Spannend, aber etwas verwirrend
„Weil da war etwas im Wasser“ von Luca Kieser ist ein spezieller Debütroman, weil er aus der Perspektive der acht Arme eines Riesenkalamar verfasst ist. Beschrieben wurde als „Ein Umwelt-Roman, der Gewohntes ...
„Weil da war etwas im Wasser“ von Luca Kieser ist ein spezieller Debütroman, weil er aus der Perspektive der acht Arme eines Riesenkalamar verfasst ist. Beschrieben wurde als „Ein Umwelt-Roman, der Gewohntes auf den Kopf stellt und neue Perspektiven eröffnet. Poetisch und berührend, aufrüttelnd und humorvoll.“ Das hat mich direkt angesprochen, und die Tatsache, dass der Roman durch ein Staatsstipedium für Literatur gefördert wurde. Die Erwartungen waren also hoch und sprachlich wurde ich auch nicht enttäuscht: Die acht Arme erzählen stilistisch ganz unterschiedlich, der eine erzählt die Lebensgeschichte einer Familie, der andere in Form von Tagebucheinträgen, usw. Es gibt keine lineare Erzählstruktur, in Fußnoten verweisen die Arme auf ihre eigenen Teile, und es ist oft ratsam, gewisse Kapitel vorzuziehen, um die einzelnen Geschichten zusammenzusetzen. Am Anfang hat mich das zugegebenermaßen etwas verwirrt, als ich es jedoch verstanden habe, hat es sehr viel Spaß gemacht und mich ein bisschen an einen Escape-Roman erinnert. Wie mir der Roman insgesamt gefallen hat, ist nicht ganz einfach zu beantworten, weil ich manche Teile sehr spannend gefunden habe, während ich andere Teile etwas deplatziert in dem Roman gewirkt haben. Ich war am Ende des Romans etwas frustriert, weil ich nicht genau gewusst habe, was jetzt wirklich genau die „Message“ des Romans ist… Das Verhältnis vom Menschen zum Meer/der Umwelt? Der Versuch einer Versprachlichung von etwas Fremden? Die Weitergabe eines Angstgefühls über Generationen? Oder doch das Schamgefühl und Stilschweigen einer Vorhautverengung bei Männern, die eigentlich ziemlich häufig ist? Ich denke zwar nicht, dass jeder Roman immer eine Lösung und Message braucht, Kunst darf auch gerne für sich stehen, jedoch hatte ich hier das Gefühl, das Kieser schon versucht hat, etwas mitzuteilen, mir war am Ende nur nicht ganz klar, was das sein soll. Der Roman ist grundsätzlich meiner Meinung nach schon lesenswert, weil er sprachlich wirklich gut ist, man muss sich einfach auf diese Leseerfahrung einlassen, und sich darauf einstellen, dass es keine eindeutige Lösung gibt.