In einer Villa am Zürichberg wohnt Alt-Nationalrat Dr. Stotz, umgeben von Porträts einer jungen Frau. Melody war einst seine Verlobte, doch kurz vor der Hochzeit – vor über 40 Jahren – ist sie verschwunden. Bis heute kommt Stotz nicht darüber hinweg. Davon erzählt er dem jungen Tom Elmer, der seinen Nachlass ordnen soll. Nach und nach stellt sich Tom die Frage, ob sein Chef wirklich ist, wer er vorgibt zu sein. Zusammen mit Stotz’ Großnichte Laura beginnt er, Nachforschungen zu betreiben, die an ferne Orte führen – und in eine Vergangenheit, wo Wahrheit und Fiktion gefährlich nahe beieinanderliegen.
Martin Suter hat seinen Roman um die Geschichte des Nationalrates Dr. Peter Stotz und der Melody Alaoui angelegt.
Der junge Jurist Tom Elmer tritt eine Stelle an, in der er den Nachlass des Dr. Stotz sichten, ...
Martin Suter hat seinen Roman um die Geschichte des Nationalrates Dr. Peter Stotz und der Melody Alaoui angelegt.
Der junge Jurist Tom Elmer tritt eine Stelle an, in der er den Nachlass des Dr. Stotz sichten, sortieren und nach dessen Tod verwalten soll. Dr. Stotz ist einflußreich, reich, jedoch schwer erkrankt.
Tom zieht in die Villa des Dr. Stotz, und bei den gemeinsamen Zusammenkünften und Diners berichtet Dr. Stotz von seinem Leben, im Besonderen von seiner großen Liebe zu Melody.
Der Autor entwickelt von Beginn an die Spannung des Romans, indem er zwischen den Beobachtungen und Handlungen aus Sicht des Tom und der Perspektive der Berichte von Dr. Stotz wechselt. Daraus ergeben sich die überraschenden und spannungsreichen Wendungen der Geschichte.
Der Roman ist litererarisch, logisch schlüssig und durch die Volten im Handlungsablauf unterhaltam und kurzweilig.
Zusammgefasst: ein Lesegenuß, dessen Lektüre ich empfehlen kann.
Dieses Buch hat mich deshalb sehr fasziniert, weil die persönliche Geschichte rund um den einen Protagonisten im Laufe der Darstellung so viele Wendungen nimmt, dass die beteiligten Personen und der Leser ...
Dieses Buch hat mich deshalb sehr fasziniert, weil die persönliche Geschichte rund um den einen Protagonisten im Laufe der Darstellung so viele Wendungen nimmt, dass die beteiligten Personen und der Leser sowieso schließlich nicht mehr wissen, was der Realität entspricht und was Fiktion ist. Der eine, soeben erwähnte Protagonist ist der dem Tode geweihte wohlhabende und einst sehr einflussreiche Geschäftsmann und Politiker Dr. Stotz, der dem arbeitsuchenden jungen Rechtsanwalt einen befristeten Job zur Ordnung seines Nachlasses und Beschönigung seiner Person überträgt. Schnell wird deutlich, dass tatsächlich nicht diese Aufgabe im Vordergrund der Tätigkeit von Tom Elmer steht. Vielmehr stimmt Dr. Stotz seinen Angestellten in regelmäßigen alkoholgetränkten Kamingesprächen und Mahlzeiten darauf ein, sich auf die Suche nach einer Frau namens Melody zu machen. Diese wesentlich jüngere Marokkanerin war vierzig Jahre zuvor seine Verlobte und verschwand wenige Tage vor der Hochzeit spurlos und hat Stotz nie mehr losgelassen. Elmers Nachforschungen sind spektakulär und immer wieder überraschend. Alles wird sehr pointiert dargestellt. Die sich wiederholenden detaillierten Schilderungen der einzelnen üppigen Mahlzeiten und Spirituosen hätten vielleicht etwas kürzer gefasst werden können. Etwas unwahrscheinlich mutet es auch auf mich an, dass Elmer von jetzt auf gleich sein eigenes Leben so komplett aufgibt und sich ganz der neuen Arbeit und seinem Arbeitgeber unterordnet.
Martin Suter kann einfach großartig schreiben, dass ist seiner breiten Leserschaft schon lange bekannt! Hier läuft er wieder zu seiner altbekannten eleganten Hochform auf und zeichnet einen älteren Herren ...
Martin Suter kann einfach großartig schreiben, dass ist seiner breiten Leserschaft schon lange bekannt! Hier läuft er wieder zu seiner altbekannten eleganten Hochform auf und zeichnet einen älteren Herren mit einem immensen Erbe, sei es das monetäre sowie das emotionale. Das kann Herr Suter ausgezeichnet, gut situierte Männer zu zeichnen und diese dann an ihren Schwachstellen zu demontieren.
Dieses Mal also ein ehemaliger Nationalrat, Dr. Peter Stotz, der nun mit 84 Jahren eine Diagnose bekam nur noch ein Jahr lang zu leben. Damit sein Erbe bis dahin geordnet und „gesäubert“ ist, sucht er sich den jungen arbeitslosen Juristen Tom Elmer, zu dem er nach und nach ein vertrauliches Verhältnis hat. Und dann kommen die beiden auch zur titelgebenden Melody, denn das war die Frau seines Herzens, die kurz vor der Heirat verschwand. Das macht Tom natürlich neugierig und er beginn zu wühlen. Mit von der Partie, Stotz Großnichte Laura, die auch seine Alleinerbin ist.
Martin Suter hat wieder mal einen klassischen Erzählton, den ich sehr schätze. Kann gut und gerne über den Genuss an Speisen und Alkohol ausschweifend berichten und lässt an der ein und anderen Stelle eine Prise Ironie einstreuen. Das macht in der Tat große Freude beim Lesen.
Suter gelingt es fulminant, auf etwas mehr als zwei Seiten die Lebensgeschichte von Tom Elmer, Jurist und seit sechs Wochen auf Jobsuche, auszubreiten und seine aktuelle Situation zu beschreiben, um dann ...
Suter gelingt es fulminant, auf etwas mehr als zwei Seiten die Lebensgeschichte von Tom Elmer, Jurist und seit sechs Wochen auf Jobsuche, auszubreiten und seine aktuelle Situation zu beschreiben, um dann in Kapitel zwei unmittelbar in die Geschichte einsteigen zu können.
Tom soll die umfangreichen Dokumente des über 80-jährigen Dr. Peter Stotz ordnen. Ein immenser Papier- und Aktenberg erwartet ihn in der Villa in Zürich, die zugleich einem riesigen Denkmal für eine wunderschöne , schwarzhaarige Frau zu dienen scheint. Porträts von ihr hängen in diversen Zimmern, kleine Tischchen mit Andenken an sie sind im ganzen Haus verteilt. Was ist ihr Geheimnis? Nach und nach erzählt Dr. Stotz, gebrechlich, aber umsorgt von Butler und Köchin, wie die schöne Melody in sein Leben trat und urplötzlich wieder daraus verschwunden ist.
Die Grundidee hat mich absolut gepackt: Ein älterer Herr, der einen jungen Mann mit einem Vertrag an sich bindet, um sein Archiv zu ordnen. Der zudem im Haus wohnen muss, in dem es einen Butler, eine italienische Köchin, einen verkrachten Schriftstellerfreund und eine reizende Großnichte gibt. Alles gepaart mit dem Mysterium um Melody, das nur häppchenweise aufgedröselt wird.
Unaufgeregt lässt der Autor seinen Protagonisten Stotz während der gemeinsamen Kamingespräche mit Tom plaudernd in die Vergangenheit eintauchen. Dieses emotionale und doch bedachte und bewußte Erzählen zieht sich durch den ganzen Roman und bestimmt seinen Aufbau - bis zum Schluss.
In Zügen hat mich die Geschichte an Storms Novelle "Immensee" erinnert, in der ein ebenfalls über 80-jähriger Erzähler über seine längst verlorene Liebe erzählt, sich in seine Jugend und sein vergangenes Glück zurück träumt. Bei Suter kommt aber noch mehr hinzu, denn während Tom in der Nachlassordnung voranschreitet, tauchen Unstimmigkeiten auf. Während "Immensee" zu Beginn schon abgeschlossen ist, ist bei "Melody" noch einiges offen.
Ich habe das Buch sehr gerne und rasch gelesen. Mein erster Suter nach "Die dunkle Seite des Mondes" (2001 - Ups!). Es ist eher gemächlich erzählt und trotz des Geheimnisses nicht nervenzerfetzend spannend. Der Sprachstil hat mir gefallen. Auf dem Klappentext steht "geschmeidig", das ist treffend ausgedrückt. Eine für mich runde Geschichte, die gut unterhalten hat und Storms Tragik hinter sich lässt.
Gebundene Ausgabe: 336 Seiten
Diogenes (22. März 2023)
ISBN-13: 978-3257072341
Preis: 26,00 €
auch als E-Book und als Hörbuch erhältlich
Ein ruhiger und fesselnder Roman
Inhalt:
Alt-Nationalrat Dr. Peter ...
Gebundene Ausgabe: 336 Seiten
Diogenes (22. März 2023)
ISBN-13: 978-3257072341
Preis: 26,00 €
auch als E-Book und als Hörbuch erhältlich
Ein ruhiger und fesselnder Roman
Inhalt:
Alt-Nationalrat Dr. Peter Stotz ist über 80 und todkrank, als er den jungen Anwalt Tom Elmer einstellt, um seine Papiere für die Nachwelt zu ordnen. Dieser dringt dabei immer weiter in das Leben des alten Herrn vor. Besonders fasziniert ist er von einer jungen Frau, Melodiy, deren Bilder im ganzen Haus hängen. Und Dr. Stotz erzählt Tom bereitwillig von Melody, seiner Verlobten, die drei Tage vor der geplanten Hochzeit plötzlich verschwand und die er nun seit über vierzig Jahren sucht …
Meine Meinung:
„Melody“ lässt sich sehr gut lesen und ist von Anfang an einigermaßen unterhaltsam. Allerdings kommt die Story zunächst doch für meinen Geschmack ein wenig zu behäbig daher. Ich hatte beim Lesen das Gefühl, im ersten Viertel passiert irgendwie gar nichts. Doch dann nimmt die Handlung Fahrt auf. Stotz erzählt Tom, wie er Melody kennenlernte, wie er sich verliebte, wie die Hochzeit geplant wurde und über die Steine, die dem Paar dabei in den Weg gelegt wurden. Und wie Melody eines Tages einfach verschwunden war.
Als Leser rätselt man genau wie Tom, was wohl geschehen ist. Möglichkeiten gibt es viele. Und kaum hat man sich für eine entschieden, wirft der weitere Verlauf diese Vermutung wieder über den Haufen. Plötzlich geht die Sache in eine ganz andere Richtung. Und dann wieder in eine andere. Martin Suter versteht es wirklich, die Lesenden durch diese Wendungen zu überraschen.
Das Buch entwickelte so von Seite zu Seite einen immer größeren Sog auf mich, sodass ich es schließlich kaum noch aus der Hand legen wollte.
Die Figuren sind sehr gut ausgearbeitet. Sie wirken authentisch und dreidimensional. Die Protagonist*innen sind sympathisch, sodass man gerne an ihrer Seite versucht, die Geheimnisse zu lüften.
Wer sich gerne auf einen ruhigen, aber trotzdem fesselnden Roman einlassen will, darf hier gerne zugreifen.