Faszinierend! Ich konnte das Buch nicht aus der Hand legen...
„Eine Melodie hatte von Fionas Körper Besitz ergriffen. Eine Melodie, eine tiefe, dröhnende Vibration, die ihr ganzes Wesen erschütterte, begleitet von einem stetigen Rhythmus, wie ein unruhiger, hastiger ...
„Eine Melodie hatte von Fionas Körper Besitz ergriffen. Eine Melodie, eine tiefe, dröhnende Vibration, die ihr ganzes Wesen erschütterte, begleitet von einem stetigen Rhythmus, wie ein unruhiger, hastiger Puls, ein heißer, hechelnder Atem.“ (Auszug S. 28)
Mit einem tragischen Unfall im Oktober 1837 beginnt ein spannender Roman rund um die junge Adlige Fiona, die Unterschlupf findet im HerrenhausThirstane Manor. Herr des Hauses ist Sir Aidan, der auf den ersten Blick ebenso unheimlich erscheint wie sein Anwesen. Dieser sinnt nach Rache und plant, Fiona als Druckmittel gegen ihren Vater, einen mächtigen Richter, zu verwenden...
Was nach einer romantischen Unterhaltungsliteratur klingt, ist der Beginn eines tiefgreifenden, gut recherchierten Historienromans, der mich von der ersten Seite an so gepackt hat, dass ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen konnte, sondern in einem Rutsch durchgelesen habe.
Wir begleiten sowohl Fiona als auch Aidan im zweigeteilten Roman durch die ersten 9 Tage und lernen sie besser kennen. Fiona ist viel alleine, anfänglich eher zögerlich zurückhaltend und ihre Gedanken schweifen in ihre Kindheit ab, so dass wir die Geschichte der jungen Frau erleben. Über Aidan erfahren wir anfänglich eher wenig; nur erleben wir immer wieder seinen Zorn und seine innere Zerrissenheit, gegen dessen „schwarze Schatten“ er tags wie nachts ankämpft.
Die beiden Protagonisten bilden einen interessanten Gegensatz, der mich durch gut gewählte Worte, ein angepasstes Erzähltempo fasziniert. Beginnt die Geschichte anfangs langsam, gewinnt sie gerade dann im zweiten Teil des Romans deutlich an Fahrt – vergleichbar mit der Entwicklung Fionas zu einer aktiven jungen Frau und einem männlichen Protagonisten, der mehr und mehr aus sich herauskommt.
Auffallend sind hierbei die geschickt eingewobenen historischen Tatsachen, wobei so manches Detail mir gar nicht bekannt war. Diese machen die Geschichte aber „rund“ und heben sie meines Erachtens auf eine andere Ebene – Die Melodie der Schatten ist eben kein romantischer Liebesroman mit „kariertem Schottenrock“-Hintergrund, sondern ein Roman, der sich mit den Abgründen der sozialen Oberschicht beschäftigt und gleichzeitig viel Menschlichkeit aufzeigt.
Ich schätze dieses Buch wirklich sehr und – obwohl es bereits 2 Jahre im Buchhandel zu finden ist – möchte ich es jedem interessierten Leser ans Herz legen. Erwartet keine Liebesschmonzette! Lasst euch ein auf seelische und körperliche Schmerzen,verbunden mit Traditionen und Tatendrang. Ein Buch, welches ihr vermutlich dann auch nicht mehr aus der Hand legen könnt ;)