Großartiges Thema
BKA Kommissarin Yasira Saad sitzt bei einem Tinder Date, als ihre Begleitung auf ein Video aufmerksam wird. In diesem wird ein vor kurzem spurlos verschwundenes Mädchen gleich von drei Männern vergewaltigt, ...
BKA Kommissarin Yasira Saad sitzt bei einem Tinder Date, als ihre Begleitung auf ein Video aufmerksam wird. In diesem wird ein vor kurzem spurlos verschwundenes Mädchen gleich von drei Männern vergewaltigt, deren Aussehen eindeutig fremdländischen Männern zuzuordnen ist. Gemeinsam mit ihrem Kollegen nimmt sie die Ermittlungen auf, während gleichzeitig eine Gruppe Rechtsextremisten sich in Selbstjustiz übt. Die Stimmung schaukelt sich immer mehr hoch und den Ermittlern ist klar, dass sie alles daran setzen müssen, um Lena zu finden. Doch dann kommt Yasira eine schier unglaubliche Idee.
Marc Uwe Kling und Thriller? Funktioniert das? Genau das habe ich mich vorm Lesen des Buches gefragt und ich muss zugeben, dass es für mich nur bedingt funktioniert hat.
Mit einem recht prägnanten Schreibstil, bei dem kurze, knackige Sätze zwar ein schnelles vorankommen beim Lesen garantieren, erzählt Kling von einem extrem brisanten Thema. Bei mir kam allerdings nicht das Gefühl des Mitfieberns auf und ich habe die Geschichte recht unbeteiligt gelesen, was vielleicht aber auch gewollt ist, um zum Nachdenken anzuregen.
Für mich hat der Autor hier allerdings auch viel zu viele Themen mit in die Handlung gepackt, was zwar relativ spannend zu lesen war, aber leider auch dazu führte, dass alles nur an der Oberfläche angekratzt wurde. Wir machen hier Sprünge von sozialen Medien über Sorgen einer Mutter, hin zu Rassismus und Rechtsextremismus bis hin zur Entwicklung von KI, um all dem Tiefe zu verleihen, hätte es gute 200 Seiten mehr gebraucht, allerdings hätte das wiederum das Buch zu überladen wirken lassen. Ich bin da ziemlich hin- und hergerissen, denn was ich Kling zu Gute halte, ist, dass das Erzählte ohne jegliche Wertung bleibt und der Leser sich seine eigene Meinung bilden kann.
Die Handlung hat so einige Plottwists, wobei der eigentliche Fall, nämlich die entführte Lena, immer mehr in den Hintergrund rückt und letzten Endes bleiben für mich zu viele Fragen offen.
Die Ermittlungen erleben wir aus der Sicht der BKA Kommissarin Yasira Saad, die hier auch, was Charaktere angeht, den größten Raum erhält. Sowohl ihre Sorgen als alleinerziehende Mutter als auch als PoC konnte ich gut nachvollziehen und fand sie wirklich gut gezeichnet. Alle anderen Charaktere bleiben dafür blass, was für mich hier aber gut passte.
Mein Fazit: Alles in allem ließ sich das Buch zwar schnell weglesen, hinterlässt bei mir aber keinen bleibenden Eindruck. Hier wären weniger Themen einfach mehr gewesen und so fehlte es mir oft einfach an Tiefgang, der mich bestimmt mehr hätte mitreißen können. Das Ende bleibt mir zu offen und bezogen auf die gesamte Ermittlung fand ich es eher merkwürdig, was da zum Schluss geschah. Kurzweilige Unterhaltung, die mich nicht völlig überzeugen konnte.