Inhalt:
„Lara kann nicht aufhören zu reden. Ein Zwang treibt die an Amnesie leidende junge Frau dazu, ihre Erinnerungslücken mit Worten zu füllen. Längst hört ihr keiner mehr zu, außer in den Therapiestunden, die sie als Patientin der Psychiatrie bekommt. Bis sie Thomas findet. Lara weiß, es ist falsch, ihre Verzweiflung über ihre Amnesie auf ihn abzuladen, denn Thomas liegt im Koma. Dennoch schleicht sie sich immer wieder zu ihm und bemerkt bald, dass er auf ihre Stimme reagiert. Lara beschließt, Thomas eine Geschichte zu erzählen: eine Liebesgeschichte zwischen ihr und ihm, die bald für beide realer wird als ihr Dasein im Krankenhaus. Ein Traum von Liebe, an den sich beide klammern und der die Kraft hätte, nicht nur Thomas aus der Dunkelheit zu holen, sondern auch Lara. Doch beide ahnen nicht, was für eine erschütternde Wahrheit in den Tiefen von Laras Geschichte auf sie wartet …“
Lara ist nach einem Unfall im Krankenhaus gelandet und kann sich an die letzten beiden Jahre nicht erinnern. Ihr Zwang zu reden wird dadurch noch größer und sie füllt ihre Erinnerungslücken mit sinnlosem Geplapper.
Bald schon weicht ihr jeder aus, um ihr nicht zuhören zu müssen. Da scheint Thomas genau der richtige Ausweg zu sein. Er liegt im Koma und bei ihm fühlt Lara sich angenommen.
Sie beginnt ihm Geschichten zu erzählen. Zu Beginn ist es eine fiktive Liebesgeschichte zwischen ihnen beiden, die sich aber bald schon mit Erinnerungen aus Laras echtem Leben füllt.
Als Lara der schrecklichen Wahrheit um ihre Vergangenheit immer näher kommt, scheint Thomas plötzlich auf ihre Stimme zu reagieren… .
Meine Meinung:
Schon „Die Tage, die ich dir verspreche“ hat mich sehr berührt, deshalb wollte ich auch unbedingt „Träume, die ich uns stehle“ unbedingt lesen.
Das Buch beginnt mit einem Prolog aus Laras Sicht und einem aus Thomas‘ Sicht. Es startet bei ihren Unfällen, doch erfährt man nichts Genaues, so dass ich mich sofort fragte, was denn eigentlich passiert war.
Danach findet man sich mit Lara im Krankenhaus wieder und erlebt, wie sie versucht, sich in einer Therapie an ihre Vergangenheit zu erinnern. Dabei erfährt man auch von ihrem Zwang zu reden. Diese Störung hat sie schon seit ihrer Kindheit und immer schon stieß sie damit auf Abneigung. Lara war mir sofort sympathisch, tat mir aber auch richtig leid. Sie scheint keine Freunde zu haben, bekommt keinen Besuch und jetzt fehlen ihr auch noch ihre Erinnerungen und alles, was während der ganzen Zeit hochkommt, scheinen negative Erfahrungen zu sein. Ich fragte mich ständig, was diese junge Frau wohl alles durchmachen musste, um ohne Gedächtnis und allein im Krankenhaus zu landen.
Dazwischen findet man immer wieder Kapitel aus Thomas‘ Perspektive. Das fand ich sehr interessant. Im Koma erinnert er sich an sein Leben, an all das Gute, aber auch an das weniger Gute. Auch in seiner Vergangenheit scheint es eine dunkle Episode zu geben. Doch auch diese bleibt vorerst ein Geheimnis.
Ich war wirklich sehr gespannt, was hinter all dem stecken wird, denn dass Lily Oliver für eine Überraschung gut ist, hat sie schon mehrmals bewiesen.
Doch vorerst begleitet man Lara zu den Besuchen bei Thomas, erlebt mit, wie ihre Geschichten mit ihren Erinnerungen verschmelzen und sie versucht, ihre Störung in den Griff zu bekommen, für Thomas. Ich fand es schön zu lesen, wie es Lara gelingt, immer ruhiger und bewusster zu sprechen. Dabei beschreibt die Autorin diese Störung sehr authentisch und auch ihre Fortschritte geschehen nicht von heute auf morgen, sondern brauchen Zeit. Manch ein Leser könnte sagen, dass es deswegen im Mittelteil ein paar Längen gibt, aber ich fand diese Episoden sehr berührend, gefühlvoll und auch mitreißend. Es war schön zu lesen, wie Lara sich immer mehr auf Thomas einlässt und so auch ihr eigenes Leben ordnen kann.
Und dann plötzlich zog mir Lily Oliver mit einer überraschenden Wendung den Boden unter den Füßen weg. Ich war schockiert und wollte es nicht wahrhaben. Niemals hätte ich gerechnet, dass die Geschichte in diese Richtung gehen würde. Es hat mich wirklich erschüttert und bewegt. Die Autorin bringt so viel Gefühl in ihre Geschichte, beschönigt aber auch nichts. Sie schafft keine heile, rosarote Welt, sondern zieht ihre Leser in eine Realität hinein, die nicht immer nur schön ist, sondern auch ihre grausamen Seiten hat. Damit hat sie mich richtig gepackt. Ich litt mit den Protagonisten mit, ließ mich von ihrem Schicksal erschüttern und wünschte mir ein Happy End für sie. Ich war so sehr in der Geschichte gefangen, dass ich sie innerhalb kürzester Zeit durchgelesen hatte.
Das Ende hat mich noch einmal richtig begeistert. Auch hier zeigt Lily Oliver richtig viel Fingerspitzengefühl. Es ist wirklich das perfekte Ende für diese berührende Geschichte. Authentisch, glaubwürdig, aber auch sehr mitfühlend. Ich habe einige Tränen bei diesem Buh vergossen, doch besonders viele am Ende, deshalb bleibt mir diese Geschichte sicher im Gedächtnis und auch im Herzen.
Fazit:
Mit „Träume, die ich uns stehle“ hat mich die Autorin richtig ins Herz getroffen. Es ist eine Geschichte, die so voller Gefühl ist, aber auch eine grausame Realität beschreibt. Lily Oliver beschönigt nichts, erzählt aber sehr einfühlsam vom Schicksal ihrer Protagonisten, das mich wirklich sehr berührt und auch zu Tränen gerührt hat. Ein wundervolles Buch, das mir noch lange im Gedächtnis, vor allem aber auch im Herzen bleiben wird.
Von mir bekommt das Buch 5 Punkte von 5.