltete eine unglaublich berührende Geschichte. Wir begleiten Gwen auf einem langen Weg am Abgrund entlang, um gemeinsam mit ihr die Hoffnung und Sicherheit wiederzufinden. Gwen ist nach ihrer Herztransplantation alles zu viel. Zu viele Erwartungen, jeder sagt ihr, dass alles gut wird, dass sie ein Glück hat, dabei spielen sich in Gwens Kopf ganz anderes Sachen ab. Sie ist eben nicht glücklich, fühlt sich nicht sicher und vor allem wird sie geplagt von Schuldgefühlen und Ängsten. Kurzerhand möchte sie ihr Herz einem anderen schenken, jemanden der damit glücklicher wird als sie und dieses Geschenk, diese zweite Chance würdigen kann.

Gwen fand ich sehr authentisch dargestellt, was ihre Reaktionen, Gedanken und Gefühle angeht. Man konnte ihre Schuldgefühle, ihrer Verzweiflung und die Angst spüren. Sehr schön dargestellt fand ich auch den Weg ihrer Gefühle. Noah schafft es, sie immer wieder ein bisschen von ihren Ängsten abzulenken und die echte Gwen aus ihr herauszukitzeln. Eine junge Frau, die sich für Geocaching begeistern kann und das Leben, mit all seinen Facetten liebt aber das gelingt leider nicht immer. Lily Oliver hat die Entwicklung für mich sehr gut verarbeitet. Gwen hat immer wieder Momente, in denen es ihr gut geht und man denkt, dass sie sich jeden Moment dazu entscheidet zu Leben aber dann kommen die Ängste wieder. Es ist eine Spirale aus Schuldgefühlen und genau dieses Gedankenkarusell, das Auf und Ab hat die Autorin wundervoll dargestellt.

Noah ist ein bisschen schwieriger. Nachdem Gwen vor seiner Tür steht, merkt man den Menschenfreund in ihm. Er will ihr helfen, er ist ein guter Mensch und kann es nicht ertragen, dass sie solche Gedanken quälen und sie den Selbstmord wirklich in Erwägung zieht. Er selbst steckt im Zwiespalt, seine Gefühle für Gwen werden intensiver, er will sie retten aber ihr vertrauen nicht missbrauchen. Jedoch muss er einfach mit jemandem über alles reden und somit Gwens Vertrauen missbrauchen. Noah ist selbstlos, aber wirkt verloren. Er weiß nichts mit sich und seinem Leben anzufangen. Einzig das Forum ist ihm wichtig aber das, warum wird, leider nicht geklärt. Das ist für mich die einzig offene Frage. WARUM moderiert er das Forum und warum steckt er da sein Herzblut rein?

Ein kleiner Aufheiterer ist Flecki. Die Katze von Noah ist göttlich. Eine kleine Diva, die langsam aber sicher zutrauen zu Noah und Gwen fasst und ihnen ihre Zuneigung schenkt. An sich nichts Ungewöhnliches aber die Autorin hat sie so gut dargestellt, ihre Reaktionen beschrieben, dass ich es bildlich vor Augen hatte. Göttlich!

Lily Oliver verbaut mehrere ernste Themen in ihrem Roman. Organspende, Schuldgefühle, Selbstmord, und Tod aber trotzdem, zieht dieses Buch einen selbst nicht so runter. Die Schattenseiten einer Herztransplantation hat sie sehr gut umgesetzt und Gwen sucht den Ausweg aus ihren Problemen mit Selbstmord, um ihre Gedanken und Gefühle loszuwerden. Nur durch Noah gibt es einen Lichtblick und nach und nach wird es besser. Es gibt gute und schlechte Zeiten. Ich hatte ehrlich mehr damit gerechnet, dass das Buch deprimiert, das es einen die Tränen in die Augen treibt und das Herz schwer wird, aber das war nicht der Fall. Es ist tragisch und liebenswert zugleich. Ich liebe die beiden Charaktere, habe mit ihnen zwar gelitten aber es wurde nicht zu viel und nicht so übergreifend.

Fazit
Ernste Themen, wunderbare Charaktere und eine Autorin, die daraus einer atemberaubend schönen Geschichte formt. Ich konnte "Die Tage, die ich dir verspreche" nicht mehr aus der Hand legen. Ich habe mit Gwen und Noah mitgelitten und die Daumen gedrückt, dass Noah erfolg hat und Gwen mit ihren Ängsten helfen kann. Ein Lesehighlight!

Veröffentlicht am 09.10.2016

Erst der Verlust gewinnt ein Herz

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„Über alles hat der Mensch Gewalt, nur nicht über sein Herz.“ (Friedrich Hebbel)

Die 19-jährige Gwen ist sehr krank. Schon lange wartet sie darauf, dass sich ein Organspender findet, damit sie ein neues ...

„Über alles hat der Mensch Gewalt, nur nicht über sein Herz.“ (Friedrich Hebbel)

Die 19-jährige Gwen ist sehr krank. Schon lange wartet sie darauf, dass sich ein Organspender findet, damit sie ein neues Herz bekommt. Und dann ist es soweit. Doch nach der Operation fällt Gwen in ein tiefes Loch, sie ist verzweifelt und todunglücklich, denn es plagen sie Schuldgefühle aufgrund der Tatsache, dass jemand sterben musste, damit sie leben kann. Ihre Verzweiflung stürzt sie in eine tiefe Depression, der Gedanke, das gerade erhaltene Herz jemand anderem zu geben, wird für sie zur fixen Idee und damit gibt sie offen zu, dass sie sterben möchte. Eine Anmeldung in einem Forum für Herztransplantationen führt sie zu dem jungen Studenten Noah, der das Forum betreut. Gwen bietet ihr Herz im Forum an, was Noah unbedingt verhindern will. Als Gwen auf einmal vor seiner Tür steht, versucht Noah mit allen Mitteln, Gwen umzustimmen. Wird es ihm gelingen? Wird Gwen endlich wieder lernen, das Leben zu lieben?

Lily Oliver hat mit ihrem Buch „Die Tage, die ich dir verspreche“ einen sehr emotionalen und anrührenden Roman vorgelegt und sich darin mit einem sehr heiklen Thema auseinander gesetzt, das immer aktuell ist und viele Menschen tagtäglich beschäftigt, seien es Spender, aber vor allem Empfänger. Niemand ist sich der Tatsache mehr bewusst, dass jemand anders zu leiden oder zu sterben hat, damit jemand neuen Lebensmut und mehr Zeit bekommt, als gerade die Spendenempfänger. Manche warten Jahre darauf, sich einer Operation zu unterziehen, viele sterben innerhalb der Wartezeit, weil es nie genug Spender gibt und vor allem der passende. Der Leidensweg dieser Menschen und deren Angehöriger ist meist jahrelang gezeichnet von der Organkrankheit und die Kraft, die Hoffnung aufrecht zu erhalten, wird immer schwerer, je länger es dauert, bis man die erlösende Nachricht bekommt. Die meisten Empfänger sind überglücklich, endlich ein halbwegs normales Leben führen zu können, aber es gibt auch diejenigen, die nach der Operation Depressionen bekommen, sich mit dem „Lebensgeschenk“ nicht abfinden können und darunter leiden, weil sie sich auf einmal selbst fremd sind oder sich fremd fühlen, weil sie der Gedanke an den eventuell toten Spender verzweifeln lässt und sie so ihrem Lebensmut und ihrer Energie beraubt.

„Du kannst Deine Augen schließen, wenn Du etwas nicht sehen willst, aber Du kannst nicht Dein Herz verschließen, wenn Du etwas nicht fühlen willst.“ (Johnny Depp)

Der Schreibstil ist flüssig, durch die verschiedenen Perspektiven findet sich der Leser mal an der Seite von Gwen, mal an der Seite von Noah wieder und erfährt so vieles über deren Empfindungen, Gefühle und Gedanken.

Die Charaktere sind sehr interessant ausgestaltet, wirken lebendig und authentisch. Gwen ist zu Beginn nicht gerade eine Sympathieträgerin, man muss sich auf sie einlassen, muss ihre Verzweiflung spüren und ihre Gedanken nachvollziehen, um sie besser kennenzulernen und sie zu verstehen. Gwen hat einen sehr langen Leidensweg hinter sich, sie hatte wahrscheinlich nicht mehr viel Hoffnung, am Leben zu bleiben. Nach der Operation lehnt sie das neue Herz ab, weil sie den Gedanken nicht erträgt, dass dafür ein Mensch gestorben ist. Gleichzeitig ist es aber auch so, dass sie ihr eigenes krankes Herz nicht mehr besitzt und somit fühlt sie sich selbst fremd und nicht mehr wie sie selbst. Ihre Verzweiflung ist verständlich, vermuten doch heute noch viele Menschen auf der Welt, dass in dem Herz auch die Seele des Menschen wohnt. Ist Gwen nun ein anderer Mensch, weil sie ein fremdes Herz hat? Wo ist sie selbst geblieben? Natürlich fällt es schwer, sich damit abzufinden und diese Gedanken zuzulassen, vor allem muss man sich erst einmal selbst wiederfinden.

„Wem der Himmel eine große Aufgabe zugedacht hat, dessen Herz und Willen zermürbt er erst durch Leid.“ (Mengzi)

Student Noah ist eigentlich ein netter Typ, Sohn einer Herzchirurgin, der noch keine Ahnung hat, was er einmal machen will. Als Forumsleiter lernt er Gwen kennen und bringt sich hier mehr ein, als richtig ist. Doch Noah will Gwen beschützen, er macht eigentlich das Richtige, doch auf völlig falsche Art und Weise. Oftmals kann man nur den Kopf schütteln und hoffen, dass das Ganze gut ausgeht, weil er sich immer mehr Lügen bedient, um Gwen von ihrem Vorhaben abzubringen, und niemand weiß, wie Gwen darauf reagieren wird, wenn sie die Wahrheit erfahren wird.

„Mancher findet sein Herz nicht eher, als bis er seinen Kopf verliert.“ (Friedrich Nietzsche)

„Die Tage, die ich Dir verspreche“ ist ein Roman, der einen mitten ins Herz trifft und ein Thema behandelt, das einem lange nicht mehr aus dem Kopf geht. Eigentlich sollte sich jeder mit Organspende befassen und was es für einen selbst und für alle anderen bedeuten kann. Die dazugehörigen Gefühle sollte man ebenso bedenken wie die Tatsache, was einem durch eine Spende geschenkt und anderen genommen wird. Dieses Buch ist keine leichte Kost, aber absolut lesenswert, deshalb unbedingte Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 07.10.2016

perfekte Mischung

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Klappentext:
„Du hast Glück, Gwen. Alles wird gut.“ Seit ihrer Herztransplantation hört die junge Frau nichts anderes mehr. Doch statt Lebensfreude empfindet sie nur Schuld gegenüber dem Menschen, der ...

Klappentext:
„Du hast Glück, Gwen. Alles wird gut.“ Seit ihrer Herztransplantation hört die junge Frau nichts anderes mehr. Doch statt Lebensfreude empfindet sie nur Schuld gegenüber dem Menschen, der für sie gestorben ist. In ihr reift ein ungeheuerlicher Plan: Sie will ihr neues Herz verschenken und postet einen entsprechenden Aufruf in einem Internetforum. Dessen Moderator Noah geht zum Schein darauf ein. Erst als Gwen vor ihm steht, merkt er, wie verzweifelt sie wirklich ist…

Meinung:
Das Buch ist immer abwechselnd aus der Sicht von Gwen und Noah geschrieben. Dadurch ist es sehr leicht sich in beide Charaktere einzufühlen, die mir beide direkt sympathisch waren. Besonders Gwens Sicht als Transplantationsempfängerin fand ich sehr interessant und die Autorin hat sehr schön deutlich gemacht warum manche Organempfänger nicht immer nur reine Freude über ihr neues Organ empfinden, auch wenn es ihnen das Leben rettet. Noah ist ein so empathischer Charakter, mann muss ihn einfach lieben!
Der Schreibstil der Autorin ist so mitreissend, dass ich das Buch garnicht mehr aus der Hand legen wollte. Ich finde ihr ist mit dieser Geschichte genau die richtige Mischung aus traumhafter Liebesgeschichte und wirklich ernstem Thema, das sehr zum Nachdenken anregt, gelungen.
Ausserdem bekommt man nach Beendigung des Buches unheimliche Lust dazu sich ein Geocaching-App auf sein Handy zu laden und raus in die Natur auf die Suche nach einem Cache zu gehen.

Veröffentlicht am 06.10.2016

„Ich will, dass es aufhört“

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Was geht in einem Menschen vor, der durch eine Herztransplantation ein neues, ein zweites Leben geschenkt bekommt? Ist es tatsächlich immer so, dass man vor lauter Glück und Überschwang schier auseinanderplatzen ...

Was geht in einem Menschen vor, der durch eine Herztransplantation ein neues, ein zweites Leben geschenkt bekommt? Ist es tatsächlich immer so, dass man vor lauter Glück und Überschwang schier auseinanderplatzen könnte? Oder gibt es auch Menschen, die nicht mit der Tatsache klar kommen, dass für ihr Weiterleben ein anderer sein Leben hat lassen müssen?

Gwen ist 19 Jahre alt und hat viel Zeit ihres Lebens im Krankenhaus verbracht. Nach einer erfolgreichen Herztransplantation und anschließender REHA-Maßnahme, wurde sie nun in ihr „neues Leben“ entlassen. Von allen Seiten hört sie die Aussage, dass sie Glück hatte, dass sie nun wieder neu durchstarten kann, dass sie all das tun kann, was sie tun möchte und, dass alles wieder gut werden wird.

Gwen sieht das – leider – anders. Sie leidet jede Nacht unter Albträumen. Sie quält sich mit der Tatsache, dass für ihr neues Leben ein anderer Mensch sterben musste. Weil niemand sie verstehen würde, frisst sie ihren Kummer in sich hinein, versinkt in Depressionen und eines Tages kann sie mit dieser Schuld nicht mehr umgehen – sie möchte dieses unliebsame Herz verschenken und sterben. Sie meldet sich in einem Forum für Herzpatienten an und eröffnet dort einen Thread, in welchem sie nach einem Empfänger für ihr Herz sucht. Noah, der Moderator dieses Forums, hat keine Ahnung, welche Lawine er mit seinem darauffolgenden Handeln in Gang setzt. Er löscht Gwens Thread - weil er denkt sie wäre ein Troll - und auf ihre Nachfrage warum er das getan hat, antwortet er:

„Weil ich das Herz für mich selbst will. Komm doch einfach her.“

Gwen setzt sich ins Auto und fährt nach München.......


„Die Tage, die ich dir verspreche“ beschäftigt sich mit einem Thema, mit dem sicherlich jeder von uns in seinem Leben schon einmal Berührung hatte. Organversagen, Organspende, Organtransplantation und die daraus resultierende Freude, wenn jemand den man liebt und der auf der Spenderliste steht, dann auch wirklich ein Organ bekommt und weiterleben darf. Lily Oliver beschreibt in ihrem Roman nun aber die andere Seite der Medaille – Gwen ist nicht himmelhochjauchzend sondern zu Tode betrübt. Sie kommt mit ihren Schuldgefühlen nicht klar, sie will dieses doofe Herz nicht (mehr) und sie möchte sterben, damit jemand anderer dieses Herz haben und damit glücklich werden kann.

Wirklich, Noah. Den Gedanken, das Herz könnte mit mir sterben, halte ich kaum aus. Jemand wollte, dass ein Menschenleben durch dieses Herz gerettet wird, und dem will ich nicht im Weg stehen, verstehst du? Es ist das Einzige, was mich davon abhält ….

Am Anfang des Buches macht Gwen es mir sehr schwer, sie zu mögen. Das hängt wahrscheinlich mit der Tatsache zusammen, dass ich es nicht verstehen kann, dass man sein Leben wegwerfen möchte. Natürlich kenne ich Menschen mit Depressionen, aber ich kann dieses Gefühl, diese Leere, die man dann empfindet, nicht nachvollziehen. Für mich ist Leben etwas wertvolles, etwas, was einem manchmal jede Kraft abverlangt. Das Leben kann wirklich manchmal ein riesengroßes Arschloch sein, aber trotzdem ist es nichts, was man einfach wegwirft, weil man keine Lust mehr darauf hat. Deswegen finde ich Gwen zu Anfang der Geschichte recht bockig und egoistisch, denn sie ist nur darauf fixiert, wie sie dieses Herz und somit auch ihr Leben loswerden kann. An manchen Stellen hätte ich sie gerne genommen und mal so richtig geschüttelt, aber sie braucht meine Einmischung nicht – sie findet Noah.

Noah ist Student und Sohn einer Herzchirurgin. Als Moderator eines Forums für herzkranke Menschen ist er quasi der Türsteher, derjenige der entscheidet, ob jemand Zugang zu diesem Forum bekommt oder nicht. Nachdem er Gwens Beitrag gelöscht und sie quasi aufgefordert hat zu ihm zu kommen um ihm das Herz zu geben, muss er sich nun auch um sie kümmern, als sie tatsächlich am nächsten Tag vor seiner Türe steht. Noah sieht sich nun einer Verantwortung gegenüber, die er eigentlich alleine gar nicht tragen kann: Gwen möchte ihm ihr Herz schenken, dazu müsste sie sich logischerweise umbringen.

Das Buch ist kapitelweise wechselnd aus der Sicht von Noah und Gwen in der Ich-Forum geschrieben und so erfährt man als Leser die Gedanken von beiden Protagonisten, ihre Ängste und was ihnen so durch den Kopf geht. In Noahs Gegenwart fängt Gwen langsam an sich, zu entspannen und je mehr sie ihren Tunnelblick verliert, desto lieber mag ich sie. Sie wächst mir langsam aber sicher ans Herz. Noah mochte ich von Anfang an und auch wenn es da eine Sache gibt, für die man ihm gerne einen kräftigen Tritt in den Hintern geben würde, ist er genau der Mensch, den Gwen braucht.

„Die Tage, die ich dir verspreche“ ist ein Buch, das zum Nachdenken anregt. Nachdenken über das Thema Organspende und wie man selbst dazu steht, aber auch darüber, warum es einem so schwer fällt, nahestehenden und/oder geliebten Menschen zu sagen was man gerne möchte, was man gerade braucht oder eben nicht. Warum stehen wir uns so oft selbst im Weg, wenn es um unser eigenes Seelenheil geht?

„Die Tage, die ich dir verspreche“ ist ein Buch, das noch lange in mir nachklingen wird.

Veröffentlicht am 03.10.2016

Atemberaubend emotional

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"Die Tage, die ich dir verspreche" ist ein Buch, das sowohl ein interessantes, als auch ein schwieriges Thema behandelt – nämlich Organspende und wie ein Organempfänger mit diesem doch sehr außergewöhnlichen ...


"Die Tage, die ich dir verspreche" ist ein Buch, das sowohl ein interessantes, als auch ein schwieriges Thema behandelt – nämlich Organspende und wie ein Organempfänger mit diesem doch sehr außergewöhnlichen Geschenk umgeht. Ich wusste, dass es sich bei diesem Werk um eine bewegende und emotionale Geschichte handeln würde, doch selten hat mich ein Buch so nachdenklich und grüblerisch zurückgelassen. Ich habe nie darüber nachgedacht, wie sich ein Organempfänger fühlt bzw., dass er etwas anderes empfinden könnte als große Freude und Dankbarkeit. Dass es wohl auch solche Fälle gibt, die ein Organ als Bürde, große Verantwortung oder als Zeichen ihrer (eingebildeten) Fehlbarkeit und Schuld sehen, zeigt das Buch von Lily Oliver sehr gefühlvoll, überzeugend und vor allem mit Tiefgang.

Der Plot an sich bietet einiges, verläuft in verschiedene Richtungen und immer wenn man diesen "Na, endlich"-Moment hatte, hat sich die Situation wieder in Luft aufgelöst. Ich habe mit Gwen mitgefiebert, habe gehofft, dass sie einen Weg aus ihren Depressionen findet, habe gehofft, dass Noah weiß, was er tut, dass er ihr helfen kann und dass er einen Weg findet, Gwen zu vermitteln, dass Depressionen behandelt werden können, dass sie sich wieder besser und liebenswert fühlen kann; selten habe ich so mitgelitten mit den beiden jungen Hauptprotagonisten, die manchmal mehr Glück, als Verstand hatten. Nicht nur bezüglich der jungen Liebe, die sie beginnen, füreinander zu empfinden, sondern vor allem wegen Gwens Seelenfrieden. Dadurch, dass der Plot aus den Sichtweisen von Gwen und Noah erzählt werden, erfährt man ganz genau, womit sie zu kämpfen haben, was in ihnen vorgeht und wie hilflos sich beide fühlen. Ich hatte eigentlich nicht wirklich mit einem "Happy End" gerechnet und doch habe ich eins bekommen. Auch die Ausschnitte aus dem Internetforum, in dem Gwen sich vor ihrer Transplantation aufgehalten hat, am Anfang eines jeden Kapitels, zeigt die Hoffnung und die Ängste, die Gwen erleben musste – und mit ihr tausend andere, die auf ein Organ warten.

Ich fand durchweg alle Charaktere überzeugend und toll dargestellt. Sie waren sehr durchdacht und tiefgründig und haben die Geschichte somit bestens unterstützt. Gwen war mir teilweise ein bisschen zu naiv (ich wäre niemals auf die Idee gekommen nach der Mail von Noah mich ins Auto zu setzen und durch halb Deutschland zu fahren!), aber sie ist eine junge Frau, überfordert mit der Situation und ihrem Leben, daher konnte ich ihr das verzeihen. Auch Alex und die Katze Miss Sunshine fand ich als Auflockerung der doch sehr tristen Geschichte sehr gelungen.

Der Schreibstil hat es mir ziemlich einfach gemacht, das Buch schnellstmöglich zu beenden. Die Geschichte ist einfach mitreißend und Lily Olivers Worte perfekt gewählt. Durch ihre bildhafte und emotionale Schreibweise habe ich mich mittendrin gefühlt – dadurch leider auch meist etwas hilflos. In vielen Situationen hätte ich vermutlich ähnlich wie Noah reagiert.

Bezügllich des Covers bin ich ein bisschen zwiegespalten: Der dargestellte Mohn ist eine sehr vergängliche Pflanze und wirkt dadurch sehr trist, die grüne Schrift dagegen strahlt jedoch Hoffnung aus. Für mich ist es die perfekte Mischung und könnte die traurige-fröhliche Geschichte nicht besser transportieren.

Fazit
"Die Tage, die ich dir verspreche" ist ein atemberaubendes, ehrliches Buch. Lily Oliver beschreibt Gwens Geschichte so emotional und tiefgründig, dass ich richtig mitleiden "musste". Es ist ein wundervolles Werk, das ich jedem nur empfehlen kann.

Zusatz
Lily Oliver geht in ihrem Nachwort nochmal besonders auf das Thema Organspende, insbesondere auch auf den Organspendeausweis. Ähnlich wie die Autorin möchte ich niemanden dazu aufrufen, sich so einen Ausweis anzulegen, da die Entscheidung jeder für sich treffen muss. Ich habe in meinen jungen Jahren Gott sei Dank noch kein Organ gebraucht und werde (hoffentlich!) auch nie eines brauchen, aber es gibt Menschen, die eines benötigen, die jeden Tag die Hoffnung haben, eins zu bekommen, die um ihr Leben kämpfen und sich nichts sehnlicher wünschen, als dieses lebensrettende Geschenk – eine zweite Chance. Den Ausweis gibt es kostenlos, es gibt keinen großartigen Papierkram; es geht schnell und einfach. Bitte überlegt es euch. Denn ein einziger Mensch könnte damit sieben Leben retten.

Falls ihr euch jedoch gegen eine Organspende entscheiden solltet, legt euch trotzdem einen Ausweis zu und kreuzt das entsprechende Kästchen an. Denn damit könnt ihr euren Angehörigen die elendige Entscheidung in einer solchen Situationen abnehmen. Informieren könnt ihr euch diesbezüglich auch auf der Seite des Bundesministeriums für Gesundheit.