Love-Scammer, Tattoos und Mythologie
Drei Personen:
Juno, Performancekünstlerin und Tänzerin, "eine Weltraumsonde, die man zu Jupiter hinaufgeschossen hatte, damit sie alles von ihm aufzeichne." (S. 197)
Jupiter, kranker Schriftsteller ...
Drei Personen:
Juno, Performancekünstlerin und Tänzerin, "eine Weltraumsonde, die man zu Jupiter hinaufgeschossen hatte, damit sie alles von ihm aufzeichne." (S. 197)
Jupiter, kranker Schriftsteller und Junos Ehemann, der "mit seiner Gravitationskraft die Erde von Asteroideneinschlägen schützt". (S. 145)
Benu, ein Love-Scammer aus Nigeria. "Ein Satellit, der verloren gegangen war." (S. 103)
Während sich Junos Alltag um den kranken Ehemann, Proben, Geldsorgen und Tanzen dreht, flüchtet sie sich nachts in die Chats mit Betrügern, sogenannten Love-Scammern, die nach einiger Zeit des verliebten Chattens Geld fordern und häufig genug auch erhalten. Juno spielt ihre ganz eigenen Spielchen mit diesen Internet-Lovern; sie erfindet sich in diesen Gesprächen neu und fällt doch jeden Morgen wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. Mit Benu jedoch, tauscht sie sich über einen langen Zeitraum aus.
Martina Hefter hat diese Geschichte in einer leicht zu lesenden Sprache verfasst, die aber durch eine Vielzahl von mythologischen und astronomischen Anspielungen Tiefe erhält. Neben den für fast allen Haupt- und Nebenfiguren verwendeten Namen aus verschiedenen Mythologien steht der profane Alltag. Die Angst vor dem Älterwerden und dem Sterben wird thematisiert und immer wieder durch die Erwähnung des Filmes "Melancholia" (2011) von Lars von Trier im Roman eingebaut. In diesem Film wird die Erde durch die Kollision mit einem anderen Planeten vernichtet.
Hier nur ein paar Beispiele für die sprechenden Namen: Juno ist u.a. die römische Göttin der Fürsorge. Jupiter ist der größte Planet unseres Sonnensystems und gleichzeitig der oberste Gott der römischen Mythologie. Als Benu wurde ein altägyptischer Totengott bezeichnet. Plutos, den Juno als gut verdienenden Mann erkennt und kennenlernt, ist in der griechischen Mythologie die Personifikation des Reichtums.
Die Geschichte war einerseits ganz interessant, andererseits müsste ich mich noch viel intensiver mit den Anspielungen befassen. Dafür fehlt mir gerade etwas die Lust. Man kann den Roman sicherlich auch so lesen, aber ich denke, dass einiges verloren geht. Die Autorin fasst an einer Stelle selbst zusammen, um was es in diesem Text geht, der sicherlich auch viel von ihr persönlich enthält: "Es ist dieser Text hier. [...] manchmal schreibt sie auch abends oder nachts. Einen Text über Tattoos, den Planeten Melancholie, über ältere Frauen, Love-Scammer, Nigeria." (S. 129)